Berlin

Die Macher

Ein »Butler« möchte Natalie Katsenelson für ihre Kunden sein, allerdings ein moderner. Für sie sieht diese Arbeit so aus: Sie bietet ihren Kunden ihr Dienstleistungs-Netzwerk an. »Manche suchen einen Dolmetscher, ein Kindermädchen oder Personal – da kann ich weiterhelfen«, sagt sie. Speziell für Berlin-Reisende, die nur wenig Zeit haben, möchte sie alle Wünsche in der kurzen Zeit des Aufenthaltes erfüllen. Wenn ihr ein Kunde sagt, er brauche für eine bestimmte Veranstaltung etwas zum Anziehen, dann will die 28-Jährige denjenigen in den richtigen Laden führen.

Kuchen Immer mehr junge Juden werden in Berlin Unternehmer und machen sich selbstständig. Etliche brauchen einige Jahre, bis ihre Idee auch finanziellen Gewinn abwirft. Deshalb verkauft beispielsweise Natalie Katsenelson neben ihrer Butler-Tätigkeit selbstgebackene Cupcakes. Das ist ein kleiner handlicher Kuchen, der in einer kleinen, tassenförmigen Kuchenform gebacken wird, und den es in vielen Farben und Geschmacksrichtungen gibt. Meistens sind sie mit einer großzügigen und reichhaltigen Buttercremehaube bedeckt und mit bunten Streuseln, Früchten, Nüssen, Schokolade, essbaren Blumen und anderen Dekorationen verziert. Ihre Kunden können zwischen drei Teigsorten wählen, ebenso die Füllung und die Spitze nach eigenem Geschmack von ihr backen lassen. Erst kürzlich schuf sie Cupcakes mit Blattgold-Verzierungen.

Mit 16 Jahren fing Natalie Katsenelson bereits an, neben der Schule in der Gastronomie zu jobben. Nach Schulabschluss ging sie an die Ernst-Busch-Schauspielschule und schaffte es anschließend in die Fernsehreihe »Verbotene Liebe«. Dann zog es sie von Berlin nach München, wo sie als Journalistin und Eventmanagerin arbeitete. Doch neben »dem Organisieren und Reden« zog sie das Kochen an, weshalb sie nach Miami in den USA ging, um sich dort veganisch ausbilden zu lassen. Heute bietet sie Catering für bis zu 150 Personen an.

»Davon leben kann ich derzeit noch nicht«, sagt sie. Aber ihre Talente und Neigungen beruflich zu vereinen – das sei eben ihr Traum.

Dachterrasse Auch Rafael Tichauer zog es »schon immer« zur Gastronomie hin. Und er kann heute auch ganz gut von seinen Unternehmen leben. »Gleich nach der Schule hätte ich einen Coffee-Shop aufmachen sollen«, sagt der 34-Jährige. Doch nach dem Abitur studierte er erst einmal Gebäudetechnik. Vor sieben Jahren sah er in einer Zeitung eine Anzeige, in der ein Coffee-Shop angeboten wurde. Da beschloss er, nun seinen Traum zu verwirklichen und zuzugreifen, »We love Coffee«, heißt sein Betrieb.

»Der Anfang war schwer für mich«, sagt Rafael Tichauer. Erst einmal musste er die Banken überzeugen, ihm Kredite zu geben. Eigentlich hätte er als Ingenieur in einem Planungsbüro arbeiten können, stattdessen ist er nun für Kaffee und etliche Mitarbeiter verantwortlich. »Ich lege viel Wert auf eine gute Ausbildung bei meinen Angestellten«, sagt er. Deshalb müssten diese sich regelmäßig fortbilden lassen. Und Tichauer hat festgestellt, dass fast alle mehrere Jahre lang bei ihm arbeiten. »Die meisten sind ja Studenten und ihrendwann fertig mit ihrer Ausbildung«, sagt er.

