Theaterskandal

Kabbala und blanke Busen

von Eva C. Schweitzer

Tuvia Tenenbom ist das Enfant Terrible der New Yorker Theaterszene. Der ehemalige orthodoxe Rabbiner, Taxifahrer und Mathematiklehrer hat mit seiner Frau Miriam das Jewish Theatre of New York gegründet, das immer wieder fröhlich Kritiker vor den Kopf stößt, vor allem die aus den eigenen jüdischen Reihen. Tenenbom, der in Israel geboren wurde und seit 16 Jahren in den USA lebt, hat Stücke über sympathische palästinensische Selbstmordattentäter oder über Liebesbriefe an Hitler auf seine kleine Bühne am oberen Broadway gebracht.
Im Vergleich zu diesen Aufführungen ist Tenenboms neueste Komödie Kabal-lah geradezu zahm. Er macht sich in dem Stück darüber lustig, wie die mystische jüdische Lehre zur Modereligion für Hollywood-Stars verkommen ist. Unter anderem läßt Tenenbom eine nackte Madonna (die Popsängerin, nicht die Muttergottes) auftreten, ganze zehn Minuten lang.
Das aber führte zu unerwartetem Ärger: Die nackte Madonna wurde von Emily Stern gespielt, der Tochter von Howard Stern, Amerikas bekanntestem Sex-Talker im Radio. Stern ist berüchtigt dafür, daß er am Mikrophon keine Tabus kennt. Wenn es um die eigene Familie geht, ist er offenbar schamhafter. Er überredete Emily, die Rolle hinzuwerfen. Tenenbom mußte daraufhin das Stück absetzen. Eine Zweitbesetzung konnte sich das kleine Theater nicht leisten. Damit nicht genug: Als Nächstes verklagte Howard Stern – immerhin Multimillionär – das Jewish Theatre auf Zahlung von Gage für seine Tochter. Dabei hat Emily Sterns Absage die Tenenboms bereits Geld genug gekostet. Sie müssen für die Theatermiete aufkommen und zudem Eintrittsgeld zurückzahlen.
Wenigsten müssen sie nicht auch noch Anwaltskosten zahlen. Der bekannte Advokat Ron Kuby vertritt das Theater, ohne dafür Honorar zu verlangen. Kuby liebt brisante Fälle. Der bekennende Marxist hat unter anderem Sheikh Omar Abdel Rahman verteidigt, den blinden Ägypter, den das FBI für den Anschlag auf das World Trade Center von 1993 verantwortlich machte. Kuby behauptete im Prozeß, möglicherweise stecke das FBI selbst hinter dem Anschlag. Genutzt hat es seinem Mandanten nicht: Der Scheich sitzt derzeit wegen diverser terroristischer Aktivitäten in Florida ein. Und sein Anwalt hat sich in der jüdischen Gemeinde New Yorks viele Feinde gemacht. Die rechtsradikale Jewish Defense Organisation veröffentlichte sogar Kubys private Adresse und Telefonnummer, mit der Aufforderung, »diesem Schwein ordentlich die Meinung zu sagen«.
Auch als Rechtsvertreter von Tuvia Tenenbom haut Kuby kräftig auf die Pauke. Emily Stern sei offensichtlich besorgt gewesen, zum Lustobjekt von »masturbierenden Jugendlichen« zu werden. Das allerdings seien doch die gleichen Fans, denen ihr Vater eben den Reichtum verdanke, der es ihm erlaube, eine der teuersten Kanzleien New Yorks, die Rechtsanwälte Pryor Cashman Sherman & Flynn LLP mit seiner Klage gegen Tuvia Tenenbom zu beschäftigten. »Dies ist eine Geschichte, die selbst eines Theate-stücks würdig wäre«, erklärt Kuby.
Tuvia Tenenbom seinerseits sucht derweil nach einem neuen Aufführungsort für Kaballah. Er überlegt sogar schon, nach Deutschland auszuweichen. Probleme mit zuviel Nacktheit auf der Bühne wird es hierzulande wohl kaum geben. Allerdings hat Tenenbom bei seinem letzten Ausflug in die deutsche Theaterlandschaft ziemlichen Schiffbruch erlitten. Die Aufführung seines Nahost-Stücks Die letzte Jungfrau in den Hamburger Kammerspielen 2003 fiel bei Kritik und Publikum durch.

Krieg gegen die Hamas

Israel weitet Einsätze im Zentrum des Gazastreifens aus

Israels Armee will in Vierteln der Stadt Deir al-Balah gegen Terrorgruppen vorgehen, in denen sie bislang noch nicht im Einsatz war. Anwohner dort sollen fliehen. Geisel-Angehörige reagierten mit Sorge.

 20.07.2025

Berlin

Bundesamt entscheidet wieder über Asylanträge aus Gaza

Seit Anfang 2024 hatte das BAMF nicht mehr über Asylanträge aus Gaza entschieden. Nun wurde der Bearbeitungsstopp laut Innenministerium aufgehoben

 18.07.2025

Syrien

Netanjahu will keine Regierungstruppen südlich von Damaskus

Nach Berichten über Massaker gegen die drusische Minderheit hat Israel eingegriffen

 17.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Genf

Türk verurteilt US-Sanktionen gegen Albanese

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk, sprach von »Angriffen« und »Drohungen« gegen die umstrittene Italienerin

 10.07.2025

Der unter liberianischer Flagge fahrende Massengutfrachter "Eternity C" beim Untergang im Roten Meer am Mittwoch, den 9. Juli 2025.

Terror auf See

Tote nach Huthi-Angriff auf Handelsschiff

Die Huthi-Miliz im Jemen versenkt innerhalb von 24 Stunden zwei Schiffe auf dem Roten Meer

von Nicole Dreyfus  10.07.2025

Wien

Vor Treffen mit Sa’ar: Wadephul ermahnt Israel

Der Bundesaußenminister will sich weiter für einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln einsetzen, verlangt aber bessere humanitäre Hilfe in Gaza

 10.07.2025

Gaza

Das Dilemma des Deals

Premier Benjamin Netanjahu hat das Weiße Haus ohne ein Freilassungsabkommen für die israelischen Geiseln verlassen. Die Verhandlungen gehen weiter

von Sabine Brandes  09.07.2025