Isaac Bashevis Singer

Schlamassel für einen Schlemihl

Schon in seinen Filmen Supertex (2003), Auf Wiedersehen, Amerika (1993) und Verloren in Amerika (1988) hat der deutsche Regisseur Jan Schütte bewiesen, dass er sensibel und einfühlsam mit literarischen Vorlagen umgehen kann, die aus der jüdischen Kultur kommen. So auch in seinem neuen, in den USA gedrehten Film Bis später, Max!, der auf drei Kurzgeschichten von Isaac Bashevis Singer basiert, die kunstvoll miteinander verwoben werden. Die Hauptfigur, der charmant-schusselige Schriftsteller und Bohemien Max Kohn, einem Seitensprung nie abgeneigt, geht auf Lesereise. Wie immer nutzt er die Be-gegnungen mit dem lebendigen »Rohmaterial«, realen Menschen, um Charaktere und Begebenheiten seiner Bücher zu entwickeln. Doch diesmal geht einiges schief – als ob Kohn im Traum durch die falsche Tür gegangen wäre. Er verliert seine Aktentasche, mit ihr die Kontrolle über sein Leben und verirrt sich in einer seiner eigenen Kurzgeschichten. Er weiß nicht mehr, wo er seine Lesung halten soll, landet im falschen Hotel, und das Geld ist auch weg.
Kohns literarische Figuren Harry Bendinger und Simon Danziger, Verkörperungen seiner eigenen Angst vor der Einsamkeit, erwachen nun zum Leben. Simon wird von den Frauen begehrt, kann aber aus seiner Attraktivität nichts machen, weil er zu passiv ist. Harry wird von seiner neuen Nachbarin besucht, die seinem Leben einen Sinn zu geben verspricht. Doch als er sie küsst, flüchtet sie und stürzt sich aus dem Fenster, da er ihren verstorbenen Mann nicht ersetzen kann.
Die wechselnden, mit Bedacht gewählten Schauplätze, lassen den Film zu einer Art Roadmovie werden, der Ironie und Melancholie in der Schwebe hält. Leichtigkeit und Humor sind immer präsent, doch subtil. Das ist auch das Verdienst von Hauptdarsteller Otto Tausig (siehe Porträt S. 3). Er gibt den Max Kohn und seine Alter Egos mit genau der Mischung aus Schlawinertum, Schmäh und Schüchternheit, die diese Figuren bei Singer für Frauen so unwiderstehlich werden lassen. Den weiblichen Mitspielern Rhea Perlman, Barbara Hershey und Tova Feldschuh lässt Tausig dabei genügend Raum, um selbst auch zu glänzen – als eifersüchtige, lebenshungrige, nostalgisch-tragische Frauen, für die er zum Objekt der Begierde wird. Die Freude, einmal nicht Mütter oder Großmütter, sondern reife, attraktive Frauen mit erotischen Wünschen zu spielen, ist den Darstellerinnen anzumerken. Isaac Bashevis Singer, wie kaum ein anderer ein Poet der Altersliebe, hätte sicher seine Freude an diesem Film gehabt. Jessica Jacoby

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025

Frankfurt am Main

Michel Friedman will nicht für TikTok tanzen

Es handle sich um eine Plattform, die primär Propaganda und Lügen verbreite, sagt der Publizist

 28.08.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025