Köln

Ein Leben mit Zar und Stalin

Bronislava Kravtsova feiert im Elternheim ihren 105. Geburtstag

von Graf Constantin von Hoensbroech  21.05.2012 18:35 Uhr

Bis 120: Bronislava Kravtsova mit Tochter Rina und Enkel Sergy Foto: Constantin Graf Hoensbroech

Bronislava Kravtsova feiert im Elternheim ihren 105. Geburtstag

von Graf Constantin von Hoensbroech  21.05.2012 18:35 Uhr

Als kleines Mädchen stand Bronislava Kravtsova mit Klassenkameraden in Odessa am Straßenrand und hielt einen Blumenstrauß in den Händen, als Zar Nikolaus in einer Kutsche vorbeifuhr. Kurz darauf brach der Erste Weltkrieg aus, 1917 erlebte sie als Schülerin eines Mädchengymnasiums die Oktoberrevolution. Es folgten die Jahre der Sowjetunion unter Stalin. Dann brach der Zweite Weltkrieg aus, und die Familie Kravtsov musste nach Kasachstan emigrieren. Nach dem Krieg kehrte sie in ihre Heimatstadt Odessa zurück. Einige Jahrzehnte mit mehreren sowjetischen Staats- und Parteichefs später versank die Sowjetunion.

Heimatlos Ein weiteres Mal erlebte Bronislava Kravtsova ein Stück Weltgeschichte selbst mit, mehr noch: Sie durchlitt und erfuhr diese direkt mit ihren Angehörigen. Die Familie beschloss, ihre ukrainische Heimat zu verlassen. 1994 kam die damals schon hochbetagte ehemalige Musiklehrerin nach Deutschland. Seit 2006 lebt sie im Elternheim der Synagogen-Gemeinde Köln.

Dort feierte die Zeugin eines Jahrhunderts am vergangenen Sonntag ihren 105. Geburtstag. Zu ihrem Ehrentag hatte Kölns Bürgermeister Manfred Wolf die Glückwünsche der Stadt an deren zweitälteste Einwohnerin überbracht, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Bundespräsident Joachim Gauck hatten geschrieben.

Gratulanten »Ein biblisches Alter würde man heute sagen«, meinte Gemeinderabbiner Jaron Engelmayer in seiner Geburtstagsrede. »Doch blicken wir in die Bibel, stellen wir fest, dass da so manche Personen gerade erst mit Heirats- und Familienplanung begannen.« Die hat die Jubilarin indes längst abgeschlossen.

Gleichwohl seien ihr Charakter und die gute Atmosphäre in der Familie neben ihrem Optimismus sowie der guten Pflege im Elternheim ausschlaggebend für das Erreichen des hohen Alters, sagt Tochter Rina über ihre Mutter. Dabei hatte diese in ihrem Leben auch schwere Schicksalsschläge zu verkraften: Ihre erste Tochter starb im Alter von drei Jahren, ihr Mann und auch ihre Zwillingsschwester sind bereits seit Jahren tot.

Musik Doch die Lebensfreude lässt sich Kravtsova nicht nehmen. Die war ihr nicht zuletzt bei dem kleinen Konzert anzumerken, das im Rahmen der Feier gegeben wurde. Bei vielen der Darbietungen aus bekannten Operetten sang das Geburtstagskind lächelnd mit. Auch an den jüdischen Feiertage nimmt die körperlich gebrechlich, aber geistig rüstige alte Dame nach wie vor regen Anteil.

 

Sachsen

Zahlreiche Spenden für Rettung von Synagogen-Relikt

Baumaßnahmen für die Sicherung des Mauerrests sollen im kommenden Frühjahr beginnen

 09.07.2024

Potsdam

Neues Synagogenzentrum vor Einweihung

Zu dem Festakt wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet

 04.06.2024

Berlin

Mehrere Hundert Menschen bei bunter Lag-BaOmer-Parade

Rabbiner Yehuda Teichtal: Starkes Zeichen für fried- und respektvolles Miteinander

 27.05.2024

Boris Schulman

Dieses Jahr ist Jom Haschoa anders

Zum Tag des Gedenkens an die Schoah reflektiert unser Autor die Bedeutung des Heimatbegriffs in Bezug auf Deutschland und Israel

von Boris Schulman  07.05.2024

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Erste Hinweise auf Tatverdächtigen

Für Hinweise, die zur Tataufklärung führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt

 06.05.2024

Berlin

Zeichen der Solidarität

Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Gastgeber für eine Gruppe israelischer Kinder

 15.04.2024

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 07.04.2024

Hannover

Tränen des Glücks

Auf der Damentoilette gibt es eine Schminkorgie, während Backstage auch mal die Gefühle durchgehen. Aber »je näher der Abend, desto geringer die Aufregung«

von Sophie Albers Ben Chamo  31.03.2024

Hannover

»Alle sollen uns hören und sehen!«

Tag zwei der Jewrovision beweist, dass immer noch mehr Energie möglich ist. Nach Workshops und Super-Hawdala geht es zur Kirmes und auf die Zielgerade zur Generalprobe am Sonntagvormittag

von Sophie Albers Ben Chamo  30.03.2024