Zusatzrente

Jahrzehntelang vernachlässigt

Jahrzehntelang vernachlässigt

Israel beschließt Zusatzrente
für NS-Opfer

Am vergangenen Sonntag hat die israelische Regierung ein Leistungsprogramm für Holocaust-Überlebende angekündigt. Danach wird die israelische Staatskasse ehemaligen Insassen von Konzentrationslagern und Ghettos, die keine Entschädigungsrenten beziehen und in Israel leben, monatliche Leistungen von 1.200 Schekel (210 Euro) gewähren. Dies betrifft etwa 8.500 Personen. Zudem will die Regierung sicherstellen, dass das monatliche Gesamteinkommen ehemaliger Lager- und Ghettohäftlinge nicht weniger als 3.400 Schekel (580 Euro) beträgt. Am Montag wurde die Knesset in einer Sondersitzung über die Pläne informiert.
Die israelische Regierung will sich an die deutsche Regierung wegen der Übernahme dieser Kosten wenden. Sollte die Bundesrepublik die Zahlung dieser Renten nicht übernehmen, will die Regierung Olmert in zwei Jahren diese Zusatzrente aus eigenen Mitteln auf etwa 250 Euro aufstocken.
Vorausgegangen waren Proteste von Angehörigen und Vertretern der israelischen NS-Opfer. Sie rügten das ursprüngliche Angebot der Regierung Olmert. Dieser Vorschlag sah vor, dass unter der Armutsgrenze lebende Opfer der NS-Diktatur einen zusätzlichen Betrag von 15 Euro monatlich erhalten sollen. Von den rund 250.000 Holocaust-Überlebenden müssen den Angaben zufolge etwa 60.000 mit 300 Euro und weniger im Monat auskommen.
Weitere 10.000 Überlebende sollen nach der am Sonntag erzielten Übereinkunft finanzielle Erleichterungen in Form von Nachlässen bei Fernsehgebühren und Stromrechnungen sowie bei Medikamenten erhalten. Dafür sind im nächsten Jahr fünf Millionen Euro vorgesehen.
Hingegen gehen bis zu 80.000 Überlebende, die vor den Nazis flüchteten, leer aus. Dies betrifft vor allem osteuropäische Juden, die während des Zweiten Weltkriegs in die Sowjetunion flüchteten. Für diese NS-Opfer, die erst in den vergangenen 15 Jahren nach Israel einwanderten, versprach Olmert jedoch eine Regelung bis Rosch Haschana. »Hier handelt es sich um eine Gruppe, die unter das allgemeine Problem der Altersarmut fällt«, erklärte Olmert.
Ein Gremium von Wirtschaftsexperten will dann Empfehlungen vorlegen, wie die soziale Lage von bedürftigen Älteren verbessert werden kann.
Vergangene Woche hatte die israelische Behörde zur Rechnungsprüfung den Umgang der Regierung mit Holocaust-Überlebenden gerügt. Diesem Bericht zufolge bekommen 143.000 in Israel lebende NS-Opfer überhaupt keine staatliche Unterstützung, 50.000 beziehen eine Sonderrente und 57.000 erhalten Zahlungen aus Deutschland oder anderen Ländern.
Israels Parlamentspräsidentin Dalia Itzik hat sich in der Knesset-Sondersitzung am Montag für die Versäumnisse bei der Entschädigung von Holocaust-Überlebenden entschuldigt. Israel habe von Deutschland Wiedergutmachung verlangt, diese Zahlungen aber nicht in fairer Weise an die Betroffenen weitergeleitet, sagte die Politikerin. Der Staat habe die Nöte der Holocaust-Opfer über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt. ja

Israel

Ministerpräsident Voigt besucht Yad Vashem

Thüringens Regierungschef Mario Voigt (CDU) bereist noch bis Donnerstag Israel. Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hinterließ bei ihm am Mittwoch tiefe Eindrücke

 12.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025