Jom Haschoa

Jeder Name zählt

von Jan Popp-Sewing

»Fritz Aucherbach, Ernestine Aufricht, Ernst Bader«: Drei Namen von 2.045, die Schüler der Religionsschule der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf am 1. Mai auf dem Schadowplatz verlesen. Die Schüler wollen an diesem zentralen Ort in nordrhein-westfalens Hauptstadt öffentlich der Schoaopfer gedenken. Denn die Namen gehören jüdischen Bürgern der Stadt, die unter der NS-Herrschaft in Konzentrationslager deportiert wurden. Nur die wenigsten von ihnen überlebten den Holocaust.
»Jeder Name ist ein ganzes Leben«, sagt Gemeinderabbiner Julien-Chaim Soussan. Da die Nazis meist ganze Familien ausgelöscht haben und die Toten namenlos verbrannten oder verscharrten, sei es nun Aufgabe der Nachgeborenen, ihnen ihre Namen zurückzugeben und an sie zu erinnern. »Es ist an uns, sie nicht nur als Zahl zu sehen«, fährt Soussan fort. »Jeder Name ist ein Aufruf für Frieden und Gerechtigkeit.« Die Lesung vor etwa 80 Zuhörern – darunter die SPD-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin Karin Kortmann – dauert fast drei Stunden. Neben den Schülern verlesen auch Vorstandsmitglieder der Düsseldorfer Gemeinde sowie die Religionslehrer Namen. Es ist weit mehr als ein bloßes zügiges Herunterbeten einer langen Liste. Die Stimmen vieler Schüler klingen belegt. Die Jugendlichen schlucken, atmen noch einmal tief durch, bevor sie mit dem Verlesen beginnen. Ihre Anteilnahme ist spürbar. Und sie nehmen sich für jeden Zeit.
Die Schüler hatten sich im Vorfeld lange mit dem Thema auseinandergesetzt. »Uns war wichtig, dass die Namen der Deportierten auf diese Weise ins Herz der Stadt zurückgeholt werden«, sagt Organisator Jonathan Grünfeld. Vorbeikommenden Passanten, die an der Bühne verblüfft stehen blieben und der Lesung einige Minuten zuhören, drückt der Religionslehrer Zettel mit Informationen zu der Aktion in die Hand.
Bei der Recherche hatten die Schüler ungeahnte Schwierigkeit. Bei Düsseldorfer Institutionen war die lange Liste der Namen der Deportierten nicht zu bekommen. Erst eine Internetrecherche auf den Seiten des Berliner Bundesarchivs gab die Identitäten der 2.045 Verschleppten preis. Daher war die Verlesung am Tag der Arbeit (einen Tag vor dem offiziellen Holocaust-Gedenktag) auch eine Premiere.
Die Lesung wurder ergänzt durch eine Ausstellung im Gemeindezentrum über Leben und Wirken der Rabbiner Leo Baeck und Max Eschelbacher sowie der Publizistin Lilli Marx. Eine Filmvorführung zum Schicksal jüdischer Deutscher während der NS-Herrschaft schloss den Gedenktag ab.

Dresden

Sachsen unterstützt neue Antisemitismus-Projekte

Abgedeckt werden unter anderem der Umgang mit Verschwörungsmythen und die Befähigung zur argumentativen Gegenwehr

 01.06.2023

Unglück auf dem Lago Maggiore

Geheimdienst-Mitarbeiter und israelischer Ex-Agent unter den Toten

Israels Außenministerium bestätigt den Tod eines etwa 50 Jahre alten israelischen Staatsbürgers

 30.05.2023

Streaming

Warum Serien über ultraorthodoxe Juden so erfolgreich sind

»Shtisel« und »Unorthodox« fanden weltweit ein großes Publikum auf Netflix. Mit der Serie »Rough Diamonds« steht jetzt wieder eine ultraorthodoxe Familie im Mittelpunkt

von Christiane Laudage  30.05.2023

Studie

Ist Grüner Tee ungesund?

Israelische und kanadische Forscher finden heraus, dass Grüner Tee ungeahnte Gefahren bergen könnte

von Lilly Wolter  28.05.2023

Studie

Ist Grüner Tee wirklich gesund?

Israelische und kanadische Forscher finden heraus, dass Grüner Tee ungeahnte Gefahren bergen könnte

von Lilly Wolter  28.05.2023

Studie

Gefährlicher Aufguss

Israelische und kanadische Forscher finden heraus, dass Grüner Tee ungeahnte Gefahren bergen könnte

von Lilly Wolter  28.05.2023

Wissenschaftler über Berg in Brienz: Es gibt drei Szenarien - zwei sind besonders dramatisch

von Beni Frenkel  25.05.2023

Ermreuth

Angeklagter räumt versuchten Brandanschlag auf Synagoge ein

Die Generalstaatsanwaltschaft geht von einem »rechtsextremen und judenfeindlichen Tatmotiv« aus

 25.05.2023

Bayern

Prozessbeginn wegen versuchten Brandanschlags auf Synagoge Ermreuth

Der Angeklagte soll versucht haben, einen Feuerwerkskörper zu entzünden, um ihn ins Innere zu werfen

 25.05.2023