Gemeinde

Vertrag in Arbeit

Tuvia Ben-Chorin Foto: Stephan Pramme

Rabbiner Tuvia Ben-Chorin wird voraussichtlich ein weiteres Jahr in der Synagoge Pestalozzistraße amtieren. Ein Arbeitsvertrag soll in diesen Tagen geprüft und dann unterschrieben werden. Er freue sich, dass der Rabbiner weiter für die Gemeinde im Einsatz sei, teilt Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit. Der Synagogenvorstand wollte sich nicht äußern. Mehrere Monate lang hatte dieser das Gespräch mit dem Gemeindevorstand, vor allem mit Kultusdezernent Boris Braun, gesucht, um eine Vertragsverlängerung für Ben-Chorin zu erwirken, dessen Vertrag im März ausläuft.

Im April 2009 wurde Ben-Chorin als Rabbiner in Berlin engagiert. »Seit Monaten warten wir Beter auf eine Verlängerung seines bald auslaufenden temporären Vertrages, seit Monaten hält ihn und uns die Gemeindeleitung hin und steht auch für ein Gespräch nicht zur Verfügung. Sie sitzt es aus«, heißt es in der Petition »Ben-Chorin muss unser Rabbiner bleiben«, die von einer Beterinitiative ins Leben gerufen worden ist und zu der Noa Lerner, Esther Kontarsky und Max Doehlemann gehören. Mehr als 500 Unterschriften hätten sie bereits gesammelt.

Zukunft Die Beterschaft setzt sich für Tovia Ben-Chorin ein, da er »ein bedeutender Rabbiner ist, ein streitbarer Geist und ein Gelehrter von internationalem Rang, der sich im interreligiösen Dialog engagiert«. Bereits im Oktober war eine Beterversammlung einberufen worden, in der die Sicherung der Zukunft der Synagoge und auch die weitere Beschäftigung des Rabbiners, für möglichst drei Jahre, im Mittelpunkt standen.

Kultusdezernent Boris Braun gab damals zu bedenken, dass sich angeblich etliche Beter einen jüngeren Rabbiner wünschen würden, denn Ben-Chorin sei schon über 75 Jahre alt. Der Kultusdezernent wollte sich nicht festlegen, ob der Vertrag mit dem Rabbiner verlängert werde. Die Beter sprachen sich indes lautstark für ihren Rabbiner aus und beauftragten den Dezernenten, sich für ihren Wunsch beim Gemeindevorstand einzusetzen. Außerdem hofften sie, dass ihm eine Vollzeitstelle angeboten werde, da die Gottesdienste häufiger ohne Rabbiner gefeiert werden müssen, da keiner Dienst hätte.

Ben-Chorin hat bisher nur eine Zwei-Sechstel-Stelle. »Ich freue mich sehr, dass der Rabbiner nun ein weiteres Jahr an unserer Synagoge bleibt«, sagt ein Beter als Reaktion auf die voraussichtliche Vertragsverlängerung. Aber die Synagoge hätte noch weitere Probleme, wie beispielsweise die geplante Sanierung, zu der immer noch 300.000 Euro fehlen und für deren Finanzierung derzeit eine Spendenaktion läuft. Seit Jahren wird die Sanierung mithilfe von Geldern der Stiftung Deutsche Klassenlotterie geplant. Diese belaufen sich über eine Million Euro und sind schon lange bewilligt.

Finanzierung Der Umzug in das Gemeindehaus Fasanenstraße, der wegen der geplanten Sanierung vorübergehend notwendig sein wird, ist bereits mehrmals verschoben worden. Der Batmizwa-Unterricht sei derzeit nicht geregelt, da der Vertrag mit der bisherigen Pädagogin ausgelaufen sei. Ferner sei es auch noch fraglich, wie es mit dem Chor weitergehen wird. Denn auch da gebe es bei der Finanzierung Lücken. Tovia Ben-Chorin ist auch am Abraham Geiger Kolleg tätigt und gehört seit dessen Gründung im Jahr 1999 dem Direktorium an. Außerdem ist er in der Rabbinerausbildung sowie seit 2009 auch in der Kantorenausbildung als Mentor und Dozent tätig.

Für den liberalen Rabbiner muss Religion nach eigenen Aussagen lebbar sein. Sie sollte sich dem Alltag anpassen, betont er. Die Synagoge in der Pestalozzistraße ist weltweit die Einzige, die dem liberalen Ritus des deutschen Judentums folgt, wie er bis 1938 bestand. Hier erklingt eine Orgel, und ein Chor begleitet den Ritus. Frauen und Männer sitzen getrennt. Vor Ben-Chorin hatte in der Synagoge Pestalozzistraße Rabbiner Chaim Rozwaski amtiert, von dem sich der damalige Vorstand um Lala Süsskind getrennt hatte.

Damals gab es ebenfalls Beterversammlungen – allerdings ohne Erfolg. Rozwaski und einige Beter gründeten daraufhin die Synagoge Lev Tov, die sich zunächst einige Meter weit entfernt von der Pestalozzistraße befand, seit einem Jahr aber am Roseneck ihr Domizil hat.

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