Jom Kippur

Alles steht still

Selichot-Gebete an der Kotel einen Tag vor Jom Kippur Foto: Flash 90

Wenn der Mittwoch sich langsam dem Ende zuneigt und die ersten Sterne am Himmel erscheinen, ist es wieder so weit: Der jüdische Versöhnungstag hat begonnen. Und damit für die Mehrzahl der Israelis innere Einkehr, Ruhe, Fasten und Beten. Auch dieser Jom Kippur wird in Israel im Schatten der Corona-Pandemie verlaufen.

Einen Lockdown wird es trotz hoher Infektionszahlen mit dem Coronavirus nicht geben. Das hatte die Regierung in Jerusalem vor wenigen Tagen noch einmal bestätigt. Die Synagogen sind zum Gebet geöffnet – allerdings unter strikten Auflagen.

gottesdienste Das Gesundheitsministerium schlägt vor, dass sämtliche Gottesdienste unter freiem Himmel abgehalten werden. Jede Synagoge, die dennoch mehr als 50 Menschen in ihre Räumlichkeiten einlässt, muss von allen Anwesenden die Vorlage eines Impfzertifikats verlangen. Kinder unter zwölf Jahren, die nicht geimpft werden können, müssen vor dem Eintritt einen negativen PCR-Test zeigen.

Gläubige Juden werfen bei der Taschlich-Zeremonie symbolisch ihre Sünden ins Wasser.

Der höchste Feiertag im Judentum dauert 25 Stunden bis zum Donnerstagabend an. Während dieser Zeit wird das gesamte öffentliche Leben im jüdischen Staat ruhen. Auch die Corona-Teststationen. Erst ab Donnerstagabend werden die Untersuchungen wiederaufgenommen.

FASTENBEGINN Nach aktuellen Umfragen gibt die Mehrheit der Israelis an, fasten zu wollen. Im Durchschnitt werden demnach 61 Prozent komplett auf Speisen und Getränke verzichten, wie es die Halacha vorschreibt. Bei traditionellen Juden sind es 89 Prozent, bei ultraorthodoxen sogar 97 Prozent. Vorher treffen sich viele Familien zum »Aruchat Mafseket«, dem letzten Mahl vor dem Fastenbeginn.

Vom jüdischen Neujahr Rosch Haschana bis Jom Kippur gibt es eine weitere Tradition: Strenggläubige Juden werfen bei der Taschlich-Zeremonie symbolisch ihre Sünden ins Wasser und pilgern zur Kotel in Jerusalem, dem höchsten Heiligtum im Judentum. Hier werden wie in jedem Jahr besondere Sicherheitsvorkehrungen gelten. Außerdem ist die Zahl der Gläubigen begrenzt.

KOTEL Bereits vor Rosch Haschana hatte Premierminister Naftali Bennett erklärt, dass er die Zahl der Gläubigen für die Selichot-Gebete an der Kotel in Jerusalem auf 8000 beschränken werde. Alle Anwesenden müssten zudem Masken tragen. Die Restriktionen werden aufs Schärfste von der Polizei überwacht, hob Bennett hervor.

Für Kinder und Jugendliche heißt Jom Kippur in Israel vor allem: Rauf auf die Räder!

Israelische Medien berichteten allerdings einen Tag vor Jom Kippur, dass sich Menschenmassen an der Kotel drängten. Viele Gläubige hätten keine Masken getragen oder sie nicht korrekt über Mund und Nase gezogen.

Für Kinder und Jugendliche heißt Jom Kippur in Israel vor allem: Rauf auf die Räder! Da es außer von Polizei oder Rettungskräften fast keine Fahrzeuge auf den Straßen gibt, holen sie im ganzen Land traditionell ihre Fahrräder, Roller, Dreiräder oder Inline-Skates hervor und fahren ungestört herum. Selbst auf den Autobahnen zählt an diesem Tag Muskelkraft in den Beinen statt PS unter der Motorhaube.

Geiseln

»Jetzt bist du zu Hause«

Lior Rudaeff war Mitglied des Notfallteams von Kibbuz Nir Yitzhak. Am Wochenende wurde sein Leichnam nach Israel überführt

von Sabine Brandes  09.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025