Düsseldorf

Alles koscher

Ein Granatapfel, Schabbatkerzen und ein Weinglas zieren als weiße Silhouetten das Schaufenster des Ladens in der Roßstraße. Jüdische Symbole, die auf das umfangreiche Sortiment im Inneren verweisen. Der Schriftzug »Lechaim – 100% koscher« hängt in den israelischen Farben Hellblau auf Weiß über dem Eingang. Seit einem guten Jahr nun bereichert das Geschäft »Lechaim« (Aufs Leben) das jüdische Leben in Düsseldorf.

Das Angebot ist vielfältig und international. Es reicht von Plätzchen aus Israel über Gewürze aus Belgien bis hin zu eingelegtem Gemüse aus Russland – alles koscher. Dafür sorgen ein ausgeklügeltes System von Stempeln, Zertifizierungen und nicht zuletzt die wachsamen Augen der Gemeinderabbiner. »Wir kommen dafür regelmäßig vorbei und kontrollieren, ob die Waren den Kaschrutregeln entsprechen«, sagt Rabbiner Benzion Dov Kaplan von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Gegründet wurde das koschere Ladengeschäft »Lechaim« im Mai 2017. Hinter dem Projekt stehen Schejna und Mendel Ivanes aus Dortmund, die dort bereits seit einigen Jahren einen Großhandel sowie ein Geschäft mit koscheren Produkten betreiben und mit denen die Jüdische Gemeinde Düsseldorf schon seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. »Dank der Unterstützung der Düsseldorfer Gemeinde und ihres Vorstands konnten wir das Ladenprojekt im vergangenen Jahr dann realisieren«, sagt Mendel Ivanes, der mehrmals die Woche auch selbst nach Düsseldorf kommt und neue Waren anliefert.

Infrastruktur Die Lebensmittel kommen aus der ganzen Welt, der größte Teil stammt aus Israel. Sehr viele Produkte kauft Mendel Ivanes in Antwerpen und Straßburg, den Hochburgen koscherer Infrastruktur in Europa.

Das Angebot ist vielfältig und reicht von koscheren Gummibärchen bis Wein, von Hummus bis Tiefkühlpizza. Im hinteren Bereich des aus zwei Räumen bestehenden und etwa 80 Quadratmeter großen Ladens befinden sich eine große Tiefkühltruhe mit Fleisch sowie ein breites Kühlregal mit Käse, Aufstrichen und Salaten, ein weiteres mit Wurst. Vor Feiertagen wird das Sortiment speziell auf diese ausgerichtet und erweitert. Am deutlichsten ist dies vor Pessach zu spüren, dann türmen sich die Mazze-Pakete in einer Ladenecke.

»Gerade in der Zeit vor den Feiertagen kommen pro Tag mehr als 100 Kunden«, sagt Ladenbetreiber Mendel Ivanes. Dann steht die Kundschaft schon einmal in einer langen Schlange bis vor die Ladentür. Aber auch vor den wöchentlichen Schabbatfeiern, wenn der Laden bis zum Nachmittag geöffnet hat, sei die Nachfrage sehr groß. Der Renner, wie könnte es anders sein, sind freitags natürlich frisch gebackene Challot.

Auch zu den anderen Feiertagen erhalten die Gemeindemitglieder stets die passenden Waren und Utensilien. Zum Neujahrsfest Rosch Haschana sind dies beispielsweise verschiedene Sorten Honig, vor Purim wird das Sortiment an Süßigkeiten deutlich aufgestockt. Und zu Chanukka ergänzen Sufganiot das Angebot.

Grußkarten
Neben einem sehr umfangreichen Sortiment koscherer Weine gibt es im »Lechaim« auch Grußkarten zu den unterschiedlichsten Anlässen wie Bar- und Batmizwa, Chanukka oder Rosch Haschana. Dass es Bedarf gab, stellte man schnell fest. Also entwarf Polina Ivanova, Redakteurin der Düsseldorfer Gemeindezeitung, entsprechende Karten, machte Fotos und erstellte Grafiken. Nun kann man aus einem Kartenständer ansprechende Motive auswählen.