Vor einiger Zeit übernahm er noch einen zweiten Laden und in diesem Sommer hat er die Dachterrasse »The Roof« am Holocaust-Mahnmal eröffnet. Fast 300 Quadratmeter ist die Bar groß. Zu Spitzenzeiten habe er schon mal 1.000 Gäste an einem Tag gezählt. »Aber wenn das Wetter schlecht ist, ist es auch für diesen Betrieb nicht gut.«

Wohnen 27 Jahre ist Daniel Kerem erst alt – und schon vier Jahre auf dem Berliner Immobilienmarkt tätig. »Es bringt Spaß, selbständig zu sein und sich seine Termine selbst einteilen zu können«, sagt er. Allerdings komme es bei ihm durchaus vor, dass er den ganzen Tag unterwegs ist, um Wohnungen zu zeigen, und erst abends Zeit findet, die Büroarbeit zu erledigen. »Das dauert dann schon mal bis Mitternacht«, sagt der studierte Immobilienbetriebswirt. 20 bis 25 Mietwohnungen bringt er pro Monat an den Mann und die Frau. Etwa zwölf Wohnungen kann er im Jahr verkaufen.

Angefangen hatte Kerem, als ihm ein Bauträger den Tipp gab, sich selbständig zu machen. Erleichtert wurde ihm dieser Schritt dadurch, dass er gleich mit dem Makeln der Mietobjekte des Bauherren anfangen konnte. Etliche seien im Laufe der Jahre dazugekommen. Er und sein Partner Robert Boer, ebenfalls 27 Jahre alt, arbeiten rund um die Uhr, um noch größer ins Geschäft zu kommen. Mittlerweile verfügt ihre Firma Schönlife-Immobilien über fünf Mitarbeiter. »Vermietungen sind heute noch unser Kerngeschäft«, sagt er. Vor einem Jahr entschlossen sie sich, noch ein zweites Standbein aufzubauen. Sie vermieten Apartments an Touristen. »Schließlich steigen die Zahlen der Touristen in Berlin und damit auch deren Wunsch nach bezahlbaren, gemütlichen Unterkünften«, sagt Kerem. Wenn ein Zweig des Unternehmes finanziell nicht so gut laufe, könne es mit dem anderen ausgeglichen werden, das sei ein großer Vorteil. »Zwar haben Makler an sich nicht den besten Ruf – ich bin dennoch sehr zufrieden und möchte nichts anderes machen«, sagt Daniel Kerem.

Fernsehrechte Als sie vor drei Jahren mit ihrer Idee anfingen, hatten sie noch eine Monopolstellung, denn keiner war bis dahin darauf gekommen, Fernsehrechte von Konzerten zu erwerben und diese an Kinos zu verkaufen. Die Berliner Brüder Adi und Amir Jakob Goldman waren die Pioniere. Und so funktioniert es: Die Berliner Philharmoniker geben beispielsweise ihr Sommerkonzert auf der Waldbühne und es wird im Fernsehen übertragen. Wer es nicht im Pantoffelkino sehen möchte, sondern lieber gemeinsam mit vielen anderen Interessierten, der kann die Fernseh-übertragung auf einer Kinoleinwand erleben. Die neue Technik macht es möglich. 1.000 Kinos in Deutschland, England, Israel und anderen Ländern verfügen mittlerweile darüber.

»Ich war schon immer vom Kino fasziniert«, sagt der 38-jährige Amir Jakob Goldman. So hat er seine Examensarbeit in Betriebswirtschaftslehre über die Zukunft des Kinos geschrieben. Auch Rock- und Popkonzert werden so zu großen Kinoerlebnissen, meint er. Nächstes Ziel: Einen Boxkampf in »3D« übertragen zu können. Davon leben können die Goldmans allerdings nicht, weshalb sie noch einem anderen Beruf nachgehen. Aber immerhin seien die Kosten nun gedeckt, sie würden nichts mehr draufzahlen, so Amir Jakob Goldman.

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