Düsseldorf

Salam – Schalom – Frieden

Wer gemeinsam tanzt, der muss schon irgendwie aufeinander eingehen können. Der große Menschenkreis, der sich vor der Bühne des Leo-Baeck-Saals zur Hora formiert, hat Symbolkraft. Zu den Klängen der Klesmer-Gruppe Sirba tanzen Juden und Muslime, junge Mädchen mit dem »Kadima«-Logo des jüdischen Jugendzentrums auf dem Sweatshirt ebenso wie elegante türkische Männer im feinen Anzug, den Rundtanz, der seinen Ursprung in Rumänien hat.

Viel Konzentration auf die mitunter unbekannten Schrittfolgen ist mit dabei, aber auch der Wille zu Gemeinsamkeit und Harmonie. Offenkundig erreicht das erste Fest der türkisch-jüdischen Begegnung in der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, an dem an diesem Sonntag mehr als 200 Gäste teilnehmen, sein Ziel. Es geht einfach darum, über mehr Wissen voneinander zu mehr Verständnis füreinander zu gelangen.

Gäste Die Begegnung mit Musik, Tanz und kulinarischen Spezialitäten steht unter der Schirmherrschaft des Düsseldorfer Oberbürgermeisters Dirk Elbers, der jedoch die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt zurzeit in China repräsentieren muss. Dafür können die Veranstalter, die Türkische Gemeinde in Nordrhein-Westfalen und die Jüdische Gemeinde Düsseldorf, sowohl die Fraktionsvorsitzende der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Monika Düker, als auch den türkischen Generalkonsul in Düsseldorf, Firat Sunel begrüßen.

»Es ist vermutlich das erste Fest dieser Art in ganz Deutschland, aber es funktioniert sehr gut, Berührungsängste gibt es keine«, stellt Deniz Güner, Vorsitzender der Türkischen Gemeinden in NRW, zufrieden fest. »Der gesellschaftliche Integrationsprozess muss auch den Kontakt von Migranten, von denen wir ja auch viele in der Gemeinde haben, untereinander berücksichtigen«, ergänzt Wladislaw Korenblum, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Tradition Zum Auftakt spielt das türkische Ensemble »Grup Anatolya« traditionelle türkische Volksweisen, darunter einige Liebeslieder, die bereits vor Jahrhunderten intoniert wurden. Inbesondere der Klang der Saz zieht viele Gäste auf die Tanzfläche. Wer nach dem Tanzen hungrig ist, stärkt sich am Büffet, wahlweise mit gefüllten Weinblättern mit verschiedenen Dips und Baklava oder mit Tscholent, einem Bohnenauflauf, der als typisch jüdisches Schabbatessen gilt. »Was das Essen anbetrifft, gibt es zwischen Juden und Moslems trotz der jüdischen Zubereitungsgebote eigentlich wenig Probleme, zumindest können Moslems problemlos koscheres Essen zu sich nehmen«, erklärt Michael Szentai-Heise, Verwaltungsdirektor der jüdischen Gemeinde.

Zahlreiche muslimische Gäste nutzen eine Pause, um an einer spontan angebotenen Führung durch die Synagoge teilzunehmen. Mit der Kippa auf dem Kopf hören insbesondere junge Männer aufmerksam den Ausführungen über die religiösen Rituale zu. Neben Fragen zur Rolle der Frau bei den jüdischen Gottesdiensten interessierten sich viele Muslime insbesondere für die Gebetsvorschriften. Mit jeder Antwort treten immer auch Gemeinsamkeiten beider Glaubensrichtungen offen zutage. Von daher dürfte es zur gegenseitigen Toleranz, wie sie einst für Jahrhunderte im Nahen Osten zwischen Muslimen, Juden und Christen geherrscht hat, eigentlich kein so großer Schritt sein.

Was auf hoher politischer Ebene aber eher selten funktioniert, scheint an der interkulturellen und interreligiösen Basis kaum Probleme zu bereiten. Die enge Beziehung von jüdischer und türkischer Kultur betont auch Muslim Duran Terzi. »Ich komme regelmäßig mit meinen Klassen in die jüdische Gemeinde, die Kooperation ist hervorragend«, sagt der Realschullehrer.

Gemeinsamkeit »Wir haben die gleichen Wurzeln, den Glauben an den einen Gott, und dieser Glaube verleiht dem Menschsein den höchsten Rang«, sagt Orhan Jasarovski, der nach Germanistik und Politikwisenschaft derzeit zusätzlich Islamwissenschaften studiert. »Leider können sich religiöse Grundwerte nicht immer gegen politische Machtinteressen durchsetzen«, sagt der Muslim nachdenklich.

Sichtlich erfreut über den harmonischen Festverlauf ist auch der erste Vorsitzende der Düsseldorfer Gemeinde, der zudem auf die seit Längerem bestehenden Kontakte zwischen türkischen und jüdischen Geschäftsleuten verweist. »Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass wir Anfang des nächsten Jahres zusammenkommen werden, um dann in einem türkischen Gemeindezentrum wieder gemeinsam zu feiern«, erklärt Jacques Abramovicz.

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