Ahmadinedschad

Wolf im Schafspelz

von Ingo Way

Die westliche Welt kann aufatmen. Das iranische Atomprogramm dient ausschließlich friedlichen Zwecken. Das behauptete jedenfalls der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad am Dienstag dieser Woche in seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung. Applaus bekam er von zahlreichen der Delegierten, als er in seiner 45-minütigen Rede gegen »arrogante Mächte« wetterte, die gegen sein Land Sanktionen verhängen wollten.
Ahmadinedschad nutzte seinen zweienhalbtägigen New York-Aufenthalt ausgiebig, um Propaganda zu betreiben – gegen die USA und gegen Israel. Am Mon- tag war Ahmadinedschad einer Einladung der Columbia University gefolgt, dort einen Vortrag zu halten. Mehrere Tausend Menschen demonstrierten vor dem Universitätsgelände gegen den Auftritt des Präsidenten, der Israel mehrfach mit Vernichtung gedroht und die Schoa geleugnet hat. Der Direktor der Anti Defamation League (ADL), Abraham Foxman, bezeichnete die Einladung als »Perversion der Idee der Meinungsfreiheit«. Universitätspräsident Lee Bollinger verteidigten die Einladung und bemühte sich, Ahmadinedschad durch kritische Äußerungen bloßzustellen. So sagte Bollinger, die Leugnung des Holocaust lasse Ahmadine- dschad »an einem Ort wie diesem ... lächerlich aussehen«. Mit seinen Thesen sei der iranische Präsident »entweder ein Provokateur oder in ganz erstaunlichem Maße ungebildet«.
Doch Ahmadinedschad ließ sich davon nicht irritieren. Auf die Frage, ob er nach wie vor Israel auslöschen wolle, vermied er es, mit Ja oder Nein zu antworten. Das müsse das palästinensische Volk entscheiden. Auch wiederholte er seine Leugnung des Holocaust nicht explizit, sondern verteidigte lediglich das Recht von Historikern, die Vergangenheit unvoreingenommen zu erforschen. Und selbst wenn der Holocaust stattgefunden habe – warum sollten heute die Palästinenser dafür büßen, fragte er scheinbar naiv. Sein New Yorker Publikum vergrätzte Ahmadinedschad dann allerdings mit seiner Behauptung, im Iran gäbe es keine Homosexualität. »Ich weiß nicht, wer ihnen das erzählt hat«, sagte er.
Auch in der Pressekonferenz, die im Anschluss an die UNO-Vollversammlung stattfand, wich Ahmadinedschad Fragen, wie er es mit Israel halte, aus. Einem Bericht von Spiegel-Online zufolge verglich er das »zionistische Regime« mit der Sowjetunion: »Wo ist sie heute? Sie ist verschwunden.« In der ersten Reihe saß Karnit Goldwasser, die Ehefrau des israelischen Soldaten Ehud Goldwasser, der im vergangenen Jahr von der Hisbollah entführt wurde. Goldwasser fragte Ahmadinedschad nach dem Verbleib ihres Mannes – die Hisbollah wird vom Iran un- terstützt –, doch der Präsident ignorierte die Frage und wandte sich lieber einem Thema zu, das die Weltöffentlichkeit anscheinend weit mehr interessiert: dem globalen Klimawandel.

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025