Ortstermin

Der Erste

Konstantin Pal wurde in Leipzig in sein Amt als Militärrabbiner eingeführt

 15.06.2023 17:26 Uhr

Militärrabbiner Konstantin Pal (r.) und Militärbundesrabbiner Zsolt Balla Foto: Douglas Abuelo

Konstantin Pal wurde in Leipzig in sein Amt als Militärrabbiner eingeführt

 15.06.2023 17:26 Uhr

Rabbiner Konstantin Pal faltet den Tallit zusammen, streicht ihn mit der Hand glatt und legt ihn auf den Tisch, der neben dem Rednerpult steht. Jetzt ist er Militärrabbiner – der erste in Leipzig. Und einer der wenigen, die einen Tallit in Tarnfarben haben. Was sich dahinter verbirgt, bringt die Gäste, die am Donnerstagnachmittag in die General-Olbricht-Kaserne in Leipzig gekommen sind, zum Schmunzeln.

Gerade ist Pal in sein Amt als Militärrabbiner eingeführt worden, jetzt denkt er in seiner Rede darüber nach, welches Verhältnis das Judentum zum Krieg, welches zum Frieden hat.

An Pals Revers haftet ein Anstecker. Ein spezieller, sagte Militärbundesrabbiner Zsolt Balla, während er ihn anbrachte. Nur wenige dieser blauen Anstecker mit Davidstern und dem Schriftzug »Militärrabbinat« gibt es. Pal erhält den ersten.

Rückblick Nachdem im Dezember 2022 mit der Verbeamtung die Amtseinführung als staatliche Beauftragung stattfand, erfolgte am Donnerstagnachmittag nun die religiöse Amtseinführung durch Rabbiner Andreas Nachama.

Mit der Amtseinführung des Militärbundesrabbiners Zsolt Balla in der Brodyer Synagoge in Leipzig hatte im Juni 2021 der Aufbau der jüdischen Militärseelsorge in der Bundeswehr begonnen. Grundlage ist ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden von 2019.

»Lange Zeit schien es eine unerreichbare Idee, Vision oder Fantasie zu sein. Eine jüdische Militärseelsorge für die Bundeswehr. Gleichberechtigt neben der katholischen und evangelischen Militärseelsorge«, sagt Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, in seiner Rede. Viele Jahre sei es für jüdische Eltern und Großeltern undenkbar gewesen, ihren Sohn, Tochter, Enkel oder Enkelin als Soldaten in der Bundeswehr zu sehen.

»75 Jahre nach Ende der Schoa haben die Bundesregierung und die jüdische Gemeinschaft diesen historischen Schritt gewagt.«

Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann

»75 Jahre nach Ende der Schoa haben die Bundesregierung und die jüdische Gemeinschaft diesen historischen Schritt gewagt. Und so wurde hier in Leipzig vor zwei Jahren die Amtseinführung von Militärbundesrabbiner Balla gefeiert.« Es sei ein bewegender Moment für die jüdische Gemeinschaft, für die Bundeswehr, letztlich für unsere demokratische Gesellschaft gewesen, betonte Botmann.

»Dass wir heute einen weiteren Meilenstein beim Aufbau des Militärrabbinats feiern können, knüpft daran an.« Mit Pal werde der erste Militärrabbiner feierlich in sein Amt eingeführt. »Ich freue mich sehr, dass wir mit Ihnen, lieber Herr Rabbiner Pal, einen engagierten und erfahrenen Rabbiner für dieses Amt gewinnen konnten«, sagt Botmann.

Studium Konstantin Pal war seit 2010 Rabbiner der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen. Er wurde 1979 in Moskau geboren und wanderte als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Deutschland aus. Er studierte Jüdische Studien, Religionswissenschaften und Slawistik an der Universität Potsdam, ließ sich am Abraham Geiger Kolleg zum Rabbiner ausbilden und wurde 2010 ordiniert.

Die Leipziger Außenstelle des Militärrabbinats ist eine von fünf Dependancen deutschlandweit. Das Team in Leipzig ist für alle Bundeswehr-Dienststellen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen zuständig.

Lesen Sie einen ausführlichen Artikel in der kommenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Rabbinerkonferenz

Hauptsitz in München eröffnet

Oberrabbiner und CER-Präsident Pinchas Goldschmidt: Verlegung des CER-Hauptsitzes symbolisiert Hoffnung

 19.09.2023

Nachruf

Trauer um Harry Schnabel

Das Präsidiumsmitglied des Zentralrats und Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt verstarb im Alter von 67 Jahren

 08.09.2023 Aktualisiert

Düsseldorf

Kampf um Jüdische Feiertage in NRW

Arbeiten oder Prüfungstermine an Schabbat und Jom Kippur? Die Jüdischen Gemeinde veranstaltet eine wichtige Podiumsdiskussion

von Imanuel Marcus  29.08.2023

Interview

»Wir sind Teil der Tradition - genauso wie der Apfelwein«

Rabbiner Avichai Apel über koscheren Apfelwein und die Tücken der Herstellung

von Helmut Kuhn  24.07.2023

Chemnitz

Staatsschutz ermittelt wegen judenfeindlichem Zwischenfall auf Synagogengelände

Der sächsische Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen

 24.07.2023

Heidelberger Hochschulrede

Das unbedingte Ringen um Wahrheit

Die Autorin und Publizistin Carolin Emcke sprach zum Thema »Zeugenschaft und Krieg – Über die Ethik des Erzählens«

von Dorothe Sommer  21.07.2023

Porträt der Woche

Viele Saiten

Alex Koss ist Songwriter, Rapper, Gitarrist und schreibt an seiner Bachelorarbeit

von Christine Schmitt  16.07.2023

Mönchengladbach

»Herausragende Lebensleistung«

Der 95-jährige Schoa-Überlebende Icek Ostrowicz erhält das Bundesverdienstkreuz

von Christine Schmitt  13.07.2023

Hitzewelle

Zur Abkühlung in die Synagoge

Klimaanlagen, Eis und Wasser – die Gemeinden sind gut ausgestattet

von Christine Schmitt  13.07.2023