Peking

Mikwe und Massage

von Baruch Rabinowitz

Sprudelnde Wasserbecken, Massagen und Sauna. Das alles unter einer schönen Pagode, handgearbeitet und geschmückt von chinesischen Künstlern. Willkommen in der Mikwe des Gemeindezentrums von Chabad-Lubawitsch – in Peking. Der ersten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in China errichtet wurde. In wenigen Wochen soll sie eröffnet werden.
»Wir wollen, daß unsere Frauen sich wohl fühlen, daß ein Mikwe-Besuch für sie ein Vergnügen ist und nicht nur als Pflicht betracht wird«, sagt Shimon Freundlich, Rabbiner des Rohr-Family-Gemeindezentrums von Peking, der Jüdischen Allgemeinen. In traditionellem chinesischem Stil gebaut und mit allen Annehmlichkeiten eines Wellnesstudios ausgestattet, soll diese Mikwe jüdische Frauen auffordern, die Gebote der rituellen Reinheit einzuhalten. »Viele Frauen gehen nicht in die Mikwe, weil sie das rituelle Bad optisch und hygienisch oft nicht ansprechend finden. Deswegen wollten wir etwas anderes bauen. Eine Mikwe, die sich von der in Brooklyn stark unterscheidet«, sagt der Rabbiner.
»Es leben rund 1.000 Juden in Peking«, berichtet Freundlich. »Sie kommen aus der ganzen Welt und bleiben durchschnittlich zwischen zwei und fünf Jahre.« Um diesen Menschen das Judentum nahezubringen, wurde vor fünf Jahren das erste Chabad-Haus in der Hauptstadt errichtet. Freundlich, der mit seiner Frau und drei Kindern seit dem ersten Tag begleitet das jüdische Leben in Peking, suchte eine Herausforderung. »Ich bin acht Jahre in Hongkong gewesen. Dort gibt es aber schon lange ein sehr gut organisiertes Gemeindeleben. Ich wollte aber an einem Ort sein, wo es bisher nichts gab.«
Die Mikwe ist also bloß ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem organisierten jüdischen Leben in Peking. Und das läßt sich Chabad etwas kosten. 1,8 Millionen Dollar kostet das neue Gemeindezentrum. Erst gab es eine jüdische Schule, dann kam ein Gebetsraum dazu. Nun ist die Mikwe fertig, bald soll eine Synagoge gebaut werden. »Als wir nach Peking kamen, gab es hier nichts«, erinnert sich der Rabbiner. »Wir mußten koschere Produkte organisieren. Eine Weile mußten wir sogar vegetarisch leben. Jetzt haben wir einen Schochet aus Australien, der regelmäßig nach China kommt. Wir konnten ja nicht verlangen, daß Menschen koscher essen, ohne ihnen koschere Lebensmittel anzubieten.«
Was aber gerade den wenigen traditionell lebenden Frauen in Peking fehlte, war eine Mikwe. »Die nächste Mikwe ist in Hongkong, also mußten wir sie dahin fliegen lassen«, sagt Freundlich. Einfach war auch das nicht. Die Reise dauert sieben Stunden und kostet zwischen 5.000 und 7.000 Dollar. Dazu kommen die unangenehmen Kontrollen durch die Immigrations- und Zollbehörden. Der Rabbiner hat für diese Frauen die Reise organisiert und bezahlt. »Jemand mußte ihnen ja helfen. Schließlich geht es ja um die Erfüllung von Mizwot«, sagt Shimon Freundlich.
Für den Mikwebau wurden chinesische Architekten und Künstler engagiert, die eng mit den Rabbinern zusammenarbeiteten. »Wir bauen streng nach den halachischen Gesetzen«, betont Freundlich. 150.000 Dollar kostet das neue Ritualbad. 100.000 Dollar hat Familie Laskowitz gespendet. 50.000 Dollar mußte der Rabbiner selbst noch auftreiben.
Die Männer müssen sich noch gedulden, bis auch sie eine eigene Mikwe bekommen. Sie wird in der neuen Synagoge Platz finden. Und etwas spartanischer ausfallen. Massageräume und Sauna wird es wohl nicht geben. »Nach dem jüdischen Gesetz müssen Frauen in die Mikwe gehen. Für Männer ist es freiwillig«, erklärt der Rabbiner. Also müssen die Männer mit einer Mikwe wie in Brooklyn rechnen? »Ja«, sagt der Rabbiner und lacht.

Braunau

Streit über belastete Straßennamen im Hitler-Geburtsort

Das österreichische Braunau am Inn tut sich weiter schwer mit seiner Vergangenheit. Mehrere Straßen tragen nach wie vor die Namen bekannter NS-Größen. Das soll sich nun ändern

 13.02.2025

Bund-Länder-Kommission

Antisemitismusbeauftragte fürchten um Finanzierung von Projekten

Weil durch den Bruch der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr kein Haushalt mehr beschlossen wurde, gilt für 2025 zunächst eine vorläufige Haushaltsplanung

 12.02.2025

Österreich

Koalitionsgespräche gescheitert - doch kein Kanzler Kickl?

Der FPÖ-Chef hat Bundespräsident Van der Bellen über das Scheitern der Gespräche informiert

 12.02.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Hetty Berg, Armin Nassehi und Philipp Peyman Engel

 11.02.2025

Sport

Bayern-Torwart Daniel Peretz trainiert wieder

Der Fußballer arbeitet beim FC Bayern nach seiner Verletzung am Comeback

 09.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025