Während die Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen nur langsam vorangehen, kam es zu einem Brand in einer Einrichtung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA. Dabei kamen nach Angaben der Vereinten Nationen zwölf Menschen ums Leben.
Das Trainingszentrum im Gazastreifen in der Stadt Chan Junis sei bei Kämpfen von zwei Panzergeschossen getroffen worden, teilte der Gaza-Direktor des Hilfswerks, Thomas White, auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Demnach hatten in der Einrichtung rund 800 Vertriebene Schutz gesucht. Neben den Toten gebe es 75 Verletzte. Nun stünden Gebäude in Flammen, erklärte White.
Die US-Regierung äußerte sich in einer Mitteilung »sehr besorgt« über den Beschuss. »Wir kennen zwar noch nicht alle Einzelheiten des Geschehens und werden weiterhin nach weiteren Informationen über die heutigen Vorfälle suchen, aber der Verlust jedes unschuldigen Lebens ist eine Tragödie«, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Adrienne Watson.
War Beschuss durch Hamas die Ursache?
White schrieb nicht, wer die Einrichtung seiner Einschätzung nach angegriffen hatte. Augenzeugen sagten der Deutschen Presse-Agentur, der Brand sei durch israelische Bombardierungen verursacht worden. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, sie schließe derzeit aus, dass der Vorfall auf einen israelischen Luft- oder Artillerieangriff zurückzuführen sei. Eine Untersuchung laufe. Die Armee prüft demnach auch, ob es sich um einen Beschuss der Hamas handeln könnte.
Mehrere Medien berichteten zuletzt über Hoffnungen auf einen weiteren Deal zur Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge und eine längere Feuerpause. Ein israelischer Repräsentant sagte laut der Nachrichtenseite »ynet« jedoch, die Kluft zwischen den Verhandlungspositionen Israels und der islamistischen Hamas sei noch sehr groß.
»Man darf niemandem Illusionen machen, es wird noch sehr lange dauern«, sagte er. Die Hamas habe am Mittwoch ein Angebot Israels für einen neuen Geiseldeal abgelehnt, berichtete der israelische Sender Kan. Während einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen.
Demo für Freilassung der Geiseln
Tausende Frauen forderten am Mittwoch bei Demonstrationen in Israel eine rasche Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln. Die Veranstalterinnen hatten einen landesweiten »Tag des Zorns« ausgerufen. Die Demonstrantinnen blockierten in Tel Aviv, Haifa, Jerusalem und anderen Städten Straßen und Kreuzungen. »Genug mit dem Blutvergießen, wir wollen einen Deal auf dem Tisch«, stand auf einem Schild der Demonstrantinnen.
Derweil haben die jemenitischen Huthi nach Angaben des US-Militärs erneut ein Containerschiff im Nahen Osten angegriffen. Die Terrororganisation habe am Mittwoch aus von den Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen drei Raketen auf einen unter US-Flagge fahrenden Frachter abgeschossen, der den Golf von Aden durchquert habe, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs mit.
Eine der Raketen sei ins Meer gestürzt, die anderen beiden seien von einem Zerstörer der US-Marine abgeschossen worden. Es seien keine Verletzten oder Schäden an dem Schiff gemeldet worden.
Den Haag: Entscheidung am Freitag
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas greifen die jemenitischen Huthi - aus Solidarität mit der Hamas - immer wieder Frachter mit angeblicher Verbindung zu Israel im Roten Meer an. Als Reaktion darauf führten die USA und Großbritannien mit der Unterstützung Verbündeter Militärschläge gegen die vom Iran unterstützte Terrorgruppe im Jemen.
Die Huthi forderten britische und US-amerikanische Mitarbeiter der Vereinten Nationen und anderer Hilfsorganisationen zur Ausreise aus von ihnen kontrollierten Gebieten im Jemen auf. Die Betroffenen sollten die von den Huthi kontrollierte Hauptstadt Sanaa innerhalb eines Monats verlassen. »Die Briten und die Amerikaner werden sicher abreisen«, hieß es. Staatsangehörige, deren Länder nicht an den Angriffen beteiligt seien, dürften im Land bleiben.
Der Internationale Gerichtshof wird unterdessen am Freitag seine Entscheidung über einen Eilantrag Südafrikas verkünden, im Gaza-Krieg einen sofortigen Waffenstillstand anzuordnen. Südafrika hatte vor zwei Wochen eine Klage wegen Völkermords gegen Israel eingereicht und in dem Eilverfahren als vorläufige Maßnahme einen sofortigen Rechtsschutz für die Palästinenser gefordert. Israel weist die in der Klage erhobenen Vorwürfe entschieden zurück.
Das Gericht entscheidet noch nicht in der Hauptsache, dem Völkermord-Vorwurf, sondern zunächst nur über den Eilantrag zu einem Ende der militärischen Handlungen. Das Verfahren zu dem Hauptvorwurf kann Jahre dauern. Eine Entscheidung des Gerichts ist zwar bindend, doch haben die UN-Richter selbst keine Machtmittel, diese auch durchzusetzen. dpa/ja