Integrationsagentur

Zehn Jahre vorbildliche Arbeit

Die Integrationsagenturen waren ein wahrer Segen, als 2015 Hunderttausende Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten in Deutschland Sicherheit suchten. Das bundesweit einzigartige Programm hatte in Nordrhein-Westfalen bereits 2007 ein neues Konzept für die soziale Arbeit mit Zugewanderten entwickelt.

Im Dezember versammelten sich Integrationsfachkräfte und Vertreter der sechs Trägerverbände Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Der Paritätische, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie und Jüdische Gemeinde, um das zehnjährige Bestehen der Integrationsagenturen im Gemeindesaal der Bochumer Synagoge zu feiern.

Der runde Geburtstag erfüllte Michael Sewenig, stellvertretender Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW, mit Stolz. »Einerseits darauf, dass die damalige Idee Früchte trägt, und andererseits darauf, dass die Integrationsagenturen in der Lage sind, schnell auf neue Situationen zu reagieren. Ich denke da zum Beispiel an die starke Zuwanderung aus Südosteuropa, als wir in kürzester Zeit 600 Einzelprojekte ins Leben gerufen haben«, so Sewenig.

Mittlerweile arbeiten in NRW 183 Integrationsagenturen, zehn davon sind in jüdischer Trägerschaft, darunter auch die erst im September 2017 eröffnete Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (SABRA) in Düsseldorf.

Servicestellen Insgesamt gibt es landesweit aktuell 13 spezialisierte Servicestellen. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen fördert die Arbeit der Integrationsagenturen jährlich mit insgesamt 10,5 Millionen Euro. Olga Rosow, Leiterin der Sozialabteilung bei SABRA, berichtete am Rande des Festakts von »niedrigschwelligen Angeboten wie Kochkursen«, um den häufig abstrakten antisemitischen Haltungen bei Flüchtlingen eine persönliche Begegnung entgegenzusetzen.

Auch die Staatssekretärin für Integration des Landes NRW, Serap Güler, gratulierte und blickte zurück auf die Anfänge. »Es sollte zielgenauer auf die Schwierigkeiten der länger hier lebenden Zuwanderer reagiert werden, deshalb heißt es ›nachholende Integration‹. Man wollte weg von der Einzelfallberatung hin zu strukturellen Angeboten«, so Güler.

Anstoß für das neue Konzept war 2005 das Zuwanderungsgesetz des Bundes, das sowohl Rechte als auch Pflichten der Menschen mit Migrationsgeschichte neu definierte. Die Infrastruktur aus Integrationsagenturen, Kommunalen Integrationszentren und der Migrantenselbstorganisation in NRW sei außergewöhnlich, so die Staatssekretärin.

Herausforderungen Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein beleuchtete aktuelle Herausforderungen. Ein wichtiger Ansatz sei es, Integration und Demokratie zusammenzubringen. »Ein Austausch ist bitter nötig«, so Küpper, die als Sozialpsychologin über Vorurteile forscht. »Ungleichheit wird schnell zu Ungleichwertigkeit«, sagte die Wissenschaftlerin und führte vor, wie in den Köpfen Assoziationsketten entstehen, die Vorurteile enthalten.

Diese würden auch zu Verhalten führen, das nicht als diskriminierend oder extremistisch wahrgenommen werde, aber in der Gesellschaft nachwirke. Auf Grundlage von Vorurteilen würden Menschen wichtige Entscheidungen treffen. Unternehmer vergeben Ausbildungsplätze, Lehrer fördern Schüler, Vermieter verfügen über Wohnungen. Der Nationalsozialistische Untergrund, Hass, Kriminalität und rechtsextreme Wahlergebnisse seien nur die Spitze des Eisbergs. »Das Syndrom gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit geht uns alle an«, sagte Küpper.

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