Purim

Einmal Prinzessin sein

In den meisten Gemeinden wird Purim, das Losfest, genau am 14. Adar (diesem Donnerstag) oder schon am Vorabend gefeiert – und noch bis zum Wochenende dreht sich in Schulen, Kindergärten, Synagogen, Gemeindezentren und Senioreneinrichtungen alles um den bösen Haman, die kluge Esther, den standhaften Mordechai und das passende Purimkostüm.

In Frankfurt am Main dagegen fiel bereits am vergangenen Sonntag der Startschuss: »Lunaaaa Paaaark!« Ein Vierjähriger stürmt mit Gebrüll und gezücktem Schwert aufs Frankfurter Gemeindezentrum zu. Kinder und ihre Eltern sind die wichtigste Zielgruppe, wenn die Women’s International Zionist Organization (WIZO) alljährlich ihren Inhouse-Vergnügungspark auf die Beine stellt. Unter der Federführung von Gila Uschwaew, Sabina Liebensohn-Jammer, Sofia Stawski und Iris Aronovici präsentierten die Frauen im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum – zum ersten Mal wurde auch der Spiegelsaal des Jugendzentrums Amichai genutzt – ihren bislang größten Luna-Park.

verkleidungen Eine sechsjährige Prinzessin wusste keine Antwort auf die Frage, ob sie ihr Kostüm schon zu Fasching getragen hat: Dieses »komische Fest« kennt sie nicht. Ihr Vater hingegen schon. »Wir haben einmal den Fehler gemacht, uns an Fasching nicht mit der Kostümfrage zu beschäftigen«, erzählt er und verdreht die Augen. Als dann Purim anstand, gab es die gewünschte Verkleidung nicht mehr, stattdessen aber Geheul und Tränen.

Seine Frau habe die rettende Idee gehabt und eine Bekannte ums Selbernähen gebeten. Ein Pirat, ein Polizist und eine Fee verkündeten dagegen, dass sie bei der Kostümwahl »ganz schnell waren«, weil sie »genau das vom letzten Jahr anhaben«. Bei den Teenagern ging der Trend diesmal zu »Och nee, keine Lust zum Verkleiden« und »Ich mag lieber in meinen eigenen Klamotten rumlaufen«.

Die Kraft, die sie nicht ins Outfit investiert hatten, steckten sie in tatkräftige Hilfe: Etwa beim Verkauf der Tombola-Lose. Eine Elfjährige lief stundenlang mit ihrem Losbecher durchs Publikum und freute sich über jeden Euro, den sie am Tombolastand abgeben konnte.

Lose Dort trafen auch all die Gewinner ein, die große und kleine Pakete wegschleppten. Manchmal sogar auch dann, wenn sie eigentlich nur Nieten gezogen hatten, wie etwa ein argumentationskräftiger Siebenjähriger: »An der Wand da steht, jedes zweite Los gewinnt. Ich hab vier Lose gezogen, aber trotzdem nichts gewonnen. Das geht doch gar nicht!« Derlei logische Finesse überzeugte das Standpersonal – und wurde prompt belohnt.

Dass sich auch die Erwachsenen beim Luna-Park aufgehoben fühlten, wurde am Ende der mehr als vierstündigen Veranstaltung deutlich. So ließ sich ein Ehepaar nur durch sanfte Ermahnung davon überzeugen, ihren Tisch mit Getränken und Hamantaschen zu verlassen, damit dieser abgebaut werden konnte. Ein glücklicher Abschluss eines Tages, der auch Nutznießer in Israel hat: die WIZO-Kindertagesstätte in Rischon LeZion.

In den meisten Gemeinden starten die Purimfeiern am Donnerstag. In vielen Orten wird aber auch noch am Wochenende gefeiert: Wie in Frankfurt finden Purimpartys in Chemnitz und diversen anderen Gemeinden mit etwas Verspätung statt. In Düsseldorf lädt die Gemeinde am Sonntag zu »Purim on Ice« im Eisstadion ein; am Samstagabend startet eine »Purim-Disco« für Jugendliche. Und in Köln verbinden die Organisatoren »Jews and the City« die Purimparty mit dem internationalen Frauentag am 8. März, laden aber schon für Samstagabend ein – bei freiem Eintritt für Ladies.

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