Tu Bischwat

Zarte Pflänzchen, starke Äste

Singen und dabei an die Natur denken Foto: Alexander Stein

Chana Bennett hält eine ungeschälte Frucht in die Höhe. »Wisst ihr, was das ist?«, fragt sie und schaut ein Kind nach dem anderen an. »Eine Kartoffel«, antwortet schließlich der kleine Izchak. »Es ist eine Mandel«, klärt Bennett auf, »und ein blühender Mandelbaum bedeutet das Ende des Winters.« Das muss gefeiert werden. Und zwar mit Tu Bischwat – dem Neujahrsfest der Bäume.

Aus diesem Anlass hat Bennett, die Eventmanagerin der Kölner Synagogen-Gemeinde, zum gemeinsamen Singen und Basteln in die Synagoge geladen. Zur musikalischen Unterstützung hat sie Arik Belkind engagiert, einen jungen Gitarristen aus Israel, der seit Kurzem an der Kölner Musikhochschule studiert. Chag Ha’ilanot singt er mit den zehn anwesenden Kindern und deren Müttern – das Lied von den Bäumen. Beim Song El Hahoresh schütteln die Kinder gebastelte Rasseln, gefüllt mit Bohnen, Mais oder Linsen, bei Eretz Israel shli formen sie passend zum Text mit ihren Händen eine Brücke, ein Haus und natürlich einen Baum. Den macht ihnen Chana Bennett vor: Sie hält ihre Unterarme parallel in die Luft und baut mit nach oben zeigenden Handinnenflächen ein Blätterdach.

Tradition Tu Bischwat, von den Kölner Kindern auch »Geburtstag der Bäume« genannt, ist eine vergleichsweise junge Tradition. Sie markiert das Ende einer regenreichen Zeit, nach der die Bäume in Israel – allen voran der Mandelbaum – ausschlagen und beginnen, Früchte zu entwickeln. Auch zur Aussaat gilt diese Zeit als ideal. Datiert auf den 15. des hebräischen Monats Schwat ist das Fest in Israel Anlass für Kinder wie Erwachsene, Jungpflanzen und Bäume zu setzen. Mindestens drei Jahre sollen die Triebe dann wachsen, ohne dass man ihre Früchte pflückt.

Den Tisch gilt es an Tu Bischwat mit mindestens den sieben Früchten zu decken, mit denen Israel gesegnet wurde: Weizen und Gerste, Wein, Feigen, Granatäpfel, Oliven und Honig.

Auch die Bodendekoration im Frühstücksraum der Kölner Synagoge offenbart diese Vielfalt, muss dann allerdings den großen Tischen weichen, an denen die Kinder das Wiegenfest der Pflanzen kreativ umsetzen sollen. Vor Izchak liegt ein Blatt Papier. In dessen Mitte ruht ein kleiner See dünnflüssiger brauner Farbe.

winterbaum Der Junge nimmt einen Strohhalm, setzt ihn an seine Lippen und pustet den Klecks in alle Richtungen. Ein dicker Stamm und feine Verästelungen – klar, das ist ein Baum. »Keine Äpfel, keine Blüte?«, fragt ihn seine Mutter. »Dann ist es ein Winterbaum.« Aber schließlich tut es Izchak den anderen Kindern gleich, tunkt seinen Zeigefinger in den roten und den grünen Farbtopf und drückt ihn an die Verästelungen seines Baums. Joels Mutter wiederum, die für ihren umherstreifenden Sohn das filigrane Tupfen der Früchte übernommen hat, hat weniger Erfolg. »Das ist nicht gut!«, schimpft der Kleine, als sie ihm das Werk präsentiert.

Chana Bennett ist zufrieden mit dem Tag. Ihre Idee, den Zusammenhalt der Familien zu stärken, scheint Früchte zu tragen. Es werden Verabredungen getroffen, und man diskutiert über vergangene Veranstaltungen. Auch Musiker Arik Belkind wird umgehend eingebunden: »Sie geben also auch Gitarrenunterricht?«, erkundigt sich eine Mutter, »mein Sohn will es unbedingt lernen!«

Mit nach Hause dürfen die Kinder letztlich nicht nur ihre Aquarelle nehmen. Chana Bennett holt einen Stapel bedruckter Tütchen hervor. »Blumensamen aus den Wäldern des JNF-KKL« steht darauf. »Das sind Samen aus Israel«, erklärt sie ihren jungen Gästen. »Vielleicht könnt ihr die am Sonntag eintopfen.«

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