Erfurt

Doppelt hält besser

Die Studenten des Rabbinerseminars zu Berlin werden ihr Studium künftig nicht nur mit der Ordination, sondern auch durch den akademischen Grad Bachelor der Fachrichtung Soziale Arbeit abschließen können. Ein am Montag unterzeichneter Kooperationsvertrag mit der Erfurter Fachhochschule trägt drei Unterschriften für die jeweiligen Partner – Zentralrat der Juden, Rabbinerseminar und die Hochschule – und lässt auf gute Ergebnisse hoffen. Die Berliner Rabbinatsstudenten werden nun gleichzeitig an der Fachhochschule der thüringischen Landeshauptstadt eingeschrieben sein und damit den schon seit einigen Jahren angebotenen Studiengang bereichern.

Professionalität Mit der Unterzeichnung des Vertrages werde das bestehende Studium »Jüdische Sozialarbeit« auf eine breitere Basis gestellt, teilten die neuen Partner bereits im Vorfeld mit. »Die Tora kennt keinen Unterschied zwischen Kultus- und Sozialarbeit«, fasst Rabbiner Joshua Spinner, Vorstandsvorsitzender des Rabbinerseminars zu Berlin, anlässlich der feierlichen Unterzeichnung in Erfurt zusammen. Die Übernahme der Verantwortung für Menschen lasse, so betont er immer wieder, keinen Raum für Dilettantismus.

Die professionelle Kompetenz, mit der die orthodoxen Rabbinatsstudenten ihre religiösen Studien betreiben, kann nun durch eine ebensolche Professionalität in der sozialen Arbeit ergänzt werden. Der gute Ruf des Ausbildungsangebotes in Erfurt hat das Rabbinerseminar zu dem Kontakt und letztlich zu der Zusammenarbeit mit der Thüringer Hochschule bewogen.

Das in Europa einzigartige Studienangebot bewährt sich bereits seit 2007. Präsenzzeiten an der Fachhochschule Erfurt, Blockseminare in Bad Sobernheim und E-Learning ergänzen einander, machen das Studium auch ohne die tägliche Anwesenheit möglich. Die ersten Absolventen des einstigen Pilotprojektes der Zentralwohlfahrtsstelle, Akademiker aus der ehemaligen Sowjetunion, sind in den Gemeinden angekommen, wo sie dringend benötigt werden.

Ihre Examenszeugnisse erhielten sie bislang aus den Händen der thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, die diese gute Tradition auch weiterhin pflegen möchte. Neben der Freude über diese einmalige Gelegenheit eines Beginns verweist Lieberknecht auch gerne auf Pläne für eine Jüdische Fakultät an der Universität Erfurt.

Partner Dass jetzt für das innovative Studienangebot Jüdische Sozialarbeit ein weiterer Partner mit im Boot sitzt, erfreut den Vizepräsidenten des Zentralrats, Josef Schuster, besonders. Er betont die Modernität des Rabbinerseminars, das schon mit seinem Begründer Esriel Hildesheimer auf ein Urbild des modernen Rabbiners verweisen kann: »Wir brauchen gute Rabbiner, und wir brauchen für die Zukunft noch bessere Rabbiner«, denn charismatische Persönlichkeiten sorgen dafür, »dass die Arbeit in den jüdischen Gemeinden gesichert ist«.

Für ihre Zukunft sieht er im Gegensatz zu manchen Skeptikern nicht schwarz. Die Überalterung sorge ihn beim Blick auf die jungen Rabbinatstudenten, die sich mit dieser Ausbildung stärker ihrer sozialen Aufgabe widmen können, nicht. Dass der Hintergrund für Sozialarbeit immer auch ein religiöser ist, beflügelt den akademischen Kursleiter der Erfurter Fachhochschule, Doron Kiesel, in seiner Arbeit. Der von ihm und seiner Kollegin, Esther Weitzel-Polzer, geleitete Studiengang richtet sich vor allem an Migranten und leiste eine wichtige Integrationsarbeit.

Binyamin Kochan ist mit seinen Kommilitonen gerne aus Berlin nach Erfurt gereist. Neugierig auf das Neue, Unbekannte und voller Fragen nach den Inhalten von Bildung und Erziehung, sieht er der erweiterten Ausbildung gelassen und freudig entgegen. Der junge Mann, geboren im östlichen Russland, aufgewachsen in der Nähe von Moskau und in Magdeburg, gehört zu der Generation junger Juden, die im Elternhaus ohne religiöse Bindungen erzogen wurden.

Die Rabbinatsstudenten des orthodoxen Seminars lernen in ihren Studien die traditionellen Quellen zu verstehen und gehen damit einen Schritt auf dem langen Weg einer jüdischen Tradition in Deutschland. Das Rabbinerseminar zu Berlin, eine wieder erwachte legendäre jüdische Institution, bildet junge orthodoxe Rabbiner aus Deutschland für Deutschland aus. Und vor allem für die Menschen in den Gemeinden.

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