Berlin

Mitzvah Day in Charlottenburg

Beim Putzen der Schabbesleuchter Foto: Gregor Zielke

Mit 100 Litern Erde, Blumenzwiebeln, Gartenhandschuhen und grünen Mitzvah-Day-Shirts sind die Beter der Synagoge Fraenkelufer am Sonntagmorgen gut ausgerüstet ins Seniorenzentrum der Jüdischen Gemeinde gekommen, um zu helfen. Oder genauer: Sie hatten sich vorgenommen, das Silber in der Synagoge zu polieren, den Vorgarten für den Winter fitzumachen, Laub zu harken, Narzissen und Krokusse zu pflanzen und ein paar Sträucher zu versetzen.

»Als wir ankamen, hatten die Bewohner schon alles vorbereitet und empfingen uns herzlich«, sagt Nina Peretz vom Freundeskreis der Synagoge Fraenkelufer. Bewohnerin Margot Wolkartz hatte sogar extra Kuchen gebacken.

FLÜCHTLINGE In den vorangegangenen Jahren hatten sich die Beter oft in Flüchtlingsheimen engagiert, diesmal wollten sie der jüdischen Gemeinde ihre Hilfe anbieten. So verbrachten etwa 20 Helfer, von denen einige sehr zur Freude aller ihre Kinder mitgebracht hatten, den Tag zusammen mit den Heimbewohnern.

Dass jemand zuhört und Zeit mitbringt, ist das Wichtigste.

»Nun werden wir uns im Frühjahr freuen, wenn es im Vorgarten blüht«, sagt Manfred Friedländer, der am Montag seinen 85 Geburtstag feiert. Früher hätte er mehr Kraft gehabt, doch nun würde er die Gartenarbeit nicht mehr schaffen. Und so stand er im Vorgarten und leitete bei grauem Himmel und Nieselregen die Freiwilligen an.

Ein zweites Mitzvah-Day-Team polierte die Schabbat-Leuchter, Kidduschbecher und Schüsseln der Betstube des Seniorenheims »Dor leDor«. »Wenn ihr am Schabbat kommt, werdet ihr geblendet, so sehr strahlt das Silber jetzt«, verkündete Sigrid Wolff, Leiterin des Seniorenzentrums, anschließend den Bewohnern.

AUFMERKSAMKEIT Neben der Arbeit würden die Senioren vor allem die Aufmerksamkeit des Fraenkelufer-Teams genießen, ist Wolff überzeugt. Denn das Mitzvah-Day-Team erledigte nicht nur die anstehenden Garten- und Putzarbeiten, sondern leistete den Heimbewohnern auch beim Essen und Feiern Gesellschaft.

Der Tag klang mit jüdischen Evergreens wie »Zadik Katamar« und »Am Israel Chai« aus, die alle zusammen sangen. Viele Ältere erzählten den Jüngeren aus ihrem Leben, etwa davon, wie sie die Schoa in Lateinamerika oder versteckt in Berlin überlebt haben. »Dass jemand zuhört und Zeit mitbringt«, sei schließlich das Wichtigste, bemerkte Sigrid Wolff – und auch eine Mitzvah.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024

Nationalität

Keine Stimme

Ein großer Teil der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion hat selbst nach Jahrzehnten noch keinen deutschen Pass – und darf deshalb nicht an Wahlen teilnehmen. Wie kann das sein?

von Joshua Schultheis  29.08.2024

Potsdam

»Sie können sich auf uns verlassen«

Bundeskanzler Olaf Scholz besichtigte das neue Synagogenzentrum im Herzen der Stadt

von Christine Schmitt  28.08.2024

Ausstellung

Stolze Lebensbilder

Das Jüdische Museum München zeigt Porträts jüdischer Bürger

von Ellen Presser  27.08.2024