Ausstellung

Jüdischer Alltag in Regensburg

Gemüseschnippeln in der koscheren Küche findet sich neben stillen Momenten des Gebets. Auf einem Bild lachen dem Betrachter Kinder beim Toben am Purimfest entgegen, auf einem anderen strahlt ein Brautpaar unter der Chuppa. 29 Bilder des Fotografen Uwe Moosburger zeigen ab dem 10. November im Alumneum, dem Sitz des örtlichen Evangelischen Bildungswerkes, im Herzen der Altstadt alltägliches jüdisches Leben.

»Ziel der Ausstellung ist es, das jüdische Leben in dieser Stadt sichtbarer zu machen. Damit wollen wir natürlich vor allem Aufmerksamkeit auf unser zentrales Anliegen, den Bau der neuen Synagoge, lenken«, sagt Dieter Weber, Vorsitzender des Fördervereins Neue Regensburger Synagoge. Die Bauarbeiten sollen 2016 beginnen.

Bürgergesellschaft Dass dieses Projekt nicht allein eine Angelegenheit der Jüdischen Gemeinde, sondern eine Aufgabe für die gesamte Bürgergesellschaft ist, daran lassen auch die Vertreter der Stadt keinen Zweifel. Weber weiß Oberbürgermeister Joachim Wolbergs hinter sich, wenn er die historische Verantwortung betont: »Es waren Regensburger Bürger, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November die Synagoge in der Schäffnerstraße 2 niederbrannten und ihre jüdischen Mitbürger vertrieben.«

Schon 1230 stand in der Stadt an der Donau eine Synagoge. Damit gehört die Gemeinde zu den ältesten im deutschsprachigen Raum. In den vergangenen 20 Jahren wuchs sie durch Zuwanderung russischsprachiger Juden auf 1000 Mitglieder an.

»Wir könnten in der Gemeinde so viele schöne Aktivitäten machen – vom gemeinsamen Tanzen bis zum Schachkurs. Aber der Platz reicht einfach nicht«, bedauert Dorina Kuzenko. Die Diplom-Chemikerin aus Sankt Petersburg lebt seit Mitte der 90er-Jahre in Regensburg und arbeitet als Sozialbetreuerin in der Gemeinde.

Gemeindeleben Eindrücke aus der Vergangenheit und der Blick in die Zukunft – davon spricht auch die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Regensburg, Ilse Danziger, beim Gang durch die Ausstellung. Immer wieder bleibt sie stehen vor einzelnen Bildern von Uwe Moosburger, der das Gemeindeleben schon lange begleitet und 1998 in dem Buch Schabbat Shalom. Juden in Regensburg – Gesichter einer lebendigen Gemeinde von Helmut Wanner die Fotos beigesteuert hat.

Ob Feiertagsbuffet, Toraunterricht oder der Besuch des Karavan-Denkmals – es werden Erinnerungen wach. »2014 war ein besonderes Jahr für Regensburg«, sagt Danziger. »Das Bistum hatte den Katholikentag, bei der evangelischen Kirche war die Landessynode zu Gast, und wir konnten die Konferenz der orthodoxen Rabbiner bei uns begrüßen.«

»Ach, schau mal, das ist ja bei uns zu Hause!«, bemerkt Ilse Danziger in Richtung ihres Mannes überrascht. Auf dem Bild brechen zwei Hände eine Mazze. Das Licht ist warm und feierlich. Danziger möchte ihre Gemeinde in den kommenden Jahren weiter öffnen und hofft, dass eine Ausstellung mit solch einladenden Bildern dazu einen Beitrag leistet.

Touristen Beeindruckt von der Kraft der Bilder ist auch Willm Schmülling. Der Wahl-Regensburger bietet Stadtführungen an, hauptsächlich für amerikanische Touristen. »Ich muss etwas erzählen, was sie mitreißt, etwas Lebendiges. Da hilft mir diese Ausstellung: Ich habe jetzt einen sehr sinnlichen Eindruck davon, wie das jüdische Leben in Regensburg wirklich ist.«

Nach der Ausstellung im Alumneum werden die Fotos ab dem 3. Dezember in der Kunsthalle der Universität zu sehen sein.

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