Berlin

Sechs Gebetshäuser und ein Feiertag

Der »Erste Kreuzberger Tag der offenen Gebetshäuser« beginnt im Kulturzentrum der Anatolischen Aleviten. Rund 150 Besucher der unter dem Motto »Mehr als nur Steine« vom Verein für »Interreligiösen Dialog in Kreuzberg« initiierten Veranstaltung staunen, als Imam Huseyin Peköz durch das geräumige Anwesen in der Waldemarstraße führt. Im Saal, einer ehemaligen Kirche, findet eine Trauerfeier statt, im prächtigen Neubau im Hinterhof sorgt der Verein für beinahe alle Lebensbereiche seiner rund 2.500 Mitglieder.
Man möchte viel wissen. Wie die Bestattungsriten der Aleviten aussehen, man erfährt, dass sich die in der Türkei minderheitliche Religionsgemeinschaft in der Fremde immer noch neu findet und der Donnerstag ein heiliger Tag ist. Die Besucher, darunter Anwohner und viele Lehrer, geizen nicht mit Neugier. Aber besieht man sich dieser Tage den interreligiösen Dialog in Deutschland, so ist nicht alles eitel Sonnenschein wie an diesem kalten Sonntag im Berliner Bezirk Kreuzberg. Denn nachdem Kenan Kolat, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, vorgeschlagen hatte, das muslimische Zu-
ckerfest am Ende des Ramadans zu einem schulfreien Feiertag zu machen, erntete er zum Teil heftige Reaktionen. Es gäbe »einen Vorrang für christliche Feiertage in der Kultur unseres Landes«, sagte Wolfgang Huber, evangelischer Landesbischof von Berlin und Brandenburg.
Hans-Christian Ströbele (Bündnis 90 / Grüne) begrüßte dagegen einen muslimischen Feiertag als ein »wichtiges Signal an den muslimischen Teil unserer Bevölkerung«. Auch der Zentralrat der Juden sprach sich für einen islamischen Feiertag aus und schlug vor, gleichfalls einen jüdischen Feiertag einzuführen, Jom Kippur. Aber was denken nun die Religionsvertreter und das interreligiöse Fußvolk, das an diesem Tag in sechs Stunden zu sechs verschiedenen Gotteshäusern trabt?
»Ich finde die Idee nicht so toll. Warum soll jeder sein eigenes Süppchen kochen? Ich wäre mehr für einen Tag des interreligiösen Dialogs«, sagt Imam Huseyin Peköz. »Und wann soll man denn in Deutschland überhaupt noch arbeiten, wenn jede Minderheit einen eigenen Feiertag einführt«, meint Hassan Ali Karadeniz, ein Mitglied der Gemeinde, beim Rauchen draußen auf der Treppe.
Vor der Synagoge am Fraenkelufer müssen sich die Besucher in einer langen Schlange in Geduld üben – wegen der leider notwendigen Sicherheitschecks. »Ich finde Veranstaltungen wie diese viel wichtiger als einen Feiertag, weil man hier einmal spürt, wie es ist, wenn man unter Polizeischutz in sein Gotteshaus gehen muss«, sagt die Lehrerin Esther Thies.
»Wir sind eigentlich eine Schicksalsgemeinschaft«, sagt Rabbiner Tovia Ben-Chorin. In der Synagoge spricht er sehr bewegend über die Säulen des Judentums, er-
klärt Gebete und Rituale, »was wir heute erfahren haben, ist, dass wir alle einander brauchen«. Aber brauchen wir auch einen neuen Feiertag? »Es wäre gut, einen neutralen Tag zu begehen, der uns alle zu-
sammenbringt. Das könnte vielleicht symbolisch der Tag des Falls der Mauer sein«, sagt Ben-Chorin.
»Wir haben ja genug christliche Feiertage, warum nicht auch einen jüdischen und muslimischen Tag begehen? Ein religiöser Tag ist in einer säkularen Welt immer eine wunderbare Idee«, meint die evangelische Diakonin Agnes Gaertner, die in der Emmaus-Kirche am Lausitzer Platz zu Kaffee und Kuchen lädt, bevor die Besucher über die reichen Intarsien der neuen Omar-Moschee am Görlitzer Bahnhof in Verzückung geraten.
Während im Gebetssaal noch gebohrt wird, löchern sie Ucan Birol, Vorstand des Islamischen Verbands Wohltätiger Projekte, mit Fragen. Dies werde ein offenes Haus sein, verspricht der Sunnit, »jeder kann die Moschee besuchen«. Ein Café soll es hier bald geben, Berufsberatung, Sprachunterricht. »Wir wollen dem Kiez etwas anbieten, für Muslime wie Nichtmuslime.«
Und die Feiertagsdebatte? Da winkt Ucan Birol freundlich ab. »Es gibt doch an Berlins Schulen längst die Regelung, dass Kinder aller Glaubensgruppen zu ihren religiösen Festen schulfrei bekommen können.« Helmut Kuhn

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