WIZO

Mode für den guten Zweck

Dichtes Gedränge herrscht an der Garderobe im Löwenpalais im Grunewald. Mehr als 150 Frauen wollen bei der WIZO’s Ladies Night 2016 am Weltfrauentag dabei sein. Bevor die Modenschau von Rebecca Concept Store, Lana Mueller Couture und Gerekos Pelz Style beginnt, stehen viele am Eingang und unterhalten sich angeregt.

Andere sind so gespannt auf den Abend, dass sie sich jetzt schon die Kleider anschauen, die man später kaufen kann. Auch im Nebenraum sind alle aufgeregt. Denn neben professionellen Models laufen auch Töchter aus den eigenen Reihen bei den Shows.

models Adriana Galba, Eliana Shani und Lara Schlesinger haben bereits ihre Kleider angezogen und warten nun auf ihren ersten Auftritt als Models auf dem Catwalk.

Rebecca Zehden-Valencia, aus deren Boutique die Kleider stammen, prüft noch einmal, ob die Outfits richtig sitzen. Alle Teile sind mit Nummern versehen und hängen auf Bügeln, hinzu kommen High Heels, Sandaletten und Pumps sowie Accessoires wie Schmuck und Handtaschen.

Noch haben die Models ein paar Minuten Zeit, bevor sie die Kleider präsentieren werden, denn Sylvia Hagen vom WIZO-Vorstand ergreift das Wort und bedankt sich bei allen Unterstützern und Sponsoren.

Mehr als 20 Modegeschäfte und Designer sowie zahlreiche private Unterstützer spendeten Kleidung aus aktuellen Kollektionen sowie Taschen, Schuhe und Vintagekleider.

erlös »Heute könnt ihr mit einem reinen Gewissen einkaufen, denn ihr kauft für die Kinder des Kindergartens Neve Yaakov in Jerusalem. Kinder aus sozial schwachen Familien werden dort in einer Ganztagseinrichtung betreut«, sagt Sylvia Hagen. »Genießt die Show, das Catering von Berlin Cuisine und den Abend!«

Die Models stehen  parat und warten nun den Musikauftakt ab. Als die ersten Töne erklingen, nehmen sie schnell eine aufrechte Haltung ein und gehen beschwingt den Gang zwischen den Zuschauerreihen entlang. Die Frauen klatschen und sind begeistert.

Kaum sind die Frauen vom Catwalk zurück im provisorischen Umkleideraum, geht der Stress los. Ausziehen, das nächste Stück überstreifen, raus aus den High Heels, rein in die Sandaletten. Noch rasch die passende Kette anlegen, einen prüfenden Blick in den Spiegel werfen. Und das alles in 90 Sekunden – mehr Zeit haben die Models nicht zur Verfügung, weshalb jedem von ihnen ein eigener Assistent zur Seite steht, der alles heranreicht.

Die Frauen sind konzentriert bei der Sache. Hinter ihnen warten bereits die nächsten Models, die für Lana Mueller ihre Spitzen-Couture- Kleider zeigen werden.

engagiert Rebecca Zehden-Valencia ist mit der WIZO aufgewachsen. Denn bereits ihre Mutter Jeannette Albeck engagierte sich für die jüdische Wohltätigkeitsorganisation. Für die modebegeisterte Tochter stand deshalb sofort fest, dass sie mit ihren Kleidern heute von der Partie sein wird.

Nach der letzten Präsentation treten alle zusammen vor das Publikum, umarmen einander und bekommen lang anhaltenden Beifall. Alle sind außer Atem. »Ihr wart super«, lobt Rebecca Zehden-Valencia. Zurück bei den Kleidern geht es hektisch weiter, denn alles muss wieder eingepackt werden. Doch die Frauen sind nun entspannt. Adriana schaut auf ihr Handy und liest die erste Nachricht.

»Wir waren super, habe ich gerade mitgeteilt bekommen«, sagt die 22-Jährige stolz. Sie und ihre Freundinnen lachen fröhlich. Eine einzige Probe hatten sie vorab in der Boutique absolviert – dort aber ohne den Stress des ständigen Umziehens. Es hat sehr viel Spaß gemacht, sagen sie einstimmig.

Sie kennen sich von klein auf, teilweise besuchten sie zusammen den Kindergarten und die Grundschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Während sie zufrieden an ihren Getränken nippen, präsentieren die Models von Lana Mueller Couture ihre Kleider. Die Hobby-Models wissen auch schon, was sie nach der Show machen werden: shoppen.

inspiration Katja Gauglitz war bereits im vergangenen Jahr dabei und wusste schon damals, dass sie wiederkommen würde. »Ich finde diese Veranstaltung einfach toll, vor allem, dass das Geld bedürftigen Kindern zugutekommt«, sagt die WIZO-Unterstützerin. An diesem Abend will sie sich inspirieren lassen. Ein paar Blusen hat sie bereits über ihren Arm gelegt und meint: »Handtaschen kann man nicht genug haben.«

Die WIZO’s Ladies Night, die das Berliner WIZO-Team um Alexandra Cukierman, Revital Czarny, Shoshana Feingold-Studnik, Sylvia Hagen, Nicole Schauder-Shani und Sharon Back ins Leben gerufen hat, fand mittlerweile zum dritten Mal statt.

Unterstützt wurde sie von Liat Marweld, die das Event zusammen mit den Frauen auf die Beine gestellt hat. »Es hat mir sehr viel Freude bereitet, das WIZO-Team bei diesem Projekt zu unterstützen. Es war sehr viel Vorbereitung und zu gleichem Anteil viel Spaß – und das alles auch noch für einen guten Zweck, es geht kaum besser«, sagt Liat. Sie hofft, mit diesem Event auch die jüngere Generation für die WIZO zu begeistern.

motivation »Überall sehe ich glückliche Gesichter, sowohl bei Sponsoren als auch Gästen«, freut sich Nicole Schauder-Shani vom Berliner WIZO-Vorstand. »Das ist eine wunderbare Motivation, weiterhin neue Projekte und Ideen für WIZO zu entwickeln.«

Mit 200.000 Mitgliedern in 50 Ländern ist die WIZO die mitgliederstärkste Frauenorganisation weltweit. Sie setzt sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen, Kindern und Senioren aller Religionen und ethnischen Zugehörigkeiten in Israel ein. WIZO ist eine von der UNO anerkannte Nicht-Regierungs-Organisation und Mitglied der UNICEF.

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024

Nationalität

Keine Stimme

Ein großer Teil der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion hat selbst nach Jahrzehnten noch keinen deutschen Pass – und darf deshalb nicht an Wahlen teilnehmen. Wie kann das sein?

von Joshua Schultheis  29.08.2024

Potsdam

»Sie können sich auf uns verlassen«

Bundeskanzler Olaf Scholz besichtigte das neue Synagogenzentrum im Herzen der Stadt

von Christine Schmitt  28.08.2024

Ausstellung

Stolze Lebensbilder

Das Jüdische Museum München zeigt Porträts jüdischer Bürger

von Ellen Presser  27.08.2024