Musical

Simba in Düsseldorf

»Ich habe alles gegeben«, sagt Clara noch etwas außer Atem nach ihrem Auftritt als Zazu in dem Musical Der König der Löwen. Sie wollte ihn hochnäsig spielen, erzählt die Zehnjährige. Veronika konnte sich hingegen mit der Rolle des Pumbaa identifizieren. »Er ist sympathisch, hilft anderen immer und bringt den traurigen Löwenjungen Simba, der sich auf die Suche nach seinem Platz im Leben macht, zum Lachen. Jeder Mensch möchte ein bisschen so sein«, meint sie.

Estelle hat zum ersten Mal auf der Bühne geschauspielert – und es hat ihr so viel Spaß gemacht, dass sie dabeibleiben möchte. Und Jaelle, die den kleinen Simba spielte, fand ihre Rolle einfach schön. »Vor allem, weil er immer so neugierig ist.«

Diese König der Löwen-Aufführung hatte es in sich, denn mehr als 60 Kinder aus der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf zwischen fünf und 14 Jahren zeigten vor 300 begeisterten Zuschauern Bühnenpräsenz.

Kulturakademie Auf die Bühne gebracht hat das Musical Inna Umanska, die Leiterin der Kulturakademie der Gemeinde. »Die Kinder haben sich wie Profis verhalten, und das Niveau war hoch«, sagt sie. Sie hatte die Planung übernommen, aber die Impulse seien von den Kindern gekommen. »Die größte Herausforderung für sie waren die Kommunikation und der respektvolle Umgang miteinander, denn so ein Musical bedeutet viel Arbeit und Energie«, so Umanska.

Die Kinder tanzten, sprachen und sangen ihre Parts live und bekamen phasenweise Playback-Unterstützung, denn einige Lieder hatten sie zuvor selbst in einem Tonstudio aufgenommen. »Singen hat mir schon immer Spaß gemacht«, sagt die zwölfjährige Cecilia. Den Text hat sie durch regelmäßiges Üben gelernt, und für den Gesang fand sie eine gute Ausbildung bei der Gesangslehrerin Mathilda Kochan, die die Lieder mit ihr und den anderen einstudiert hat.

Tanzlehrer Regie führte Valentyna Kiss, die Kostüme hatte Irina Simonjana für jedes Kind angefertigt. Unterstützt wurden die jungen Darsteller zudem von Tanzlehrern und Bühnenbildnern – viele Gemeindemitglieder packten freiwillig mit an.

Die elfjährige Uma Rebekka hatte die Texte in einem Ordner abgeheftet und ist sie immer wieder durchgegangen, bis sie sie sicher konnte. Sie möchte auf jeden Fall weiter als Schauspielerin auf der Bühne stehen, denn ihr gefiel vor allem »die Zusammenarbeit mit den anderen«.

Es sei teilweise auch harte Arbeit gewesen, aber sie hätten es dennoch gut geschafft. Viel Spaß habe es außerdem gemacht – auch wenn die Vorbereitungen fast ein Jahr gedauert haben: Bereits im September 2015 hatte das Team um Inna Umanska zu Castings eingeladen. Einmal in der Woche wurde geprobt und ausprobiert, welche Rolle zu wem am besten passt.

»Jede Rolle hat eine Besonderheit, in die man sich hineinfinden musste«, sagt Umanska rückblickend. Begehrt waren anfangs vor allem »die sympathischen Tiere«, obwohl die Kinder nach und nach auch »den Reiz der negativen Charaktere« entdeckt hätten, so die Akademie-Chefin.

Die Kulturakademie gibt es seit acht Jahren. Das Interesse an dem Programm ist laut Umanska enorm – mehr als 1000 Kinder und Jugendliche nehmen laut Umanska an rund 150 Kursen pro Woche teil. Es gibt unter anderem Kurse zu jüdischer Kunst, Theater, Tanz, Sport, Medien und Sprache.

Rollstühle Die Truppe plant derzeit, das Musical noch einmal aufzuführen – am liebsten für behinderte Kinder und am allerliebsten in Berlin und München. »Nun haben wir so viel Arbeit investiert und so etwas Tolles hinbekommen, da wäre es doch schade, wenn es bei nur einem Auftritt bliebe«, findet die Initiatorin. Mit den Einnahmen der Aufführungen sollen behinderte Kinder unterstützt und ein gemeinsames neues Theaterprojekt einstudiert werden – dann auch mit Rollstühlen.

Für das nächste Projekt hat Inna Umanska ihre jungen Schauspieler bereits um Anregungen gebeten. Die Vorschläge reichen von Alice im Wunderland über Tewje, der Milchmann bis zum Zauberer von Oz.

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024