Vorschrift

Zehn Gebote

Sollten Sie überhaupt das Bedürfnis haben, das Gelobte Land jemals wieder verlassen zu wollen, versuchen Sie nicht, bei der Ausreise witzig zu sein. Unter gar keinen Umständen erzählen Sie der bildhübschen jungen Israelin, die Ihnen am Flughafen allerlei Fragen nach ihrem Woher und Wohin stellt, augenzwinkernd von der netten Palästinenserin aus Ramallah, die ihnen angeblich ein mysteriöses Päckchen für den in Deutschland studierenden Bruder mitgegeben hat. In dieser Frage verstehen Israelis keinen Spaß. Ein solcher Scherz wird ihren Aufenthalt garantiert verlängern.

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Gehen Sie nie ohne Kopfbedeckung auf eine Tour durchs Land. Für Männer ist es sowieso Pflicht, sich an den Heiligen Stätten des Judentums etwas aufzusetzen. Aber auch wegen eines drohenden Sonnenstichs ist es in der wärmeren Jahreszeit ratsam, sein Haupt zu schützen. Wer zum Beispiel zwischen März und Oktober die Ruinen von Massada oder Qumran besichtigen möchte, läuft ohne Kopfbedeckung schnell Gefahr, seinen Rundgang mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Beinen in Hochlage beim Sanitätsdienst zu beenden. Aber bitte: Hören Sie nicht auf die Ratgeber, die Ihnen sagen, dass Sie mit einem dieser originellen Kibbuzhüte wie ein echter Israeli aussehen. Das ist vorbei. Diese Kowa Tembel (Idiotenmütze) haben sich die zionistischen Pioniere schon bald nach der Staatsgründung vom Kopf gerissen, weil sie ein- fach albern aussehen. Und auch die Keffija, das Palästinensertuch, mag zwar in Berliner Szenekneipen hip sein, aber die meisten jüdischen Israelis – auch Sicherheits- beamte am Flughafen – mögen diesen modischen Trend nicht.

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In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sollten Sie nicht immerzu betonen, dass die Palästinenser ja auch ganz schön leiden. Oder die palästinensische Stadt Ramallah mit dem Warschauer Ghetto vergleichen, wie das der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke 2007 während der Reise deutscher Bischöfe nach Israel und in die besetzten Gebiete tat. Ein bisschen historisches Verständnis ist hilfreich.

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Sie müssen es vermeiden, eine Bankangestellte oder sonst im Publikumsverkehr tätige (meist weibliche) Person bei ihren privaten Telefonaten oder dem Feilen ihrer überlangen Fingernägel zu stören. Sie wird sich bitter an Ihnen rächen, Kredite verweigern, Wechselkurse fälschen oder Ihnen anderen Schaden zufügen. Denn merke: Die Familie genießt in Israel einen ho- hen Stellenwert, und Privatgespräche sind allemal wichtiger als Ihr Anliegen.

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Betätigen Sie auf israelischen Straßen nicht den Blinker – und wenn schon, dann biegen sie nicht in die angezeigte Richtung ab. Sie sollten zudem Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht einhalten, aufs Hupen verzichten und keinem anderen Fahrzeug den Vortritt lassen. Das alles würde Sie als Neueinwanderer, Tourist oder noch schlimmer, als »Freier« outen. Auf Deutsch: eine hoffnungslose Memme im Straßenverkehr, ungeeignet für ein rauhes Land.
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Vertrauen Sie nicht darauf, dass ein israelisches Navigationsgerät Ihnen den Weg durch palästinensisches Gebiet weist. Überquert man beispielsweise am Toten Meer die Grenze zum Westjordanland, wird die Karte grau, Distanzen werden nicht mehr angezeigt, und es erscheint die Meldung »Sie versuchen, ein unbekanntes Ziel zu erreichen.« Allerdings berechnet das Navi noch die aktuelle Geschwindigkeit des Autos. Wahrscheinlich, damit man weiß, wann man wieder bekanntes Gebiet erreicht.

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Achtung Sportsfreunde: Glaubt nicht, dass Jerusalem als Metropole der Weltreligionen auch ein Mekka der Jogger und Marathonläufer ist. Erstens sind die vielen Hügel in der Stadt sehr ermüdend. Außerdem sind die wenigsten Bürgersteige in ordentlichem Zustand. Sie müssen sich dort auch jeden Meter erkämpfen. Abgesehen davon, dass viele Wege einfach zugeparkt sind, wird Ihnen auf den schönsten Laufstrecken Jerusalems – wie zum Beispiel an der Tajelet, die nicht wegen der Länge, sondern wegen des Panoramas atemberaubend ist – niemand Platz machen. Da können Sie noch so schnaufen und schwer auftreten. Israelis gehen nicht zur Seite. Schon aus Prinzip.

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Handeln Sie ruhig im Basar von Jerusalem. Haben Sie sich aber erst einmal zu einer Tasse Tee einladen lassen, sind Sie hoffnungslos verloren. Verstrickt in einem Netz von Schmeicheleien (»Sie verfügen über einen ausgezeichneten Geschmack«) und emotionaler Erpressung (»Mit meinem Geschäft muss ich zehn Kinder und meine Cousins ernähren«) wird der »special tourist price«, den man Ihnen gewährt, immer noch haushoch über dem wirklichen Wert liegen.

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Versuchen Sie nicht, sich als syrischer, katholischer, griechischer, äthiopischer oder koptischer Geistlicher auszugeben und eine Kerze im katholischen, griechischen, äthiopischen, koptischen oder syrischen Teil der Grabeskirche aufzustellen. Diplomatische Verwicklungen wären die Folge, an der als Schlüsselverwalter eine palästinensische Familie aus Jerusalem, die Regierungen Israels, Syriens, Griechenlands, Russlands, Ägyptens und Äthiopiens, der Vatikan und vermutlich die UNO sowie möglicherweise die NATO beteiligt sein könnten. Oder wollen Sie etwa den Dritten Weltkrieg auslösen?

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Versäumen Sie es nicht, einen Freitagabend im Café Mersand, Ben Jehuda Straße, Ecke Frischmann, in Tel Aviv zu verbringen. Das Café wird von jungen Musi- kern betrieben, die ihren Kollegen auf kleinstem Raum eine Bühne bieten; Mobiliar und Kuchentheke stammen aber noch aus der Zeit der fünften, sprich jeckischen Alija. Hier, aber auch an einem Frühlingstag unter blühenden Pfirsichbäumen irgendwo in Galiläa, unter dem nächtlichen Sternenhimmel am Ufer des Toten Meeres oder bei einer Wanderung in einem Wadi des Negev werden Sie nie auf die Idee kommen, dass Israel in einem Konfliktgebiet liegen könnte.

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