Event

Wünsche für das neue Jahr

Gemeinsam wurde in München Rosch Haschana gefeiert – beim Gebet ebenso wie beim Neujahrsempfang im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums. Der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde hatte seine Mitglieder zum gemeinsamen Start in das Jahr 5772 eingeladen.

Und weil jeder Neubeginn mit Erwartungen und Hoffnungen verknüpft ist, war das Motto des Abends: »Was wünschen sie sich für das neue Jahr?« Diese Aufforderung bedeutete nicht nur, darüber nachzudenken. Die Verantwortlichen dieser Veranstaltung hatten sich noch etwas Besonderes einfallen lassen. Moderator Guy Fränkel erklärte: »Jeder kann seine Gedanken und Wünsche aufschreiben und dann in der Kotel-Ecke einwerfen – die Wünsche werden dann direkt an die Kotel gebracht.«

Ein gemeinsames Anliegen sprach Präsidentin Charlotte Knobloch gleich zu Beginn ihrer Begrüßungsrede aus: »Wir alle haben Wünsche – persönliche oder berufliche, unterschiedlichster Art – aber bei all dem, was uns unterscheidet, tragen wir doch den einen selben Wunsch im Herzen: nach echtem und dauerhaftem Frieden für den jüdischen Staat Israel.« Einmal mehr erneuerte sie zudem den Wunsch nach Freiheit für Gilad Schalit.

Traum Was die Verbundenheit zu Israel betrifft, war für Charlotte Knobloch bereits ein wichtiger Wunsch in Erfüllung gegangen: die Errichtung des israelischen Generalkonsulates in München. Entsprechend herzlich begrüßte sie den Generalkonsul Tibor Shalev-Schlosser als Ehrengast. Mit Blick auf die politischen Ereignisse zeigte sich Charlotte Knobloch besorgt, dass Israel auch in Deutschland immer öfter, immer heftiger und reflexartig negative Assoziationen hervorruft: »Ganz ungeniert offenbaren sich unter dem Deckmantel der Israel-Kritik klar antisemitische Ressentiments.

Umso wichtiger wird es künftig auch für uns als jüdische Gemeinschaft in München sein, sehr bestimmt, nachdrücklich und wenn nötig auch kämpferisch für unsere Interessen einzutreten.« Dieser Einsatz gelte auch für die lokalen und nationalen Begehren der Juden in Deutschland und mit Blick auf dessen internationale Politik.

Sie warnte vor einem romantisch verklärten Blick auf den »Arabischen Frühling«: »Als Vertreterin der jüdischen Gemeinschaft fordere ich mit Rücksicht auf Israel und unsere gemeinsamen freiheitlich-demokratischen und moralischen Werte: Augen auf! Heute, weniger denn je, dürfen wir uns gefallen lassen, mit unseren Warnungen und Sorgen übergangen zu werden. Nicht hier in München, nicht in Ägypten, nicht in Israel und schon gar nicht bei den UN in New York.« Sie setzte das Versprechen hinzu: »Ich werde jedenfalls – so lange HaSchem mich lässt – darauf bestehen, dass die Regierung meiner Heimat mir zuhört und die Ängste und Anliegen meiner Gemeinschaft ernst nimmt.«

Offenheit Mit dem Wunsch für ein glückliches und gebenschtes Jahr 5772 übergab sie dann das Wort an den Festredner des Abends, Generalkonsul Tibor Shalev-Schlosser. Er versprach, alles zu tun, was in seiner Macht stehe, um die Verbindung mit Israel zu verstärken: »Meine Türen werden immer weit offen stehen.«

Zu seinem Aufgabengebiet gehören neben Bayern die Bundesstaaten Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Hessen. Shalev-Schlosser erinnerte daran, dass das Judentum in Deutschland schwere Zeiten erlebt habe. Doch die Schoa habe es nicht zerstören können: »Die Bundesrepublik Deutschland ist heute ein wahrer Freund und der wichtigste Partner des Staates Israel in Europa, ja einer der wichtigsten der Welt. Heute ist Deutschland ein demokratischer Staat, der vorbildlich Verantwortung für seine Geschichte übernimmt und alles dafür tut, dass sich die Schrecken der Geschichte nicht wiederholen.«

Wie die Präsidentin sprach auch der Diplomat die Sorge an, mit der alle auf die Entwicklungen in Syrien, Libyen und Ägypten, aber auch auf das Verhalten der Türkei blickten.

Die Gäste des Neujahrsempfangs konnten an diesem Abend aber auch auf so manche positiven Entwicklungen insbesondere in der eigenen Gemeinde blicken. Die Vorführungen im Rahmenprogramm des Abends machten Freude und unterstrichen zugleich die Entwicklung der Münchner IKG in den vergangenen Jahren.

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