Bildung

»Stark in Deutsch«

Lesen macht schlau: Natanel (l.) und Elishai und Natanel suchen im Lexikon nach Wissenswertem uber Möhren und Tomaten. Foto: Uwe Steinert

Gespannt schauen die Schüler zur Lehrerin, die ein Blatt hochhält, auf dem ein paar kurze Sätze zu einem Tier stehen. Jakob meldet sich. »Auf dem Bild ist eine Ameise abgebildet, ich weiß das, weil ich ein Insektenspezialist bin.« Die Lehrerin blättert in ihrem Anschauungsheft und stellt Fragen. Die Schüler melden sich lebhaft, antworten und erklären, was sie in ihrem selbstangefertigten Lexikon festhalten wollen.

Nur Elishai schweigt in dieser Unterrichtsstunde. Aufmerksam hört er der Lehrerin und seinen Kameraden zu. Er lebt erst seit Anfang des Jahres in Berlin und ist nun Schüler der Jüdischen Traditionsschule (JTS). Ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können, verließ er Israel. »Das kennen wir schon, weil es häufiger der Fall ist, dass Schüler ohne Deutschkenntnisse an unsere Schule kommen«, sagt Direktorin Heike Michalak. Ihre Erfahrung ist, dass diese Kinder erst einmal ein paar Wochen in Ruhe gelassen werden müssen, damit sie sich einleben und sich an die neue Sprache gewöhnen können. Nach drei bis vier Mo-
naten fangen sie meistens auf einmal an Deutsch zu sprechen. »Wir wollen alle Kinder unserer Schule natürlich optimal fördern«, meint Michalak.

Im Klassenzimmer hängt ein grünes Papier an der Wand, mit der Aufschrift: »Ich spreche in ganzen Sätzen.« Manchen Kindern falle das schon schwer und sie ziehen es vor, mit einem Wort die Fragen zu beantworten, erläutert die Direktorin.

Projektwoche In der vergangenen Woche veranstaltete die Schule ein besonderes Sprachprojekt. In den höheren Klassen ging es dabei um Fachwörter, denn die seien für ihre Schüler, von denen nur 20 Prozent mit Deutsch als Muttersprache groß werden, eine Herausforderung, so Michalak. Am ersten Projekttag waren die Klassen vier bis sechs in einer öffentlichen Bibliothek, um sich Lexika anzuschauen. Aufgabe des zweiten Tages war es, Themen wie Tier, Pflanze oder Mensch oder jüdische Feiertage in Ober- und Unterbegriffe einzuteilen. »Es kommt vor, dass unsere Kinder zu dem Pflanzenstiel sagen, dass es ein Stamm ist.« Die Kinder der unteren Klassen beschäftigten sich in der Projektwoche mit Singspielen und Geschichten.

zuwanderer Natalie und Mossy, beide Viertklässler, haben sich die jüdischen Feiertage als Thema ausgesucht. Auf einem Blatt Papier haben sie bereits ein Cluster aufgeschrieben. »Jüdische Feiertage« ist unser Hauptbegriff, dann folgen Unterbegriffe wie Pessach und beispielsweise Mazza.« Natalie ist in Israel geboren, und auch sie musste die Sprache hier lernen. Zu Hause werde weiter nur Hebräisch gesprochen. Mossy, deren Eltern aus Israel und Amerika kommen, lernte Deutsch im Kindergarten – daran kann sie sich noch gut erinnern. »Es fiel mir leicht«, sagt die Neunjährige heute.

Elishai schaut auf die Seiten eines Lexikons. Gemüse ist sein Thema, das er mit dem zehnjährigen Natanel bearbeitet. Etwas ratlos sieht er schon aus, wenn er in Deutsch langsam die Arten aufzählt. Mit Natanel verständigt er sich auf Hebräisch. Der Anfang sei schon schwer gewesen, meint Elishai. Aber Angst vor der neuen Situation habe er nicht gehabt.

»Unser Ziel ist es, dass jedes Kind gut Deutsch sprechen kann«, sagt Heike Michalak. Sprache komme von Sprechen, meint die Direktorin. Deshalb fordern sie und ihre Kollegen die Kinder immer wieder auf, sich so viel wie möglich in Deutsch auszudrücken. Und das haben sie sogar auf die Schul-T-Shirts gedruckt: »JTS stark in Deutsch« ist darauf zu lesen.

Berlin

Zeichen der Solidarität

Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Gastgeber für eine Gruppe israelischer Kinder

 15.04.2024

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 07.04.2024

Hannover

Tränen des Glücks

Auf der Damentoilette gibt es eine Schminkorgie, während Backstage auch mal die Gefühle durchgehen. Aber »je näher der Abend, desto geringer die Aufregung«

von Sophie Albers Ben Chamo  31.03.2024

Hannover

»Alle sollen uns hören und sehen!«

Tag zwei der Jewrovision beweist, dass immer noch mehr Energie möglich ist. Nach Workshops und Super-Hawdala geht es zur Kirmes und auf die Zielgerade zur Generalprobe am Sonntagvormittag

von Sophie Albers Ben Chamo  30.03.2024

Jewrovision

Perfekter Auftritt

Der Countdown zur 21. Jewrovision läuft. Rund 1300 Teilnehmer und Gäste aus den deutschen Gemeinden purzeln in Hannover aus den Bussen und bereiten sich auf das große Finale am Sonntag vor: Time to Shine!

von Sophie Albers Ben Chamo  29.03.2024

Hannover

Tipps von Jewrovision-Juror Mike Singer

Der 24-jährige Rapper und Sänger wurde selbst in einer Castingshow für Kinder bekannt

 26.03.2024

Berlin

Purim für Geflüchtete

Rabbiner Teichtal: »Jetzt ist es wichtiger denn je, den Geflüchteten die Freude am Feiertag zu bringen«

 21.03.2024

Centrum Judaicum Berlin

Neue Reihe zu Darstellungen von Juden in DDR-Filmen

Im April, Mai, August, September und Oktober werden die entsprechenden Filme gezeigt

 20.03.2024

Stiftungsgründung

Zentralrat der Juden ordnet Rabbinerausbildung neu

Das Abraham Geiger Kolleg und das Zacharias Frankel College sollen durch eine neue Trägerstruktur abgelöst werden - mit Unterstützung der staatlichen Zuwendungsgeber

 26.02.2024