Magbit

Alles für Israel

Wenn ich Soldaten Musik machen sehe, bin ich zuversichtlich, dass wir all unsere Probleme in den Griff bekommen können, denn genau das ist das richtige Israel», betont der Ehrengast der Magbit-Eröffnung des Keren Hayesod Württemberg, Botschafter a.D. des Staates Israel in Wien, Aviv Shir-On, zu Beginn seiner Rede. Zuvor hatten sechs junge Musiker des Zahal-Ensembles, das derzeit durch Deutschland tourt, auf der Bühne mit ihren Stücken für Begeisterung gesorgt. Der Veranstaltungssaal der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) ist voll besetzt.

Da Frankreich nun den Verteidigungsfall nach EU-Recht ausgerufen habe, sei es die Pflicht eines jeden, Frankreich und seinen Bürgern zur Seite zu stehen, ruft IRGW-Vorstandsmitglied Michael Kashi als Gastgeber die Zuhörer wieder in die Gegenwart zurück: «In diesen Tagen sind unsere Augen bei den Menschen in Paris», sagt er. «Wie sehr wünsche ich mir, dass auch Israel den Bündnisfall ausruft, denn seit Monaten greifen Terroristen wahllos Menschen auf offener Straße an.» Keine Woche vergehe, in der die Feinde Israels dem Staat nicht die Auslöschung androhen, «aber für die Welt sind das keine Terroristen, sondern Verhandlungspartner».

Israel Der Ehrengast nimmt die Worte von Kashi auf und berichtet den gebannten Zuhörern aus erster Hand von der aktuellen Lage Israels. «Generell ist die Situation gut und nicht so gut», sagt er. «Das ist paradox, aber es stimmt.» Positiv sei, dass Israel durch Meerwasserentsalzungsanlagen sein Wasserproblem gelöst habe. Auch sei es nach wie vor ein Hightech-Land. Erst kürzlich habe die Schweiz unbemannte Kampfflugzeuge gekauft.

Auf der anderen Seite stünden die Probleme. «Es gibt zu viele Kinder im Grundschulalter, die Klassenräume platzen aus allen Nähten», sagt der Diplomat. Zudem seien Wohnungen für junge Familien viel zu teuer, die Regierung müsse das Gesundheitssystem stärken und mehr Araber darin aufnehmen.

Über all dem stehe allerdings der Terror. «Die Palästinenser setzen ihren Krieg gegen uns fort und in Europa nimmt die Gefahr zu», sagt Shir-On. «Und das, während Europa uns unfair und unausgewogen behandelt.» Während Islamisten in Paris Menschen ermorden, nehme die sogenannte Bewegung für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen für Palästina (BDS) zu. Sie ziehe sich durch akademische und kulturelle Institutionen und wiegele zum Boykott auf. «Ich fordere jeden auf, sich dagegen zu wehren», ruft Shir-On. Natürlich dürfe man Israel in einer demokratischen Gesellschaft kritisieren. «Aber man darf es nicht delegitimieren, und genau das macht die BDS-Bewegung.» Dahinter verstecke sich Antisemitismus.

Kennzeichnung Allein das Kennzeichnen von Produkten aus jüdischen Siedlungen im Westjordanland sei kein Konsumentenschutz, sondern schlicht unfair. «Mit Konsumentenschutz befassen sich Außenminister nicht», betont der Botschafter und fordert: «Man muss ein Kind beim Namen nennen. Das ist eine politische Entscheidung, und wir werden Maßnahmen dagegen ergreifen.»

Außerdem kritisiert er, dass Europa darüber entscheiden wolle, wie die Grenzen aussehen, obwohl das eine Sache zwischen Israelis und Palästinensern sei. «Alle sprechen über eine Zweistaatenlösung, aber unsere europäischen Freunde sind nicht bereit, den Satz auszusprechen, dass der Staat Israel ein jüdischer Staat ist. Das ist unglaublich, aber wahr.» Während der ehemalige Botschafter in diesem Vortrag zum Thema «Ständige Bedrohung des Staates Israel – Was nun, Herr Shir-On?» auf die gegenwärtige Lage Israels eingeht, ordnet der Vorsitzende des Keren Hayesod Württemberg, Martin Widerker, die Lage aus seiner Sicht ein.

Wirtschaftskrise «Ökonomisch und politisch gesehen erleben wir im Nahen und Mittleren Osten eine neue Ära, die auch langsam hauptsächlich Europa, aber auch andere Kontinente in der Welt beeinflussen wird», sagt er. Dafür gäbe es vier Ursachen: den stark fallenden Ölpreis, die Wirtschaftskrise in Russland, den Arabischen Frühling und den Zustrom von Millionen Flüchtlingen nach Europa. «Ich würde nicht widersprechen, wenn jemand behaupten würde, dass der Atomvertrag mit dem Iran den Weg für einen Flüchtlingsstrom in Europa geebnet hat und somit der Bestand der EU infrage gestellt wird», so Widerker.

Israels Haltung zum Atomvertrag hätte Europa vor dem großen Flüchtlingsstrom gerettet, ist sich Widerker sicher. «Nun wird der Westen den Preis dafür bezahlen.» Shir-On schlägt in dieselbe Kerbe: «Wir haben schon vor Saddam Hussein gewarnt und vor Assad, aber immer heißt es: Das ist eben eine schwierige Lage.» Spätestens der Arabische Frühling habe gezeigt, dass «wir unsere Region besser kennen als alle anderen».

Jetzt, da der Terror nach Europa kommt, «sind wir in der Lage zu sagen, wir haben es euch gesagt. Aber wir sind gleichzeitig in der Lage, Europa zu unterstützen», verspricht er. Der Kampf gegen Radikale, gegen Terroristen, sei im Staat Israel von Beginn an Alltag gewesen.

«Dass auch Sie so etwas mit Ihren Spenden möglich machen, dafür danke ich Ihnen im Namen des Staates Israel und in meiner Wenigkeit als israelischer Bürger», endet Aviv Shir-On. Von den vielen Spenden, die der Keren Hayesod an diesem Abend bekommt, sticht vor allem der Barscheck der IRGW hervor. 15.000 Euro übergibt Vorstandsmitglied Michael Kashi, gesammelt von Mitgliedern der Gemeinde.

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