Bielefeld

Vorsitz unter Vorbehalt

Irith Michelsohn gibt sich äußerlich gelassen. Die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld hat sie am Sonntag erneut zur Vorsitzenden gewählt. Die Wahl habe satzungs- und wahlordnungsgemäß stattgefunden, teilt das ihrer Einschätzung nach bestätigte Führungsduo Irith Michelsohn und Yuval Adam am 29. Juni mit. In der konstituierenden Sitzung der Gemeindevertretung hätten die fünf Gewählten: Yuval Adam, Julia Filimonova, Elena Kolmakova, Irith Michelsohn und Yevgeniy Minkovych aus ihrer Mitte die bisherigen Amtsinhaber bestätigt.
Doch eigentlich hätte diese Wahl gar nicht stattfinden dürfen, ginge es nach dem Urteil des Schieds- und Verwaltungsgerichts beim Zentralrat der Juden. Das hatte nämlich vier Tage vor der Wahl diese per Einstweiliger Anordnung untersagt. Der kommissarische Vorstand, gemeint sind Michelsohn und Adam, wurde darü-
ber hinaus aufgefordert, diese Anordnung unverzüglich den Gemeindemitgliedern mitzuteilen.
»Davon haben wir erst per Fax am Freitagnachmittag Kenntnis erhalten«, sagt Michelsohn. Marc Grünbaum, Vorsitzender des Schiedsgerichts hält dagegen. Auch sein Kollege, Oleg Barannikov, der die Amtsgeschäfte des Schiedsgerichtes in Frankfurt am Main führt, bestätigt der Jüdischen Allgemeinen: »Das Fax an den Rechtsvertreter der Gemeinde, Thomas Kubatta, ist noch am Mittwochnachmittag rausgegangen.«
Eine Situation, die auch Irith Michelsohn als »sehr ungut« bezeichnet. Und ein weiteres Kapitel in der seit mehr als eineinhalb Jahren schwelenden Frage: Wer ist rechtmäßiger Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld?
»Wir«, jubelten im Februar 2008 Mark Mazur, Anna Petrowskaja, Tatiana Polyp-
sya, Jefin Schusterman und Nina Shugunova. Doch in ihrer Euphorie hatten die beiden neuen Vorsitzenden, Mazur und Pe-
trowskaja, einen Passus in der Satzung übersehen, nachdem der alte Vorstand dem neuen die Amtsgeschäfte übergeben muss. Ein Formfehler, den das Schiedsgericht nach Klage des alten Vorstands er-
kannte und diesen wieder kommissarisch einsetzte. Mit der Auflage, so schnell wie möglich Neuwahlen abzuhalten.
Diese wurden mehrmals verschoben, da sich die eigentlichen Gewinner vom Februar 2008 jetzt mit ihrem Gemeindeausschluss konfrontiert sahen. Sie klagten nun ihrerseits beim Schiedsgericht gegen ihren Rauswurf. Ziel sei es aber vor allem, die Wahlen von einer neutralen Wahlkommission durchführen zu lassen, sagte Marc Grünbaum der Jüdischen Allgemeinen. Die Wahl vom 28. Juni jedenfalls sei unrechtmäßig. »Sie fand unter Ausschluss von Mitgliedern statt.« Wie es weitergeht, weiß im Moment allerdings niemand, auch Irith Michelsohn nicht. Heide Sobotka

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025

Terror

Hamas gibt die Leichen von Tamir Nimrodi, Uriel Baruch und Eitan Levy zurück

Die vierte Leiche ist ein Palästinenser

 15.10.2025 Aktualisiert

München

Friedman fordert Social-Media-Regulierung als Kinderschutz

Hass sei keine Meinung, sondern pure Gewalt, sagt der Publizist. Er plädiert für strengere Regeln

 10.10.2025