Hadassah-Hospital

Stammzellen fürs Mark

von Sabine Brandes

Zum weltweit ersten Mal haben Ärzte Stammzellen zur Behandlung der Krankheiten Multiple Sklerose (MS) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) eingesetzt. Der erfolgreiche Versuch ist am medizinischen Zentrum Hadassah-Ein Kerem in Jerusalem durchgeführt worden. Die Tests seien »sehr vielversprechend«, hieß es aus dem Krankenhaus. Bei dieser neuartigen Behandlung werden dem Patienten Stammzellen aus seinem eigenen Körper injiziert, somit ist er gleichzeitig Spender und Empfänger. Der Neurologe Dimitrios Karussis und der Stammzellenexperte Schimon Slavin fanden heraus, dass Stammzellen, die dem Rückenmark entnommen werden, unter bestimmten Bedingungen inner- halb von zwei Monaten mehr als 50 Millionen Zellen hervorbringen können.
Zuerst testeten die Mediziner die Effektivität der Stammzellen an Labormäusen. »Dabei sahen wir, dass die Zellen aus dem Rückenmark Schäden am Gehirn reduzieren und den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern können«, erläuterte Karussis. Gemeinsam mit seinem Team be- handelte er in den letzten zwei Jahren 25 Patienten, die an MS und ALS leiden und auf herkömmliche Medikamente nicht ansprechen. »Die meisten meiner Teilnehmer sprechen von einer Verbesserung ihres Zustandes«, so der Hadassah-Professor. Außer leichtem Fieber oder Kopfschmerzen habe es keine unerwünschten Nebenwirkungen gegeben, nachdem die adulten Stammzellen in die Wirbelsäule gespritzt worden waren.
Karussis betonte jedoch, dass die Tests »noch sehr experimentell« seien, da alle Beteiligten lediglich eine Injektion bekommen hätten, der Zeitraum von zwei Jahren zu kurz für eine endgültige Beurteilung sei und es keine Kontrollgruppe ohne Behandlung zum Vergleich gäbe. Noch ist der Versuch einzigartig, ein britisches Krankenhaus ließ jedoch verlauten, dass es bald ein ähnliches Programm vorstellen wolle.
In Israel sind 3.000 bis 4.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, ein Drittel von ihnen wird in Hadassah betreut. Zudem kommen immer mehr Patienten aus dem Ausland nach Jerusalem, um sich von den israelischen Experten behandeln zu lassen. MS ist eine chronisch entzündliche Erkrankung von Gehirn und Rückenmark, bei der bestimmte Nervenfasern entmarkt werden. Das Mark (Myelin) ist die fetthaltige Schicht um diese Nervenfasern. MS hat vielfache Symptome: von Gleichgewichtsstörungen über den Verlust motorischer Fähigkeiten bis zur Erblindung. Bei der Amyotrophen Lateralsklerose liegt die Lebenserwartung zwischen zwei und fünf Jahren. Bei dieser Erkrankung des Nervensystems bekommen die Muskeln keine Impulse mehr und verkümmern.
Zugleich mit dem Erfolg des medizinischen Versuchs eröffnete Hadassah ein hochmodernes Multiple-Sklerose-Zentrum, in dem die Patienten umfassend betreut werden. Neurologen von Weltruf arbeiten Hand in Hand mit Reha-Spezialisten, Urologen, Augenärzten und Sozialarbeitern, um gegen die nicht heilbaren Krankheiten anzukämpfen.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025