Theater

»Abi men lacht«

Purim allerorten – vom Kindergarten bis zum Seniorenheim, von der Schule bis zum Studentenverband. Gemeinsam feierten die IKG-Mitglieder am Purimabend, zunächst mit der Lesung der Megillat Esther in der Synagoge und anschließend im Hubert-Burda-Saal. Als Motto hatte das Rabbinat diesmal Indien gewählt. Entsprechend hatten viele ihre Kostüme gewählt. Für die besten Verkleidungen der Kinder gab es auch in diesem Jahr wieder tolle Preise.

Ein Highlight der besonderen Art war am Sonntag das Purimspiel auf Jiddisch, ein Gemeinschaftswerk des IKG-Kulturzentrums und der Europäischen Janusz-Korczak-Akademie. Mit Blick auf den Riesenandrang begrüßte Moderator Roman Haller die Gäste mit der scherzhaften Bemerkung, das nächste Mal müsse die Veranstaltung wohl in der Olympiahalle stattfinden. Und er mahnte, die »keschene-fones«, die Taschen-Telefone, auszuschalten.

Allein dieses Wort unterstrich, dass Jiddisch keineswegs eine ausgestorbene Sprache ist. Das begeisterte Publikum machte diese Tatsache ebenso deutlich wie die engagierten Schauspieler. Und wer Jiddisch nicht so gut beherrschte, für den hatte die Leiterin des Kulturzentrums, Ellen Presser, alles übersetzt und auf Bildschirme zum Mitlesen übertragen. Und doch konnte dies nicht den jiddischen Original-Sound und die damit verbundene Wärme und Ausstrahlung ersetzen. Jiddisch hat eben einen besonderen »tam«, Geschmack, der in keine andere Sprache übersetzbar ist.

skurriles In Sketchen und Liedern, traurigen und skurrilen Geschichten ließen Roman Haller, Dora Harman, Benny Meiteles, Robby Rajber, David Stopnitzer und Eli Teicher, am Flügel begleitet von Francoise Sharell und unter der künstlerischen Leitung von Barry Goldmann, eine Welt auferstehen, die die Zuhörer für knapp zwei Stunden ins »Jiddischland« versetzte.

Zur Einstimmung auf Purim gab es eine Geschichte von Scholem Alejchem, Di Goldschpiners. In ihr geht es um die »Schlachmones«, die Geschenke zu Purim für Groß und Klein, die zumeist aus Zuckerbäckereien bestehen. Mit diesem versorgt Rivele ihre Kunden, während ihr Mann Naftole Experte für alles ist – und ihr auch dann beim Verkauf hilft, wenn sie aus 4 plus 8 schnell mal 48 macht.

Was die jiddische Sprache aus Klassikern wie dem Film Casablanca machen kann, bewies die berühmte Szene am Klavier, in der Ingrid Bergman den Pianisten auffordert: »Spiel’s nochmal, Sam!« Keiner im Saal blieb ungerührt, als hierzu der Evergreen Ojfn Pripetschik – Auf dem Ofen … gespielt wurde.

Das Motto des Abends, »Abi men lacht« – Hauptsache man lacht –, wurde besonders klar in der Szene eines Neueinwanderers, der die Umstellung vom Leben im alten Europa zu Tel Aviv beschreibt. Wie sich auch Israel gewandelt hat, wurde mit einem Stück deutlich, das auf einem Wohnungsamt spielt – wo Ambiente und Umgangsformen sich änderten, nicht aber die Bürokratie. In der Palette der Sketche durfte auch eine Replik auf Freud und die Psychiater nicht fehlen – was für viel Begeisterung beim Publikum sorgte.

witze Grandios war auch die Szene eines israelischen Fremdenführers und einer Touristin. Eine alte Geschichte über einen neuen Kühlschrank im heißen Klima kommt immer gut an. Auf den sehnlich erhofften Kühlschrank, den sich der Israeli von seinem Verwandten in den USA gewünscht hatte, wartet er wohl noch heute.

Mit einer Reihe von jüdischen Witzen auf Jiddisch neigte sich die Vorführung ihrem Ende zu. Darsteller und Helfer kamen auf die Bühne, und gemeinsam mit dem Publikum sangen alle Yaakov Bodos Lied Lacht mit mir, singt mit mir. In dem Text wurde mit einfachen Worten genau das besungen, was das Besondere dieses Abends war: die Sprache. »Jiddisch – was ist da das Besondere? Eine solche Sprache gibt es nirgendwo, bei niemandem.«

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