palästinensische Wirtschaft

Wohlstand durch Frieden

von Wladimir Struminski

Eine stabile, ja boomende palästinensische Wirtschaft muss kein Traum bleiben. Zu diesem Schluss kommt eine israelisch-
palästinensische Studie über die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Nachbarn. Die Analyse »Das ungenutzte Potenzial« wurde von der palästinensischen Handelsgesellschaft PalTrade und vom Peres-Zentrum für Frieden vorgelegt. Ihr Fazit: Die Lösung liegt in besseren politischen Rahmenbedingungen. »Es muss kein formaler Friedensvertrag sein«, erklärt der israelische Wirtschaftswissenschaftler Jitzchak Gal, Mitverfasser der Studie. Allerdings müsse die Politik für die Erfüllung mehrerer Voraussetzungen sorgen. Dazu gehört die Schaffung eines handelsfreundlichen Kontrollsystems an den israelisch-palästinensischen Grenzen, Si-
cherheitskontrollen, die Israels Anforderungen genügen, ohne den Warenverkehr zu behindern und die Öffnung der palästinensischen Grenzen zur Außenwelt. Zumindest mittelfristig wäre eine enge Zusammenarbeit mit der israelischen Wirtschaft unabdingbar. Ohne israelische Käufer, Auftraggeber und Marketingpartner täten sich die palästinensischen Betriebe schwer.
Unterm Strich, so die Studie, könnte sich die palästinensische Wirtschaftsleistung innerhalb von fünf bis zehn Jahren verdreifachen und zwölf Milliarden Dollar erreichen. Damit könnten die Palästinenser immerhin zu Ländern wie Jordanien oder Marokko aufschließen. Hauptstütze des Wirtschaftswachstums wäre die Ausfuhr nach Israel, in den Westen und die arabische Welt. Allein die Warenexporte würden auf das Fünfzehnfache des gegenwärtigen Standes steigen und siebeneinhalb Milliarden Dollar erreichen. Die größten Exporthits wären Bekleidung, Nahrungsmittel und Agrarerzeugnisse. Einnahmen aus dem Fremdenverkehr, vor allem von christlichen und moslemischen Pilgern, kämen hinzu. Insgesamt erwarten die Experten die Schaffung von fast einer halben Million Arbeitsplätzen in den Gebieten: Bei einer Bevölkerung von dreieinhalb Millionen eine ökonomische Kraftspritze sondergleichen.
Auch für Israel wäre die Friedens-
dividende keineswegs zu verachten. Nach Berechnungen der Experten könnte das israelische Bruttoinlandsprodukt durch Kooperation mit den Palästinensern um ein Zehntel steigen. Schließlich könnte sich Israel dank der Zusammenarbeit mit palästinensischen Partnern arabische Exportmärkte erschließen. Die Zahl der Arbeitsplätze in der israelischen Wirtschaft stiege um knapp 400.000 – viel mehr als die heutige Arbeitslosenzahl.
Die Studie ist ein Politikum ersten Ranges, nicht nur, weil sie ein israelisch-palästinensisches Gemeinschaftsprojekt ist. Vielmehr zeigt sie der palästinensischen Füh- rung, wie viel ihre Bürger durch ein friedliches Miteinander mit Israel zu gewinnen hätten. Indessen wären die Vorteile auch für den jüdischen Staat weitaus größer als die trockenen Zahlen vermuten lassen: Eine von palästinensischem Wohlstand getragene Beruhigung würde Israels strategische Situation entscheidend verbessern.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025