Hessen

Juden in Frankfurt: Mehr kämpfen für Demokratie

Marc Grünbaum Foto: Daniel Woeller

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt ist laut einem Vertreter besorgt über die Wahlergebnisse in Ostdeutschland. »Wir müssen für die plurale, offene und demokratische Gesellschaft kämpfen«, sagte der Kulturdezernent der Gemeinde, Marc Grünbaum, am Mittwoch vor Journalisten in Frankfurt. Jetzt gelte es, zusammenzustehen.

Grünbaum äußerte sich bei der Präsentation des Projektes »Immersive Jewish Frankfurt«, bei dem die Geschichte der ehemaligen Frankfurter Judengasse und der Bewohner ab Ende 2026 virtuell erlebbar gemacht werden sollen. Gemeinsam mit der Stadtgesellschaft wolle die jüdische Gemeinde die Geschichte des jüdischen Lebens fortschreiben und sichtbarer machen. Für dieses Ziel überbrachte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) der Stadt eine Finanzzusage in Höhe von 1,3 Millionen Euro für das Digitalisierungsvorhaben.

Projekt zur historischen Judengasse

Die wenige Meter breite Judengasse war mehr als 300 Meter lang und verlief von der heutigen Innenstadt in Richtung Main. Juden wurden zum Ende des Mittelalters gezwungen, in dem abgetrennten Bezirk an der Stadtmauer zu wohnen. Heute ist im Stadtbild nur noch wenig von diesem Gebiet, in dem Juden von 1462 bis 1796 lebten, zu erkennen. Die Jüdische Gemeinde von Frankfurt zählt 2024 nach eigenen Angaben 6.400 Mitglieder.

Antisemitische Klischees, Einstellungen und Überzeugungen gibt es nach Ansicht des Hessischen Regierungschefs bis heute. Rhein mahnte zum Schutz von Menschen jüdischen Glaubens. »Antisemitismus ist überall«, sagte er. Entsprechende Vorurteile seien auch in der Mitte der Gesellschaft vorzufinden. Als »entsetzlich« bezeichnete er etwa die anti-israelischen Proteste in Deutschland nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023.

Rhein bezeichnete die historische Judengasse als erstes jüdisches Ghetto in Europa und Symbol für jahrhundertelange Ausgrenzung. Dennoch sei Frankfurt ein bedeutendes Zentrum für jüdisches Leben und Lernen in Europa gewesen, welches nun sichtbar gemacht werden solle. »Das Judentum in Deutschland hat eine große Zukunft und ist fester Bestandteil unserer Gesellschaft«, unterstrich der Ministerpräsident.

Jüdisches Museum setzt auf KI

Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) zeigte sich zuversichtlich, dass das Digitalisierungsprojekt eine bundesweite Ausstrahlung erzielen werde. Man gehe neue Wege und werde angemessen mit jüdischer Geschichte umgehen, betonte er. Mit dem Projekt »Immersive Jewish Frankfurt« sollen unter anderem historische Personen der einstigen Judengasse mittels virtueller Realität sprechen können. So werde die historische Umgebung für die Öffentlichkeit wieder sichtbar gemacht. Das Projekt knüpft an eine bereits existierende digitale Plattform an, die sich jüdischem Leben widmet.

Lesen Sie auch

Ausgangspunkt sei ein »Paradigmenwechsel in der Kommunikation«, beschrieb die Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, Mirjam Wenzel, den Ansatz. Gerade Jugendliche versammelten sich zunehmend in digitalen Räumen. »Wir wollen einen Zugang zur Vergangenheit eröffnen und im Stadtraum das Bewusstsein für jüdische Geschichte stärken«, erklärte sie. Dafür setze das Museum unter anderem auf Künstliche Intelligenz und Gaming-Anwendungen.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025