Für eine angenehme Atmosphäre im Laden sorgt auch eine Sitzecke im Eingangsbereich. Hier können Kunden auch einmal ein Wasser und einen Kaffee trinken oder sich zum Plausch treffen. Außerdem liegt die Gemeindezeitung aus. Und bei Bedarf wird sogar ein Frühstück angeboten. »Besonders Besucher aus Israel oder den USA nehmen dies gerne in Anspruch«, erzählt Mendel Ivanes. Religiöse Juden, die sich privat oder auch geschäftlich in Düsseldorf aufhalten und sich koscher ernähren wollen, fragen vorher über das Internet an. Im »Lechaim« gibt es für sie neben einem frisch zubereiteten Frühstück auch Lunchpakete und Einweggeschirr. Für sie werden dann schon einmal die Ladenöffnungszeiten ausgedehnt.

Im Frühsommer, als die Orthodoxe Rabbinerkonferenz in der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf tagte, bekam »Lechaim« hohen Besuch. Die Teilnehmer aus ganz Deutschland waren begeistert. »Die Anerkennung der Rabbiner war überwältigend. Das hat uns sehr gefreut«, sagt Mendel Ivanes. Aber auch die Zufriedenheit der Kunden ist Ansporn für die Ladenbetreiber. In Düsseldorf lebende Israelis fühlen sich an ihre Kindheit erinnert, wenn sie Produkte aus ihrem Heimatland entdecken. Religiösen Juden wird das Leben nach den Kaschrutregeln immens erleichtert, weil sie nicht mehr alles im Internet bestellen oder selbst in das etwa zwei Stunden entfernte Antwerpen fahren müssen, um einzukaufen.

Daneben zählen auch zahlreiche traditionell lebende Gemeindemitglieder zum Kundenstamm, sie kaufen vornehmlich für Schabbat und die Hohen Feiertage im »Lechaim« ein.
Die Lage des Ladens im Stadtteil Derendorf unweit der Synagoge ist gut gewählt. An der viel befahrenen Roßstraße gelegen, ist er sehr präsent, sodass auch immer wieder nichtjüdische Kundschaft vorbeikommt. Diese bevorzuge vor allem das Fleischangebot in Bio-Qualität sowie die Weinauswahl, probiere aber auch immer mal wieder andere Produkte mit internationalem Hintergrund aus, erzählt Ladenbetreiber Ivanes.

Lechaim Düsseldorf, Roßstraße 44, Telefon: 0211-97716443, Öffnungszeiten: Mo bis Do 10–19 Uhr, Fr 10–15 Uhr

Berlin

Zeichen der Solidarität

Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Gastgeber für eine Gruppe israelischer Kinder

 15.04.2024

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 07.04.2024

Hannover

Tränen des Glücks

Auf der Damentoilette gibt es eine Schminkorgie, während Backstage auch mal die Gefühle durchgehen. Aber »je näher der Abend, desto geringer die Aufregung«

von Sophie Albers Ben Chamo  31.03.2024

Hannover

»Alle sollen uns hören und sehen!«

Tag zwei der Jewrovision beweist, dass immer noch mehr Energie möglich ist. Nach Workshops und Super-Hawdala geht es zur Kirmes und auf die Zielgerade zur Generalprobe am Sonntagvormittag

von Sophie Albers Ben Chamo  30.03.2024

Jewrovision

Perfekter Auftritt

Der Countdown zur 21. Jewrovision läuft. Rund 1300 Teilnehmer und Gäste aus den deutschen Gemeinden purzeln in Hannover aus den Bussen und bereiten sich auf das große Finale am Sonntag vor: Time to Shine!

von Sophie Albers Ben Chamo  29.03.2024

Hannover

Tipps von Jewrovision-Juror Mike Singer

Der 24-jährige Rapper und Sänger wurde selbst in einer Castingshow für Kinder bekannt

 26.03.2024

Berlin

Purim für Geflüchtete

Rabbiner Teichtal: »Jetzt ist es wichtiger denn je, den Geflüchteten die Freude am Feiertag zu bringen«

 21.03.2024

Centrum Judaicum Berlin

Neue Reihe zu Darstellungen von Juden in DDR-Filmen

Im April, Mai, August, September und Oktober werden die entsprechenden Filme gezeigt

 20.03.2024

Stiftungsgründung

Zentralrat der Juden ordnet Rabbinerausbildung neu

Das Abraham Geiger Kolleg und das Zacharias Frankel College sollen durch eine neue Trägerstruktur abgelöst werden - mit Unterstützung der staatlichen Zuwendungsgeber

 26.02.2024