Ausstellung

Bima von der Dombauhütte

Über 150.000 Objekte haben die Kölner Denkmalpfleger mittlerweile aus dem Grabungsgelände geborgen, das sich seit zwei Jahren direkt vor dem Rathaus der Stadt auftut und täglich Hunderte von Schaulustigen anzieht. In der sogenannten Archäologischen Zone werden in erster Linie die Reste des mittelalterlichen jüdischen Viertels der Domstadt freigelegt. Die Relikte von Synagoge, Mikwe, Warmbad, Hospital, Bäckerei und Wohngebäude der nachweislich ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen sind inzwischen teilweise und provisorisch zugänglich gemacht worden. Nun stellt die Stadt Köln unweit des Grabungsareals im sogenannten Praetorium, den Resten des aus römischer Zeit stammenden Palastes des damaligen Statthalters, eine kleine, aber exquisite Auswahl der geborgenen Objekte aus dem jüdischen Alltagsleben aus.

Gotik »Kunst und Kult: Funde aus der Ausgrabung der Synagoge«, heißt die bis zum 16. Januar 2011 terminierte Präsentation. Zu sehen sind in lichtdurchfluteten Glasvitrinen unter anderem Reste einer mit Tier- und Pflanzendarstellungen opulent dekorierten Bima aus dem 13. Jahrhundert, über 700 Jahre alte Schiefer-Schultafeln, Fußbodenfliesen mit Ornamenten, zahlreiche Münzen, eine Schachfigur aus Bergkristall aus dem zehnten Jahrhundert, Schmuckstücke, wie ein edel gearbeiteter Ring aus dem 14. Jahrhundert oder wunderbar mit Vogeldarstellungen verzierte Ofenkachelfragmente. Jedes Exponat hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Von der gotischen Bima etwa ist bekannt, dass ihre reich ornamentierte und filigrane Architektur von englischen und französischen Handwerkern im 13. Jahrhundert in der nahe gelegenen Dombauhütte geschaffen wurde.

Darüber hinaus bekommen die Betrachter der Ausstellung ein Gespür für und einen Einblick in die sensible Arbeit der Archäologen. Anschaulich dargestellt wird, wie die aufgefundenen einzelnen kleineren Gegenstände in spezielle Plastikfolien verpackt und eindeutig nach den Kriterien Fundort, Datum, Objektnummer sowie Objektbezeichnung zugeordnet wurden. Die Funde aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Köln, die ausweislich einer Urkunde des damaligen römischen Kaisers Konstantin seit dem Jahr 321 existiert, möglicherweise sogar noch älter ist, sind von Interesse nicht nur für die Stadtgeschichte, sondern für die Historie des Judentums in Europa, ja weltweit. Und längst sind noch nicht alle Relikte geborgen worden. Die Konservatoren warten gespannt darauf, welche weiteren Überraschungen die laufenden Ausgrabungsarbeiten in der Archäologischen Zone noch ergeben werden.

»Kunst und Kult: Funde aus der Ausgrabung der Synagoge«. Praetorium, Kleine Budengasse 2, 50667 Köln, bis 16. Januar 2011

 

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