Organisatorisch gesehen gehört die jüdische Gemeinde in Neuss zur Gemeinde in der benachbarten Landeshauptstadt Düsseldorf. Rund 600 Mitglieder leben in Neuss und dem es umgebenden Rhein-Kreis Neuss. Als Treffpunkt dient ihnen seit zehn Jahren ein ehemaliger Kita-Bungalow, das Alexander-Bederov-Zentrum, an der Leostraße. Eine eigene Synagoge hat die Neusser Filialgemeinde nicht.
Die Zeiten des sprunghaften Mitgliederwachstums sind – wie in vielen durch die Zuwanderung von jüdischen Kontingentflüchtlingen vor allem in den 90er-Jahren neu entstandenen Gemeinden – hier auch erst einmal vorbei. Darauf sollte man reagieren, findet der Verwaltungsdirektor der Düsseldorfer Gemeinde, Michael Szentei-Heise, und schlug kürzlich vor, im Neusser Bederov-Zentrum eine private Betreuung für bis zu zehn jüdische Kinder anzubieten.
Anziehungspunkt »Das könnte ein Magnet für junge Familien werden«, sagt Szentei-Heise. Aufgenommen werden sollten Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren.
Nach den Sommerferien soll zunächst ermittelt werden, ob in Neuss überhaupt Bedarf für eine solche Betreuung besteht. Davon hängt letztlich alles Weitere ab. Einen konkreten Zeitplan gebe es daher noch nicht, sagt der Verwaltungsdirektor. Der für die Einrichtung einer Kinderbetreuung nötige Umbau des Bederov-Zentrums solle »überschaubar« bleiben. Das Gebäude diente ohnehin bis vor einigen Jahren als Kindergarten.
Benannt ist der Flachbau in der Neusser Nordstadt nach dem 2012 im Alter von 77 Jahren verstorbenen engagierten Gemeindemitglied Alexander Bederov, der sich viele Jahre lang intensiv für ein eigenes Neusser Gemeindezentrum (und auch eine eigene Synagoge) eingesetzt hatte. Schließlich hatte die Jüdische Gemeinde Düsseldorf das Haus an der Leostraße 2007 mit finanzieller Unterstützung der Stadt Neuss gekauft. Mit der Eröffnung des Zentrums hatte Bederov eines seiner großen Ziele erreicht.
Gespräche Mit dem Neusser Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) hat Michael Szentei-Heise bereits über die Idee einer Kinderbetreuung gesprochen. Die Stadt prüft nun, welche baulichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssten.
Vergangene Woche war der Verwaltungschef der Düsseldorfer Gemeinde dann erneut im Neusser Rathaus zu Besuch. Diesmal ging es um den deutsch-israelischen Jugendaustausch. Konkret wurde darüber gesprochen, ob eine Städtepartnerschaft zwischen Neuss und einer israelischen Kommune denkbar wäre und wie so etwas im Detail funktionieren könnte.