Rechtsextremismus

Maaßen: Werteunion offen für Zusammenarbeit mit AfD

Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen wird von seiner früheren Behörde beobachtet. Foto: picture alliance/dpa

Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen würde mit seiner Werteunion Zustimmung für AfD-Gesetzentwürfe nicht ausschließen und hat sich offen für eine Unterstützung durch die Partei gezeigt. Wenn die AfD eine Gesetzesinitiative starte, die vernünftig und inhaltlich richtig wäre, »dann habe ich keine Zweifel, dass ich das mitmachen kann. Ich würde mich vielleicht nur ärgern: Warum sind wir nicht auf die Idee gekommen?«, sagte Maaßen der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.

Er betonte, Anspruch sei es nicht, Oppositionspartei zu werden, sondern zu regieren. »Wir wollen eine Politikwende in Deutschland.«

Zudem bekräftigte er, dass er kein Problem damit hätte, wenn ein Regierungschef mit Hilfe der AfD - zum Beispiel in Thüringen - gewählt würde: »Wenn jemand von der Werteunion in Thüringen Spitzenkandidat wird und er hätte die Chance, Ministerpräsident zu werden, dann ist es mir auch völlig egal, wer ihn wählt«, sagte er.

»Gar keine Probleme damit«

Entscheidend sei, welche Politik gemacht werde. »Wenn die AfD in Thüringen unseren Leuten zustimmen sollte, unsere Programmatik mitmachen würde, hätte ich überhaupt gar keine Probleme damit.«

Ähnlich hatte sich Maaßen schon nach der Thüringer Landtagswahl 2019 geäußert. Später wurde der FDP-Politiker Thomas Kemmerich überraschend zum Ministerpräsidenten gewählt, wobei AfD-Stimmen den Ausschlag gegeben hatten. Kemmerichs Wahl hatte bundesweit Proteste ausgelöst, er trat wenige Tage nach seiner Wahl zurück - ohne Minister für ein Kabinett ernannt zu haben.

Thüringen versank in eine tiefe Regierungskrise, die erst knapp einen Monat später mit der Wiederwahl von Bodo Ramelow (Linke) als Regierungschef beendet wurde.

Werteunion soll Partei werden

Der frühere Geheimdienstler und Spitzenbeamte Maaßen plant, aus der Werteunion eine Partei zu machen, die auch bei den ostdeutschen Landtagswahlen dieses Jahr in Thüringen, Sachsen und später in Brandenburg antreten soll. Maaßen ist Vorsitzender der Werteunion. Er selbst will aber in Thüringen nicht antreten.

Bei der Bundestagswahl 2021 war er in Südthüringen Kandidat für die CDU, scheiterte jedoch. Inzwischen ist Maaßen aus der CDU ausgetreten.

Seit Jahren signalisiert er gegenüber der AfD eine Offenheit, die über die Haltung der CDU hinausgeht. Die Christdemokraten haben einen Unvereinbarkeitsbeschluss, der ihnen eine Zusammenarbeit mit der AfD und der Linken verbietet.

»Zu radikal«

In Thüringen akzeptieren sie aber AfD-Stimmen, wenn damit CDU-Gesetzentwürfe verabschiedet werden können. So wurde in Thüringen mit Hilfe der AfD bereits eine von der CDU angestoßene Steuersenkung beschlossen.

Auf die Frage, ob Maaßen die AfD etwa in Thüringen für koalitionsfähig hält, sagte er: »Soweit würde ich jetzt nicht gehen«. Seiner Meinung nach spreche die AfD aber wichtige Themen an - etwa Probleme der Migrationspolitik, bei der Klima- und Energiepolitik oder auch der Wirtschaftspolitik.

»Aber in Teilen der Migrationspolitik sind mir deren Vorstellungen einfach zu radikal«, sagte Maaßen und stellte infrage, ob bei diesem Punkt eine Zusammenarbeit gelingen würde. »Meine Vorstellung ist: Wenn man sich auf eine Agenda verständigt und die sich auf unsere Werte auch einlassen, dann muss das einfach möglich sein«, sagte Maaßen.

»Spinner« oder »Glücksritter«

Andersherum glaube er, dass auch nicht alle AfD-Wähler wollten, dass diese Partei etwa die absolute Mehrheit und damit die »Alleinherrschaft« in einem Bundesland erringt. »Ehrlich gesagt: Das will eigentlich niemand.« Die Werteunion halte Brandmauern jedoch für undemokratisch. Man sei mit allen zur Zusammenarbeit bereit, »wenn sie unsere Positionen und Werte unterstützen.«

Bei der Parteigründung will Maaßen darauf achten, keine »Radikalen«, »Spinner« oder »Glücksritter« aufzunehmen. Eine zahlenmäßige Begrenzung sei zurzeit noch nicht angedacht. Man schaue sich aber die Biografie der Bewerber an. Schon jetzt gebe es eine zweijährige Anwärterzeit - eine außerordentliche Mitgliedschaft im Verein Werteunion.

Als solches Mitglied könne man nicht in den Bundesvorstand gewählt werden und auch nicht an Satzungsänderungen mitwirken. In den vergangenen Wochen habe es großen Zuspruch gegeben, sagte Maaßen. Würden alle Anträge direkt angenommen, würde seinen Angaben zufolge die Mitgliederzahl von rund 4000 auf 9000 steigen.

BfV beobachtet ehemaligen Chef

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat seinen ehemaligen Präsidenten in den Blick genommen und Daten im Informationssystem der Behörde im Bereich Rechtsextremismus gespeichert.

Maaßen stellte am Mittwoch ein Schreiben vom 16. Januar an seinen Anwalt ins Netz, in dem der Verfassungsschutz ihm entsprechende Auskünfte zu über Maaßen gespeicherte Informationen gegeben hatte. Das Bundesamt wollte den Bericht und das Schreiben auf Anfrage mit Verweis auf den Schutz von Persönlichkeitsrechten nicht kommentieren. dpa

Israel

Ministerpräsident Voigt besucht Yad Vashem

Thüringens Regierungschef Mario Voigt (CDU) bereist noch bis Donnerstag Israel. Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hinterließ bei ihm am Mittwoch tiefe Eindrücke

 12.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025