anfang

Lesen, schreiben, rechnen

Lernen kann und soll Spaß machen. Das gab Michael Fischbaum, im Vorstand der IKG zuständig für die Schule, den Erstklässlern an ihrem ersten Schultag mit auf den Weg. In festlichem Rahmen im Hubert-Burda-Saal warteten die Mädchen und Jungen gespannt, was der erste Schultag bringen werde. Eine riesige Schultüte über dem Konzertflügel signalisierte jedem, worum es an diesem Vormittag ging. Um diese gespannte Erwartung weiß aus langähriger Erfahrung die Leiterin der Sinai-Schule, Antonia Ungar. Deshalb fiel ihre Rede kurz aus. Mit zwei Zitaten des Arztes und Pädagogen Janusz Korczak erläuterte sie dabeiwichtige Grundsätze des Lehrens: »Wir sollen Achtung haben vor den Geheimnissen der schweren Arbeit des Wachsens. Wir sollen Achtung haben vor der gegenwärtigen Stunde, vor dem heutigen Tag. Wie soll das Kind imstande sein, morgen zu leben, wenn wir ihm heute nicht gestatten, ein verantwortungsvolles,bewusstes Leben zu führen?« Und: »Kinder werden nicht erst zu Menschen, sie sind Menschen, keine Puppen. Man kann ihren Verstand ansprechen, und sie antworten uns. Und sprechen wir zu ihren Herzen, dann fühlen sie uns. Kinder sind Menschen, in ihren Seelen sind Ansätze aller Gedanken und aller Gefühle, die wir besitzen. Also gilt es, diese Ansätze zu entwickeln und ihr Wachstum behutsam zu lenken.«

Praxis Dass man Geduld mit sich selbst – und damit auch mit den Kindern – haben sollte, das sprach auch Gemeinderabbiner Steven E. Langnas mit einer Geschichte an. Michael Fischbaum, selbst Vater, verstand es, die Kleinen für die Schule zu begeistern. Fürs Lesen zum Beispiel. Oder für Mathematik. Zu letzterem Thema hatte er auch gleich ein praktisches Anwendungsbeispiel parat: »Dann könnt ihr auch endlich Taschengeld verlangen mit dem Anspruch, ihr könnt ja rechnen und somit steht dem Eis nichts mehr im Wege!« Die Kleinen hatten schnell begriffen und antworteten auf Fischbaums Frage »Freut ihr euch auf die Schule« mit einem festen und lautstarken »Jaaaa«. Den Eltern hatte Antonia Ungar, die die Anwesenden auch in Namen von Präsidentin Charlotte Knobloch begrüßte, zuvor bereits versichert, dass alle Pädagogen der Sinai-Schule den Kindern nicht nur Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln: »Wir bemühen uns, die uns anvertrauten Kinder zu toleranten, mitfühlenden und verantwortungsvollen Menschen zu erziehen.« Auf diesem Weg rechne sie fest mit der Unterstützung der Eltern. Die meisten der weit über 50 Kinder, die kurz vor den Feiertagen eingeschult wurden, kennen das Haus bereits aus Kindergarten und Vorschule. So waren sie auch voll bei der Sache, als sie von den Schülern der höheren Klassen mit Willkommensliedern begrüßt wurden.

Tradition Zum Abschluss der Begrüßung blies Rabbiner Israel Diskin den Schofar – Vorbereitung und Hinweis auf die Feiertage. Dann wurden die Kinder namentlich aufgerufen und ihrer künftigen Klasse zugeteilt. Schulleiterin Antonia Ungar betonte, dass man dabei auf Ausgewogenheit geachtet habe. So sollte in allen Klassen ein gleichartiges Verhältnis bestehen von jüdischen und christlichen Kindern, von Jungen und Mädchen, von in der deutschen Sprache und in anderen Sprachen aufgewachsenen Kindern. Mithilfe von Psychologen habe man zudem auf eine Leistungsgleichheit in der jüdischen Ganztagsgrundschule gesehen. Klassenweise – insgesamt gibt es drei erste Klassen – zogen die Kinder mit ihren Lehrerinnen dann in ihre Unterrichtsräume. Die Eltern durften sie in den ersten Stunden begleiten. In den Klassenzimmern erfuhren sie, wo ihr Platz ist und sahen den Tischnachbarn. Damit es den Kleinen aber nicht zu viel wurde, trafen sich anschließen alle wieder im Hubert-Burda-Saal und im Foyer des Gemeindehauses. Dort gab es eine kleine Stärkung. Groß und Klein lernten sich kennen. Dass die Lehrer mit dabei waren, erwies sich als ein willkommener Einstieg für ein künftiges Miteinander.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025