Anne Frank

Objekt fotografischer Begierden

von Katrin Richter

Wie klein sie ist. Die Lippen sind ganz schmal, die dunkelbraunen Haare sorgfältig mit einer Haarspange zurückgesteckt. Den Stift hält sie in den schmalen Fingern, der Blick geht ins Leere. Fast möchte man die Anne Frank, die in der Berliner Dependance von »Madame Tussauds« Wachsfigurenkabinett an einem Holztisch über ihrem Tagebuch sitzt, beschützen. Denn vie- le Besucher wollen sich mit ihr fotografieren lassen. Ein Tourist aus Italien legt sich besonders ins Zeug. Er schaut ihr über die Schulter, knips. Er stellt sich neben sie, knips. Er legt den Arm um die kleine Wachsfigur, knips. Dann liest er sich die Infotafel durch, denn der Name Anne Frank und das Schicksal der im KZ Bergen- Belsen ermordeten 15-Jährigen sagten ihm nichts. Auch der 15-jährige Thomas aus Berlin, der mit seinen Großeltern in das Panoptikum Unter den Linden gekommen ist, schaut etwas fragend. »Das hatten wir noch nicht in der Schule.« Er geht in die neunte Klasse, und seine Großeltern versuchen, ihm alles zu erklären.
Dass Anne Frank seit einigen Wochen nur wenige Meter entfernt von Adolf Hitler sitzt – ein aufgebrachter Kreuzberger hatte der Figur des Diktators bei der Eröffnung den Kopf abgerissen (vgl. Jüdische Allgemeine vom 10. Juli 2008 ) – ist einer Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum in Berlin-Mitte zu verdanken. Das Abbild des Mädchens ist eine Leihgabe aus Amsterdam. Wenn schon der Täter Adolf Hitler gezeigt werde, dann müsse auch die Opferseite ein Gesicht erhalten, sagt Wolfgang Heppner, Direktor des Zentrums. Als Besonderheit liegt ganz unspektakulär ein Tagebuch aus, in das die Besucher ihre Gedan- ken und Gefühle schreiben können. Die Einträge sollen dann im Internet veröffentlicht werden. Eigentlich eine gute Idee. Doch viele der Besucher fühlen sich bei den aufgeschlagenen Seiten wohl eher an ein normales Gästebuch erinnert. Und so ähneln sich die Einträge doch sehr. »Köln grüßt Berlin«, »Wir haben den Aufenthalt hier sehr genossen« oder »Berlin ist toll«. Zwar wird auf einer Infotafel direkt über dem Tagebuch erklärt, worum es gehen soll, aber kaum einer nimmt von der Anleitung Notiz.
Die vielen interaktiven Elemente wiederum, die die Besucher aus den Wänden herausziehen, aufklappen und umdrehen können, kommen gut an. Hier und da reden Besucher halblaut vor sich hin. »Anne Frank. Das war doch das kleine jüdische Mädchen mit dem Tagebuch.«
Den beiden Berliner Schülern Christine und Özcan dämmert es nur langsam: »Anne Frank. Sie sitzt in der Nähe von Sophie Scholl, und die war gegen den Faschismus, also muss Anne Frank auch dagegen gewesen sein«, sagt Christine. Gut kombiniert. Aber so richtig viel über die kleine Person, die sich vor dem Ansturm der Fotoapparateträger noch immer kaum retten kann, wissen sie auch nicht. Allerdings finden sie, dass die Figur etwas mehr Privatsphäre gebrauchen könnte. Vielleicht werden die beiden ja diesen Gedanken in das Tagebuch schreiben, gleich unter »Berlin ist eine tolle Stadt«.

Berlin

Wagenknecht-Bündnis gegen Waffenexporte nach Israel

Das Bündnis Sahra Wagenknecht fordert einen kompletten »Waffenstopp«

 22.04.2024

Capri

G7 warnen Israel und Iran vor Eskalation

Der Iran wird aufgefordert auf, die Unterstützung der Terrororganisation Hamas zu beenden

 19.04.2024

Frankfurt am Main

Angriff Israels auf Iran belastet Aktienmarkt

Der Leitindex Dax sackte gleich zu Beginn des Handelstages ab

 19.04.2024

Jerusalem

Baerbock trifft Premier Netanjahu und Präsident Herzog

 17.04.2024

Israel

Omer und ich

Ich habe einen neuen Mitbewohner, einen neuen Freund. Omer Shem Tov ist bei mir eingezogen. Er hat wunderschöne Augen, blaugrün und gutmütig, während ich derzeit schlecht schlafe, schließt er sie nie

von Gabriella Meros  15.04.2024

Naher Osten

G7 verurteilen Angriff auf Israel

Die sieben großen Industriestaaten hatten am Sonntag ein Treffen einberufen

 14.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden ruft Deutschland und die EU zu einer harten Position gegenüber Iran auf

Zentralrat hat den Großangriff Irans auf Israel mit aller Schärfe verurteilt

 14.04.2024

Rechtsextremismus

Zentralrat: »AfD-Funktionäre müssen immer wieder mit ihren radikalen Ansichten konfrontiert werden«

Zentralratspräsident Josef Schuster äußert sich zum TV-Duell

 12.04.2024

NRW

Haftbefehl gegen drei Jugendliche wegen Terrorverdachts

Sie werden verdächtigt, einen islamistisch motivierten Anschlag geplant zu haben

 12.04.2024