Regensburg

Neue Mauern auf altem Grund

Eine kleine Grünfläche vor dem jüdischen Gemeindehaus am Brixener Hof mitten in der Regensburger Altstadt. Wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt, kann man über die Hecke schauen, die das Gelände von der Straße abgrenzt. Zwischen der gelben Fassade des Altbaus und dem grauen Kubus des Anbaus ragen die Türme des Doms Sankt Peter hervor. Hier im Herzen der Stadt wird sie entstehen: die neue Synagoge.

Wenn es nach Ilse Danziger ginge, sollen schon im Frühjahr die Bagger anrollen. Der Bauantrag muss noch abschließend genehmigt werden, aber das bereitet der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde kein Kopfzerbrechen: »In der Jury, die den Sieger des Architektenwettbewerbs gekürt hat, waren auch Experten aus der städtischen Verwaltung beteiligt. Das Ergebnis war sehr schnell sehr klar.«

Gewonnen hat das Berliner Büro Staab Architekten. Ihre sehr gute Ortskenntnis dürfte bei der Planung geholfen haben, denn Volker Staab ist kein Neuling in der Donaustadt. Bis 2010 war er Mitglied im Gestaltungsbeirat und kennt daher die städtebauliche Situation Regensburgs bestens.

Sicherheit »Die bauliche Enge ist bei diesem Projekt eine große Herausforderung. Außerdem muss man bei einem solchen Gebäude an die – leider nötigen – Sicherheitsvorkehrungen denken. Dem muss Rechnung getragen werden, ohne dass das Ganze zu einer Festung wird«, erklärt Staab seinen Entwurf.

Zu den Spezialgebieten des renommierten Büros zählen Museen und andere Kultur- und Bildungsbauten. Sanierungen, wie etwa die Öffnung des historischen Osteingangs der Alten Pinakothek in München gehören ebenso zum Portfolio wie Neu- oder Erweiterungsarbeiten, wie im Falle des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main. Ein Sakralbau aber sei, so Staab, bisher noch nicht dabei gewesen, abgesehen von der Umnutzung einer Kirche in ein Kolumbarium. »Gerade die kulturelle Fragestellung des Projektes an diesem historischen, anspruchsvollen Ort hat uns gereizt.«

Diesen Anforderungen ist der Entwurf aus Sicht der Gemeinde absolut gerecht geworden. »Egal von welcher Seite man auf das Gebäude zukommt, es ist sofort klar, dass es sich um einen Sakralbau handelt. Das ist uns sehr wichtig«, sagt Danziger. »Wir wollen, dass die Besonderheit des Baus an diesem Ort zur Geltung kommt.«

Denn die neue Synagoge wird auf historischem Boden errichtet: Bis zu ihrer Zerstörung in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 stand hier das ehemalige Gotteshaus. Eröffnet werden soll der Neubau 2019, ein halbes Jahrtausend nach der Zerstörung der ersten Synagoge 1519, an die heute ein Denkmal des israelische Bildhauers Dani Karavan am nahegelegenen Neupfarrplatz erinnert.

Auf die Fertigstellung zu diesem historischen Datum hofft auch Dieter Weber, Vorsitzender des Fördervereins »Neue Regensburger Synagoge«: »Unser Ziel ist natürlich in erster Linie, Spenden zu sammeln, denn das Projekt wird um die 7,3 Millionen Euro kosten. Der Neubau selbst liegt bei 5 Millionen, und hinzu kommen 2,3 Millionen für die Sanierung des Altbaus.«

Das aktuelle Gemeindehaus steht unter Denkmalschutz und ist dringend renovierungsbedürftig. Der Hauptteil der Gelder für den Neubau kommt aus dem Bundesprogramm »Nationale Projekte des Städtebaus«, aber auch aus kommunalen Mitteln.

Spenden Die Stadt hat bereits zwei Millionen zugesagt, von denen ein Teil auch für die Altbausanierung verwendet werden wird, die außerdem vom Freistaat Bayern bezuschusst wird. »Spender haben die Möglichkeit, für 500 Euro einen symbolischen Baustein zu erwerben. Daran können sich Einzelpersonen ebenso beteiligen wie Personengruppen oder Vereine. »Zwei Schulen haben bereits mitgemacht«, erzählt Weber. Für kleinere Beträge gebe es ab sofort Buttons und speziell designte Anstecknadeln. Das soll helfen, das Thema noch mehr in die Öffentlichkeit zu bringen und die Stadtgesellschaft einzubinden.

Eben diese Öffnung zur Stadt und zu den Menschen hin ist es, die im Zentrum von Staabs Entwurf steht. Über zwei Höfe werden die neue Synagoge und das Gemeindehaus zugänglich sein: einer mit einem kleinen Café und einer Bibliothek, der von der Straße aus jedem offen steht, und ein zweiter, der einen kontrollierten, sicheren Zugang ermöglicht. Genau, wie es sich Ilse Danziger für ihre Gemeinde und Regensburg wünscht: die neue Synagoge als Ort der Begegnung.

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