Sergey Lagodinsky

»Wir brauchen eine neue jüdische Identität«

Herr Lagodinsky, Sie haben der Repräsentantenversammlung ein Integrationskon-konzept vorgestellt. Was ist daran neu?
lagodinsky: Wir hatten keinen Anspruch darauf, etwas komplett Neues zu schreiben. Wichtig war uns, dass wir uns im Klaren sind, in welche Richtung wir gehen wollen.

Wie sieht die Richtung aus?
lagodinsky: Wir möchten den Schwerpunkt auf religiöse Integration setzen. Als eine religiöse Gemeinde streben wir die religiöse Eingliederung aller Mitglieder an, natürlich un-
ter Berücksichtigung aller verschiedenen Strömungen. Ebenso haben wir eine identitäre Neupositionierung, so nenne ich es, aufgenommen, was mir persönlich sehr wichtig ist.

Was ist darunter zu verstehen?
lagodinsky: Unsere Gemeinschaft braucht eine neue jüdische Identität. Wir wollen nicht mehr die alte Struktur nachahmen, sondern an einem neuen Selbstverständnis arbeiten. Die Richtung dieser Entwicklung ist eine Reise mit ungewissem Ausgang. Wir wollen aber die Weichen stellen, damit sie erfolgreich wird.

Was ist heute anders als vor 1991?
lagodinsky: Das Selbstverständnis des größten Teils der Gemeindemitglieder hat sich durch die Zuwanderung verändert. Die meisten der Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion haben zwar eine jüdisch geprägte Identität, diese Prägung ist aber bei vielen ethnisch und nicht religiös bedingt. Nur wenige sind stark gläubig. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass die Zukunft der Gemeinde nur auf der Grundlage einer religiösen Identität gesichert werden kann.

Wie kann das funktionieren?
lagodinsky: Unsere Herausforderung ist, mit einer religiösen Erziehung der Jüngeren die Zukunft der Gemeinde zu sichern, ohne die älteren Zuwanderer mit übertriebener Religiösität von der Gemeinde wegzudrängen.

Gibt es noch eine Kluft zwischen den Gemeindemitgliedern?
lagodinsky: Eine Kluft zwischen Alteingesessenen und Zuwanderern ist leider unvermeidbar, denn 90 Prozent der Gemeinde sind nun einmal erst in den vergangenen 20 Jahren hierhergekommen. Aber man kann versuchen, die Entfremdung mit institutionellen Mitteln zu überwinden. Denn es steht fest: Nur gemeinsam haben wir eine Zukunft.

Mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Integrationsausschusses der Jüdischen Ge-
meinde zu Berlin sprach Christine Schmitt.

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