Berlin

Deutsche Oper stellt sich NS-Zeit

Gedenkkonzert in der Deutschen Oper Foto: Marcus Lieberenz/bildbuehne.de

Benedikt Leithner ist Solo-Paukist. Er hat Schicksale von jüdischen Orchestermusikern der Deutschen Oper Berlin im Nationalsozialismus recherchiert und nachgezeichnet. Schon vor Jahren wollte der 43-Jährige wissen, ob es an der Oper jüdische Orchesterkollegen gab, die 1933 entlassen wurden.

Nach einem Jahr Recherche in Archiven und im Internet fand Leithner nicht nur Lebenswege von Musikern heraus. »Auch Sängerinnen, Tänzerinnen, Bühnenarbeiter, der Intendant und der Geschäftsführer mussten ihren Arbeitsplatz verlassen«, sagt Leithner. Personalakten, Zeitungsartikel und eine Liste von allen Orchestermusikern seit Gründung der Oper halfen beim Recherchieren.

Leithner stieß dabei etwa auf den Violinisten und Konzertmeister Wladyslaw Waghalter (1885–1940). Er war schon 1912 bei der Eröffnungsvorstellung dabei, die sein Bruder Ignatz dirigierte, und gründete das »Waghalter-Streichquartett«.

CELLIST Dem gehörte auch der Cellist Hans Kraus an. Während der Nazi-Zeit durften beide nicht mehr arbeiten. Ein Briefwechsel gibt Zeugnis von Waghalters finanzieller Not. Er starb an einem Herzinfarkt, als er die Vorladung zur Deportation erhielt. Seine Frau und eine Tochter wurden in Auschwitz ermordet.

Der Violinist Max Rosenthal wurde mit seiner Frau und seiner elfjährigen Tochter nach Minsk deportiert.

Grundlage der Entlassungen war das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums«, das von den Nationalsozialisten 1933 erlassen wurde.

Auch der Violinist Max Rosenthal (1884–1941), der seit 1913 im Orchester spielte, war davon betroffen. Er wurde mit seiner Frau und seiner elfjährigen Tochter nach Minsk deportiert, noch im Deportationszug musizierte er, so hielt es ein Mitreisender im Tagebuch fest: »Heute Abend herrliches Konzert mit Max Rosenthal«, berichtet Leithner. In Minsk wurde die Familie ermordet.

Der Bratschist Werner Lywen war bei seiner Entlassung gerade einmal 24 Jahre alt. Er konnte in die USA fliehen, wo er Karriere machte. Er spielte in New York mit Leonard Bernstein und wurde Konzertmeister. 2002 starb er in Los Angeles. Hans Kraus wirkte nach 1933 beim Jüdischen Kulturverein, emigrierte 1940 nach Shanghai und später in die USA.

Im zweiten sogenannten Tischlereikonzert der Saison 2019/20 wurde ihrer nun Mitte Januar gedacht. Weitere Gedenkkonzerte seien geplant, kündigte die Deutsche Oper an.

Frankfurt

30 Jahre Egalitärer Minjan: Das Modell hat sich bewährt

Die liberale Synagogengemeinschaft lud zu einem Festakt ins Gemeindezentrum

von Eugen El  09.12.2024

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024