US-Waffengeschäft

Rüstung für alle

Von Wladimir Struminski

Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Was aber, wenn der Feind meines Feindes eigentlich auch mein Feind ist oder es werden könnte? Und was, wenn mein Freund meinem Feind Waffen verkauft, die zur Abwehr eines gemeinsamen Feindes bestimmt sind, aber auch gegen mich gerichtet werden könnten? Muss ich protestieren oder halte ich mich lieber zurück? Schließlich will ich meinen Freund – den einzig wirklichen, den ich habe – nicht verärgern.
Dieses Szenario beschreibt das Dilemma, vor dem sich die israelische Regierung angesichts eines Anfang dieser Woche offiziell angekündigten Rüstungs-Deals zwischen den USA und Saudi-Arabien sieht. Das Wüstenkönigreich erhält ein Wehrtechnikpaket im Wert von 20 Milliarden Dollar, darunter Kriegsschiffe, moderne Elektronik für seine Kampfflugzeuge und satellitengelenkte Präzisionsbomben.
Vor allem Letztere sind aus israelischer Sicht besorgniserregend. Die supermodernen Bomben sind nicht nur äußerst treffsicher, sondern funktionieren nach dem »Fire-and-forget«-Prinzip: Nach Abwurf muss der Pilot sie nicht mehr lenken, sie finden ihr Ziel allein. Wie die US-Regierung betont, soll Saudi-Arabien mit den neuen Waffen eine bessere Verteidigungsfähigkeit gegen den Iran erreichen. Zudem wollen die USA verlangen, dass die Waffen fernab Israels stationiert werden. Um Israel die bittere Pille zu versüßen, hat US-Präsident George Bush Ministerpräsident Ehud Olmert zudem eine Aufstockung der amerikanischen Militärhilfe zugesagt. Statt wie bisher 2,4 Milliarden Dollar bekommt Jerusa- lem im Laufe der nächsten zehn Jahre drei Milliarden Dollar jährlich. Dadurch ist sichergestellt, dass sich der Widerstand der israelischen Regierung gegen das Saudi-Geschäft in engen Grenzen halten wird. Allerdings ist nicht jedermann überzeugt. Was, fragen Kritiker, geschieht, wenn die Saudis ihre Waffen eines Tages gegen Israel richten? »Gegen die neuen Bomben sind wir wehrlos«, zitieren israelische Medien ungenannte Militärquellen.
Yiftah Shapir, Strategieexperte am Tel-Aviver Institut für die Erforschung nationaler Sicherheit, teilt die Besorgnis nur zum Teil. Auf der einen Seite, sagte Shapir der Jüdischen Allgemeinen, sei der Deal für Israel nicht so harmlos, wie seine Verfechter behaupten. Auf der anderen Seite stelle er aber keine wesentliche Veränderung des strategischen Gleichgewichts dar. Israel bleibe auf absehbare Zeit imstande, jede denkbare arabische Koalition auf dem Schlachtfeld abzuwehren. Zudem leide die saudiarabische Luftwaffe trotz ihres enormen Waffenarsenals an einer grundlegenden Schwäche. »Die Piloten sind Saudis«, sagt der israelische Experte, »als Techniker und Mechaniker dienen aber Briten und Amerikaner«. Und die gehen bei Lebensgefahr nach Hause. »In einem echten Krieg«, sagt Shapirs Fazit, »ist eine solche Luftwaffe nur bedingt einsatzbereit«. Gleichzeitig aber hält er es für wichtig, dass Israel mehr finanzielle Hilfe von den USA bekommt: »Damit zeigen die Amerikaner, dass sie nach wie vor zu uns stehen. Auch das ist Teil unserer Abschreckungsstrategie.«

Krieg

Armee rät Dutzenden Soldaten ab, ins Ausland zu reisen

Nach Klagen von israelfeindlichen Gruppen könnten sie Gefahr laufen, verhört oder verhaftet zu werden

von Sabine Brandes  05.12.2024

Meldungen

Preis, Genehmigung, Siedler

Kurznachrichten aus Israel

von Sabine Brandes  03.12.2024

Gemeindebarometer

So geht es uns

Eine Umfrage des Zentralrats zeigt, wie sich Jüdinnen und Juden fühlen – und was ihnen wichtiger geworden ist

von Christine Schmitt  03.12.2024

Berlin

75 Jahre Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Am Sonntag wird gefeiert und auch ein neues Buch präsentiert

 30.11.2024

Nahost

Waffenruhe scheint zu halten

Die Lage am Freitagmorgen

 29.11.2024

Potsdam

In der Tradition des liberalen deutschen Judentums

Die Nathan Peter Levinson Stiftung erinnerte an ihren Namensgeber

 28.11.2024

Berlin

Polizei bei Maccabi-Spiel mit 1500 Beamten im Einsatz

Aus Sorge vor Protesten und Ausschreitungen wird das Spiel von Maccabi Tel Aviv in Berlin massiv geschützt

 28.11.2024

Krefeld

Sieben Stolpersteine gestohlen

Der Staatsschutz der örtlichen Polizei ermittelt

 28.11.2024

Berlin

Vor Maccabi-Spiel: Gefährderansprachen und Messerverbot

Das heutige Basketballspiel steht laut Senatorin Iris Spranger unter besonderem Schutz der Polizei

 28.11.2024