Darmstadt

Kauflust fürs Gute

Der Klang einer Klarinette begrüßt den Besucher am Sonntagvormittag schon am Eingang zum Darmstädter Gemeindezentrum. Die deutlich hörbare Melodie fungiert als eine Art akustischer Wegweiser durch den Trubel, der in den lichtdurchfluteten Gängen entstanden ist.

judaica Wer ihr folgt, passiert unweigerlich ein gutes dutzend Stände, zieht vorbei an allerhand Judaica, bunten Kippot, einer unübersehbaren Zahl von Second-Hand-Klamotten, Büchern und israelischen Kosmetika. Ganz am Ende des L-förmigen Ganges, neben dem Eingang zum Rüdiger-Breuer-Festsaal, steht Musiker Michael Bocksrichter und spielt ein altes jüdisches Lied, als würde ihn das anhaltende Gemurmel in den Gängen nicht stören.

Die Darmstädter Arbeitsgemeinschaft der Women’s International Zionist Organisation (WIZO) hat wieder einmal zu ihrem alljährlichen Basar geladen. Bereits das 13. Mal in Folge findet die Wohltätigkeitsveranstaltung in den Räumen des Gemeindezentrums statt, und es sind wieder Hunderte, die sich bereits in den ersten Stunden des Basars an den Ständen drängen.

Ein Bild, das den Vergleich zu den Märkten im Orient heraufbeschwört – mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass in Darmstadt kaum gefeilscht wird. »Es gibt nicht viele Tage, an denen die Kauflust als Tugend gilt«, wird der Gemeindevorsitzende Moritz Neumann kurze Zeit später im Breuer-Saal sagen. Dieser Sonntag ist so ein Tag, weil sämtliche Einnahmen sozialen Projekten in Israel zugutekommen.

treffpunkt Im großen Festsaal haben es sich derweil etwa 200 Besucher gemütlich gemacht. Kuchen und Kaffee gibt es gegen kleines Geld an mehreren Ständen zu kaufen. Wie jeder Basar dient auch dieser hier als Treffpunkt. Gemeindemitglieder, Freunde und Neugierige scheinen ins Gespräch versunken. Von der Bühne blickt Jakov mit ernstem Blick auf die Gäste herab. Der Maler Ariel Auslender hat den Patriarchen auf Leinwand gebannt und dieses Gemälde für die WIZO-Tombola zur Verfügung gestellt. Daneben versuchen hunderte großer und kleiner Preise, die Besucher zum Kauf eines Loses zu animieren.

Dieter Graumann, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, muss nicht mehr groß animiert werden. Als Schirmherr der Veranstaltung hat er es sich nicht nehmen lassen, selbst zur Eröffnung des Basars zu erscheinen, um den WIZO-Aktivistinnen seinen Respekt zu bekunden. »Wir werden euch euer Engagement auf die bestmögliche Weise danken, indem wir kaufen, kaufen, kaufen«, scherzt der 60-Jährige.

wüstenblume Der Hintergrund dieses als Scherz getarnten Aufrufs allerdings ist ernst, wie der Zentralratsvorsitzende betont. »Israel ist kein Entwicklungland«, sagt Graumann. Und doch seien im jüdischen Staat viele Menschen auf Hilfe angewiesen. Aus seiner Sicht eine Folge des Nahostkonflikts, der Israel dazu zwingt, einen Großteil seiner Mittel auf die eigene Sicherheit zu verwenden. »Weil Israel bereit sein muss, seine Menschen zu verteidigen, gibt es so viele Lücken im sozialen Bereich.«

Eine dieser Lücken versucht die Darmstädter WIZO zu schließen. Seit drei Jahren gehen die Einnahmen aus dem Basar sowie weiteren Veranstaltungen an das Auguste-und-Robert-Meder-Zentrum für gefährdete Mädchen. Etwa 100 Mädchen und Frauen, Missbrauchsopfer, ungewollt Schwangere oder Drogenabhängige, werden dort betreut, finden Obdach, Rat und bei Bedarf auch eine berufliche Zukunft.

Angesichts der sozialen Probleme, mit denen sich Israel konfrontiert sieht, kann der Beitrag der Darmstädter WIZO nur ein Tropfen auf den heißen Stein bleiben. Das weiß auch die Vorsitzende Aviva Steinitz. Um die Situation zu verdeutlichen, greift sie zu einer Metapher, erzählt die Geschichte einer großen Dürre, die das ganze Land in eine Wüste verwandelte, und wie eine kleine Quelle sich darum bemüht, eine einzige Blume am Leben zu erhalten. »Niemand kann erwarten, dass sie die ganze Wüste zum Blühen bringt. Ihre Aufgabe ist die eine Blume«, sagt Steinitz.

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