Dresden

Jüdische, christliche und muslimische Stimmen im Osten

Foto: picture alliance / Godong

Die zum Zentralrat der Juden gehörende Denkfabrik Schalom Aleikum veranstaltet am Mittwoch in Dresden eine große Podiumsdiskussion mit dem Titel »Glaubensspuren. Jüdische, christliche und muslimische Stimmen«. Jeweils ein Experte der drei Weltreligionen wird das Thema Lebensrealitäten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Ostdeutschland diskutieren.

Die Teilnehmer sind Nora Goldenbogen, die Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, der evangelische Geistliche Tobias Funke aus Dresden und Azim Semizoğlu vom Haus der sozialen Vielfalt in Leipzig. Weder der Ort der Veranstaltung noch die Herkunft der Beteiligten ist Zufall.

»Auch wir verfolgen die Debatte über »den Osten«, kennen den Wahlterminkalender und vor allem die aktuellen Umfragen genau.«

Dmitrij Belkin

Laut Dmitrij Belkin, dem Leiter der Denkfabrik Schalom Aleikum, nimmt das Thema ostdeutsche Lebensrealitäten eine entscheidende Rolle ein: »Auch wir verfolgen die Debatte über »den Osten«, kennen den Wahlterminkalender und vor allem die aktuellen Umfragen genau«, sagte er im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.

»Essenziell ist für uns eins: Wir kommen nicht als eine belehrende Truppe der Besserwisser«, so Belkin weiter. »Wir schätzen die Region und ihre Menschen sehr und lernen gern von ihnen, vor allem über die spannende Konstellation der drei Religionen im Osten Deutschlands. Wir suchen hier das, was wir Glaubensspuren nennen.«

Die Denkfabrik Schalom Aleikum hat im Trialog schon viel auf die Beine gestellt.

Über »ihr« Ostdeutschland sollen die Teilnehmer berichten – und über ihre Ansichten zu den aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Themen sprechen. Denn in den neuen Bundesländern ist seit Jahren eine Radikalisierung nach Rechts sichtbar.

HERAUSFORDERUNGEN Bemühungen um den Zusammenhalt sind daher mindestens ebenso wichtig wie der Dialog zwischen Religionen und Kulturen. Die Denkfabrik Schalom Aleikum hat in Zusammenhang mit letzterer Herausforderung schon viel auf die Beine gestellt, darunter Gespräche zwischen Juden und Muslimen, die die gleichen Berufe ausüben.

Belkin zufolge ist es leicht, diese Zusammenkünfte zu organisieren, da ein entsprechender Plan vorhanden ist: »Wir verfügen inzwischen über ein starkes gesamtdeutsches Netzwerk. Es ist herausfordernd, weil wir hier eine wissenschaftliche und gesellschaftliche Pionierleistung zu erbringen haben. Außerdem ist das Thema nach wie vor ein politisch vermintes Gebiet, wobei ›vermint‹ überhaupt nicht mit ›vergiftet‹ zu verwechseln ist. Wir müssen nur diplomatisch und vorsichtig agieren. Doch das kennen wir bereits.«

»Der Denkfabrik geht es um Menschen, um ihre Meinungen, Biografien, Expertisen und um ihren Platz in der Gesellschaft.«

Dmitrij Belkin

kurs Das Hauptziel, so Belkin, sei die Etablierung eines »innovativen Di- und Trialogdiskurses« unter dem Dach des Zentralrats der Juden. »Wir führen nicht nur Gespräche – wir analysieren sie auch. Einen sympathischen Elfenbeinturm der ewigen dialogisch-theologischen Themen verlassen wir zugunsten konkreter gesellschaftlicher Problematiken an bestimmten Orten«, was die von der zentralen Programmatik der Organisation teilweise abzuweichen scheinende Diskussion in Dresden erklärt.

»Die analytische Ebene wird bei uns immer ausgeprägter, wir produzieren validen wissenschaftlichen und Bildungscontent. Doch entscheidend bleibt: Der Denkfabrik geht es um Menschen, um ihre Meinungen, Biografien, Expertisen und um ihren Platz in der Gesellschaft.«

Die Diskussion »Glaubensspuren. Jüdische, christliche und muslimische Stimmen« findet am Mittwoch, dem 21. Juni um 19 Uhr im Deutschen Hygienemuseum in Dresden statt.

Frankfurt

30 Jahre Egalitärer Minjan: Das Modell hat sich bewährt

Die liberale Synagogengemeinschaft lud zu einem Festakt ins Gemeindezentrum

von Eugen El  09.12.2024

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024