Trauer

»Ein Haus aus Liebe und Weisheit«

Traudl Rosenthal, die Witwe des früheren Showmasters Hans Rosenthal, verstarb im Alter von 88 Jahren

von Christine Schmitt  05.04.2016 20:25 Uhr

Traudl Rosenthal sel. A. (1927–2016) Foto: dpa

Traudl Rosenthal, die Witwe des früheren Showmasters Hans Rosenthal, verstarb im Alter von 88 Jahren

von Christine Schmitt  05.04.2016 20:25 Uhr

Traudl Rosenthal, die Witwe des verstorbenen Showmasters Hans Rosenthal, ist am 25. März im Alter von 88 Jahren im Kreis ihrer Familie verstorben. »Wir nehmen Abschied von einem sehr lieben und geliebten Menschen«, heißt es in der Traueranzeige ihrer beiden Kinder Birgit Hofmann und Gert Rosenthal im Tagesspiegel.

Geboren in Berlin-Spandau, war Traudl Schallon 20 Jahre alt, als sie Hans Rosenthal traf. Damals arbeitete sie als technische Zeichnerin beim Berliner Rundfunk. Ihre erste Begegnung beschrieb Hans Rosenthal in seiner Autobiografie Zwei Leben in Deutschland: »In der Kantine war mir ein hübsches blondes Mädchen aufgefallen. Es war eine Augenweide für mich.« Doch es dauerte noch ein bisschen, bis sich Traudl für ihn interessierte. Damals sei er noch »Mädchen für alles« gewesen, erst später startete er seine Karriere beim RIAS.

familie 1947 haben die beiden geheiratet, nachdem Hans Rosenthal um Traudls Hand angehalten hatte. Für die Hochzeit hatten sie Lebensmittelkarten gespart, für die Beschaffung der Eheringe fuhr er von Berlin nach München, da eine Tante, die dort lebte, sie ihm schenken wollte. Beim Kostümverleih lieh er sich einen Smoking, und Traudl wünschte sich ein weißes Kleid mit einem Brautschleier.

Nach der Hochzeit bat der Fernsehunterhalter seine Ehefrau, ihre Arbeit zu kündigen, was sie auch tat. Wenn er nachts Produktion hatte, dann kam sie mit, »saß still im Studio und strickte Pullover«. Es folgten die Geburten ihrer beiden Kinder Birgit und Gert. Hans Rosenthal schrieb weiter in seiner Biografie, dass vor seiner Arbeit immer die Familie gestanden hätte.

In einem späteren Interview sagte Traudl Rosenthal, dass »er den größten und wichtigsten Teil meines Lebens begleitet hat. Und es war unglaublich schön.« Es habe lange gedauert, bis sie ihre Trauer über den Verlust ihres Ehemannes halbwegs überwinden konnte. Ihren Ehering hat sie bis zu ihrem Tod getragen. Auch setzte sie sich bis zuletzt für die Hans-Rosenthal-Stiftung ein, die Menschen hilft, die, so die Stiftungsidee, »unverschuldet in Not geraten« sind.

abschied An der Beisetzung nahmen neben Kindern, Enkeln und Urenkeln mehr als 200 Menschen teil, um Abschied von Traudl Rosenthal zu nehmen, darunter der Berliner Gemeindevorsitzende Gideon Joffe, Gemeinderabbiner Jonah Sievers, ehemalige RIAS-Kollegen und die Witwe des Zeichners Oskar, der mit seinen Schnellzeichnungen durch seine Auftritte in Hans Rosenthals Fernsehshow Dalli Dalli bekannt wurde.

Auch der Schauspieler Ilja Richter äußerte sich zum Tod Traudl Rosenthals. »Gut, ich habe Traudl Rosenthal kaum gekannt, und doch: Als sie meinen gelesenen Erinnerungen im längst geschlossenen Restaurant ›Oren‹ neben der Synagoge in der Oranienburger Straße lauschte, kam sie mir vertraut vor«, sagte Richter der Jüdischen Allgemeinen.

»Sie lachte über meine Kindheitserinnerungen an Hans Rosenthal, dessen jüngster Conferencier ich mit zehn Jahren war. Nun bin ich 63 und im Umgang mit Abgängen weniger vertraut, als mir lieb ist, aber übe mich ein weiteres Mal darin und sage es einmal so: Frauen im Schatten gegangener agiler Männer sterben so still, wie sie gelebt haben. Adieu, Traudl!«

würdigung Rabbiner Andreas Nachama zitierte in seiner Trauerrede die Sprüche Salomons 14,1: »Chochmot naschim banta wetah – die Weisheit von Frauen baut sich ein Haus.« Traudl Rosenthal sei eine Frau gewesen, die »in ihrer Familie mit ihrer Herzlichkeit ein Haus gebaut« habe, »ein Haus nicht nur aus Steinen, hier in Berlin oder auf der Nordseeinsel Föhr, sondern ein Haus aus Liebe und aus herzlicher Weisheit«, so der Rabbiner.

Die Beisetzung fand am vergangenen Donnerstag auf dem Jüdischen Friedhof am Scholzplatz statt. Dort ist auch die letzte Ruhestätte ihres Mannes. Hans Rosenthal überlebte den Holocaust im Versteck in Berlin. Ida Jauch, eine Bekannte von Rosenthals verstorbener Mutter, versteckte ihn 18 Monate lang und teilte mit ihm ihre Lebensmittelrationen. 1944 starb Jauch. Zuvor hatte sie dafür gesorgt, dass er weiter Schutz von einer Freundin erhält.

Hans Rosenthal hatte die Schoa überlebt. Er blieb in Deutschland und machte Karriere als Fernsehunterhalter. Bekannt wurde er vor allem durch die Moderation der ZDF-Sendung Dalli, Dalli und seine wiederkehrende Frage an das Publikum »Sie sind der Meinung, das war …?«, worauf das Publikum stets begeistert »Spitze!« rief, während Rosenthal einen Luftsprung vollführte, der zu seinem Markenzeichen wurde.

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