StudiVZ

Nein zur Hetze

von Johannes Kaufmann

»Wir trinken Bier nur an Tagen, die mit ‚g‘ enden. Und mittwochs« – so und ähnlich heißen Gruppen im StudiVZ, der größten Internetplattform für deutsche Studenten. Ein großer Teil der Kommunikation beschränkt sich auf harmlosen Unsinn. Doch wo fast zwei Millionen Studenten miteinander in Kontakt stehen, wird zwangsläufig auch Politik thematisiert. Und so finden sich immer wieder Gruppen wie »Soldaten wie andere auch – Gegen Kriminalisierung der Waffen-SS« oder »Israel/Juden? Nein, Danke!« Natürlich gehe es ihm lediglich um eine offene und kritische Debatte und nicht um Hass auf Juden, versichert der Gründer der »Israel-öffentlich-kritisieren-können-Gruppe«, der sich selbst als »guten Freund Israels« beschreibt. Gruppenmitglied Syeed N. eröffnete dennoch eine Diskussion unter der Überschrift »Ich hasse Judenschweine!!!«, und fügte hinzu: »Alle vergase muss man die Drecks_Ferkel!« (sic).
Naziparolen bis hin zu Morddrohungen gegen Juden sind alltäglich und haben dazu geführt, dass mehr als 100 Studenten ihre Mitgliedschaft in der Gruppe »Jüdische Studenten« geheim halten. Andere haben dem Antisemitismus den Kampf angesagt. Die Gruppe »Simon Wiesenthal-Center im StudiVZ« sammelte Beweismaterial gegen Judenhasser und wandte sich damit an die Betreiber des Internetportals. Die reagierten prompt: Das »Wiesenthal-Center« wurde gelöscht. Sabrina T., die als eine der sogenannten Campus Captains als Verbindungs- glied zwischen Nutzern und Betreibern fungiert, ermahnte Mitglieder der Gruppe, sie sollten aufhören, ihr die verfassungsfeindlichen Kommentare anderer Studenten zu schicken. Damit meinte sie Kommentare wie die von Zafer K., der bis vor Kurzem in seinem Profil stehen hatte: »Lieblingsmärchen: Der Holocaust«. Auch hier griff Sabrina T. hart durch: Sie schlug Zafer vor, solche Aussagen aus dem offen zugänglichen Profil zu löschen und stattdessen in den zugangsbeschränkten Gruppen zu äußern. K. jubilierte öffentlich: »Verbieten tun die’s nicht, das gefällt mir.«
Während der »Mohammed-Karikaturen-Zeichenkurs« immer wieder gelöscht wurde, weil er »religiöse Bekenntnisse beleidigt«, konnte Said N. monatelang unge- straft gegen Schwule, Juden und den »gottverfluchten Terrorstaat« Israel hetzen, bis sein Profil gelöscht wurde. Wenige Stunden später war er wieder da.
Mittlerweile ist der Widerstand gegen die Duldung antisemitischer Äußerungen lauter geworden. Jüdische Studenten um David F. und Julia P. fordern seit Wochen in der Gruppe »Freunde Israels und der jüdischen Kultur« einen Antisemitismus-Ausschuss. Der Protest scheint Früchte zu tragen: »Wir haben das Material durchgese- hen, das David F. uns geschickt hat. In den letzten Tagen wurden sehr viele Leute gelöscht«, sagt Julian Artopé, neuer offizieller Ansprechpartner für jede Form von Extremismus im StudiVZ. Bisher sei man mit der Masse der Anfragen schlicht überfordert gewesen. Mit dem schnellen Wachstum des Portals habe man nicht Schritt halten können. Um künftig gegen Extremismus vorzugehen, wurden 40 neue Mitarbeiter im Supportbereich eingestellt. Artopés Ziel: »Wir wollen 18 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche zeitnah auf alle Anfragen reagieren.«

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025