Partnerschaftsbörse

Singles an der Seine

von Brett Kline

»Offen gesagt, sind mir die Typen hier alle zu häßlich«, sagt eine Frau in engem T-Shirt und kurzem Rock, und zündet sich in der Nichtraucherzone eine Zigarette an. »Vielleicht sollte ich in den Vereinigten Staaten leben.« Willkommen auf der Veranstaltung für jüdische Singles in Paris, zu der sich vor kurzem 1.200 religiöse und weltliche Frauen und Männer im Alter zwischen 28 bis 50 trafen. Die Besucherzahl war von etwa 2.500 beim ersten Treffen im vergangenen Jahr zurückgegangen.
Zynismus und Zwiespältigkeit, was die aktive Suche nach einem Partner oder einer Partnerin betrifft, waren von vielen der Anwesenden geäußerte Gefühle. »Ich bin nicht hierhergekommen, um jemanden kennenzulernen«, sagt Albert, der von einem Stand zum nächsten schlenderte. »Aber ich will mit einer jüdischen Frau eine Familie gründen«, sagt der 42jährige Mittelschullehrer für Computertechnologie. Dann setzt er zu einer Erklärung an, weshalb er eine jüngere Frau finden will, und meint, es sei riskant, mit einer Frau über 40 Kinder zu haben.
»Alle suchen jemandem«, sagt Meyer Rabba, Organisator der Veranstaltung. »Das Alter spielt keine Rolle. Wenn man nach Hause kommt in ein leeres Heim, ist man allein.« An den Ständen waren Eheanbahnungsinstitute, Kleidungsberater, Reisebüros, ein paar Jugendgruppen und die Jewish Agency for Israel vertreten.
In der klimatisierten Halle nahmen mindestens 200 Menschen an einer Diskussion teil, die von Rabbiner Elie Lemmel und der Psychiaterin Sylvie Angel geleitet wurde. »Wie kann man wissen, ob es ein Mann ernst meint, wenn er online ist?«, fragt eine orthodoxe Frau in langem Rock und mit langärmliger Bluse. »Sie müssen ernsthafte Fragen stellen, um ernsthafte Antworten zu erhalten«, antwortet Lemmel. Ein orthodoxer Mann fragte, ob es im jüdischen Sinne ethisch sei, online mehrere Beziehungen zu unterhalten, bevor man die Frauen persönlich kennenlernt. Der Rabbiner antwortete, daß die jüdische Ethik in diesen Dingen sich vor der Erfindung des Computers ausgeformt habe – wichtig sei allein die Frage nach der Ehrlichkeit seiner Absichten.
»Ich habe auf diesem Treffen nichts Neues erfahren«, meint Anna. »Ich bin nur aus Neugier hierher gekommen«, sagt die 46jährige Verkäuferin. Wie viele andere Besucher der Veranstaltung habe sie nie die Webseite »JDate« ausprobiert, die über eine Datenbank von einigen hundert Menschen in ganz Frankreich verfügt.
Der Stand, der die meisten Leute anzog, war FeujDating oder Speed Dating. »Frauen suchen nach einem netten Mann, der ihnen irgendeine Art von Sicherheit bieten kann – keineswegs nur in finanzieller Hinsicht«, sagt Audrey Slama von Speed Dating, »während die Männer viel mehr mit der körperlichen Seite beschäftigt sind. Sie sagen, sie suchen nach einer hübschen Frau.«
Mehr als 150 Menschen hätten sich an ihrem Stand in die Datei aufnehmen lassen, sagt Slama. Sie schätzt, daß 80 Prozent von ihnen an einer Speed-Dating-Sitzung teilnehmen werden, an der jeweils zehn Frauen und zehn Männern teilnehmen. Dabei haben die nur wenige Minuten Zeit, ihr jeweiliges Gegenüber kennenzulernen. Die Frauen zahlen 20 Euro, die Männer 37 Euro pro Person.
Nur in Ausnahmefällen weigerte sich Slama auf der Veranstaltung, interessierte Männer und Frauen, die zu ihr an den Stand kamen, in die Datei aufzunehmen, und versuchte es ihnen zartfühlend auszureden. »Ich beurteile Menschen nie nach ihrem Aussehen«, sagt sie, »sondern danach, wie sie sich anhören. Ein paar Männer redeten völlig ohne Zusammenhang, und ich schlug ihnen vor, noch einmal wiederzukommen. Ich möchte nicht der Grund sein, daß Frauen durch so etwas in Schwierigkeiten geraten, und ich will den Ruf unserer Firma nicht schädigen.«

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