Jubiläum

»Ruth« tut gut

Als ein besonderes Juwel in der Krone der Gemeinde bezeichnete Rabbiner Steven Langnas den IKG-Frauenverein »Ruth« in seiner Grußadresse zu dessen 50-jährigem Jubiläum. Dass es sich bei der Zahl 50 um die Eintragung ins Vereinsregister nach dem Zweiten Weltkrieg handelte, das stellte die Vorsitzende des Frauenvereins, Hanna Feiereisen, gleich zu Beginn ihrer Begrüßungsansprache fest.
Mit Unterstützung einer Vielzahl von Sponsoren, Helfern und Eigeninitiative zum Beispiel bei der Dekoration hatte »Ruth« zu einem festlichen Abend in den Hubert-Burda-Saal im Jüdischen Gemeindezentrum eingeladen. Viele der langjährigen Sponsoren waren gekommen, um gemeinsam zu feiern und die Arbeit des Vereins auch weiter mit Spenden zu unterstützen. Denn nur so kann die ehrenamtliche Arbeit engagierter Frauen auch die notwendige materielle Basis bekommen. Ne- ben Besuchen erhalten insbesondere einsame, kranke und bedürftige Menschen auch materielle Hilfe. Dabei kommen die Zuwendungen zu 100 Prozent denen zu Gute, die der Hilfe bedürfen. »Wo die staatliche Vorsorge und Unterstützung begrenzt ist, setzt unsere Tätigkeit an«, erläuterte die Vorsitzende. »Wir helfen mit Sach- und Geldspenden, aber auch mit Zeit und Aufmerksamkeit, die wir unseren Schützlingen geben.« Anders als vor 50 Jahren, als die Unterstützung von »Ruth« zum Beispiel noch jungen Müttern nach der Entbindung galt, besuchen die Ehrenamtlichen heute Patienten in Krankenhäusern, zu Hause und regelmäßig im Jüdischen Altersheim. Heimleitung und Heim beirat hatten »Ruth« dafür in einem herzlichen Schreiben gedankt, das die Vorsitzende an diesem Abend vorlas.

Helfen Hanna Feiereisen dankte allen Unterstützern, darunter auch der Schirmherrin Charlotte Knobloch, und zwei namentlich nicht genannten Geburtstagskindern, die sich zu ihrem Fest wenige Tage zuvor keine Geschenke, sondern Zuwendungen für den Frauenverein »Ruth« gewünscht hatten. Willkommen hieß Feiereisen alle Freunde und Unterstützer. Ihr namentlicher Gruß galt der Ehrenvorsitzenden des Frauen-Union München und langjährigen Stadträtin Elisabeth Schosser, den anwesenden Vorstandsmitgliedern der IKG Vera Szackamer, Michael Fischbaum und Vizepräsident Abi Pitum, der WIZO-Präsidentin Helene Habermann sowie den anwesenden Aktiven des Frauenvereins von heute ebenso wie aus früheren Jahren Rosa Wasserstein, Henny Seidemann und Trude Rosenberg. Feiereisen erinnerte an Klara Pradelski sel. A., Rosel Lessner sel. A., Eva Kohn sel. A., sowie Trude Rosenberg und Esther Haller, die vor ihr das Amt der Vorsitzenden von »Ruth« innehatten. Vera Szackamer, im IKG-Vorstand zuständig für Soziales, hob in ihrem Grußwort hervor, dass »Ruth« der einzige Verein der Gemeinde ist, der sich ausschließlich um Menschen in München kümmert: »Der Frauenverein ist immer da, wenn er gebraucht wird«, betonte sie und forderte die Anwesenden auf nachzudenken, auf welche Weise jeder einzelne diese Arbeit unterstützen kann. Vera Szackamer verlas die Glückwünsche von Präsidentin Charlotte Knobloch, die früher auch selbst bei »Ruth« aktiv war. Die Frauen führten die Arbeit der Nachkriegsgründerin Klara Pradelski fort und setzten sich im Geiste der Wohlfahrt für Hilfsbedürftige ein. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise zeigten sie, dass das »Wir-Gefühl eine wichtige Kraftquelle« sei. Die Dankbarkeit der Menschen ermutige zum Weitermachen. Auf die historische Entwicklung und Bedeutung des Frauenvereins der Münchner jüdischen Gemeinde ging Elisabeth Schosser ein, die 20 Jahre lang Vorsitzende der Frauen-Union München war. Sie bezeichnete die Wiedergründung des Frauenvereins vor einem halben Jahrhundert als »erste Schritte zum Wiedererwecken jüdischen Lebens in unserer Stadt nach den katastrophalen Verwüstungen und verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges«.

Zeitgeist Die Gründung von Frauenverbänden habe zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts im Trend gelegen. Bereits 1907 war der Jüdische Frauenbund im Bund Deutscher Frauenvereine, der Dachorganisation bürgerlicher Frauenvereine: »Der Jüdische Frauenbund bekannte sich klar zur jüdischen Tradition und wollte die Frauen im Rahmen dieser Tradition wirken lassen. Hervorgegangen aus der Wohltätigkeitsarbeit einzelner lokaler Frauengruppen entstand bald eine professionelle Sozialarbeit, in der weltweite Beziehungen gepflegt wurden. Im Zuge dieser Sozialarbeit wurde 1917 die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) gegründet.« Schosser schlug auch den Bogen zur Gegenwart: »Wie erfolgreich und vor allem notwendig und nützlich sich die jüdische Sozialarbeit erweist, zeigt das Fortbildungsangebot der Fachhochschule Erfurt in Zusammenarbeit mit der ZWST. Dieses Angebot ist in Europa einmalig. Der Weiterbildungsstudienkurs jüdische Sozialarbeit bietet nämlich die Möglichkeit, einen anerkannten Hochschulabschluss als Sozialarbeiter/in (BA) an der FH Erfurt zu erwerben.« Aktiv bei »Ruth« sind heute Tonja Braun, Henny Justmann, Beatrice Kalisch, Monica Langnas, Helene Mualem, Felicia Schipper. In ihren Namen überreichte Monika Langnas Hanna Feiereisen einen Blumenstrauß.

Party Beim Austausch von Erinnerungen, anregenden Gesprächen und einem festlichen Essen feierten die Freunde von »Ruth« den Jubiläumsabend. Mitreißende Tanzvorführungen verschiedener Mitglieder der Tanzgruppe Genesis waren ein weiterer Höhepunkt des Abends. Die zurückliegenden 50 Jahre konnten sich die Gäste auch mit einer Diaschau mit Fotos und Zeitungsauschnitten und Einladungskarten in Erinnerung rufen. DJ Armand Presser sorgte für die passende Musik von den Fifties bis zu Robbie Williams.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025