Jerusalem Award 2006

Israels Partner und Freund

von Miryam Gümbel

Den Jerusalem Award 2006 der World Zionist Organization Jerusalem (WZO) und der Zionistischen Organisation Deutschland (ZOD) bekam in diesem Jahr der bayerische Innenminister Günther Beckstein verliehen. Bei »Temperaturen wie in Jerusalem«, wie der Geehrte scherzhaft feststellte, hörten rund 500 Gäste im Münchner Sophiensaal gespannt den Reden zu und begeisterten sich am Rahmenprogramm der Kinder und Jugendlichen der Zionistischen Jugend Deutschland (ZJD).
Die Stadtansicht Jerusalems war auf die Bühnenwand projiziert, überschrieben mit den Worten »because the dream still matters!« Eben weil dieser Traum noch immer Gültigkeit hat, bedürfe es nicht nur der Arbeit der Zionistischen Organisation, sondern der Unterstützung vieler. »Auch 60 Jahre nach der Schoa und fast 60 Jahre nach der Verwirklichung unseres zionistischen Traums, der Gründung des Staates Israel«, so ZOD-Präsident Robert Guttmann bei seiner Begrüßung, »müssen Juden noch immer um ihre Sicherheit fürchten. Doch es gibt Menschen«, sagte Guttmann weiter, »die uns zur Seite stehen. Im privaten Bereich und in der Öffentlichkeit.« Einer von ihnen ist Günther Beckstein.
Die konsequente Haltung dieses Politikers hob der Botschafter des Staates Israel, Shimon Stein, hervor: »Wo immer Sie können, erheben Sie ihre Stimme gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.« Er sehe in Beckstein einen Menschen, der »fest an der Seite Israels« stehe. Dafür erhalte er den Jerusalem-Preis.
Gemeinde- und Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch nannte Beckstein einen verläßlichen Freund der jüdischen Gemeinschaft, einen wichtigen Partner des Staates Israel und eine Symbolfigur für die Kraft der Demokratie: Der »große persönliche Einsatz des Günther Beckstein ist ein Engagement, das sein Grundverständnis als Politiker ausmacht. Wenn es gegen die Feinde der Demokratie geht, kennt der Staatsminister keine Parteigrenzen.« Sie könne sich keinen besseren Preisträger vorstellen. Charlotte Knobloch war selbst vor einigen Jahren mit dem Jerusalem Award geehrt worden.
Eigens aus Jerusalem angereist war David Breakstone von der World Zionist Organization. Er ging auf die doppelte Bedeutung Jerusalems ein – im Alltag und ganz besonders im religiösen Kontext.
Robert Guttmann, der die Auszeichnung in Form eines Schofars an Beckstein überreichte, erinnerte an die Tradition des Schofars, das an den Hohen Feiertagen zu Besinnung und Umkehr aufruft. Es habe auch in der Wüste seine Bedeutung gehabt, als es den verschiedenen Stämmen signalisierte, sich zu sammeln. Seine Töne vermittelten unterschiedliche Botschaften. Die Propheten nutzten sie zur Mahnung, zum Aufruf zur Umkehr. Auf diese Möglichkeit wies Guttmann auch den Preisträger hin: »Vielleicht können Sie diesen Schofarton auch bei ihrer politischen Arbeit nutzen, denn leider sind viele heute in der Politik auf dem falschen Weg.«
In seiner Dankesrede gewann Günther Beckstein die Herzen der Zuhörer, als er die Juden als den »fünften Stamm Bayerns« bezeichnete. »Ohne Juden wäre unsere Kultur nur bruchstückhaft«, ergänzte er. Schnell kam er dann zu seinen Aufgaben in der Verantwortlichkeit für die Sicherheit aller Bürger. In Anlehnung an die während der Fußball-WM immer wieder angesprochenen No-go-areas, forderte er, daß diese überall gelten müßten – und zwar für Extremisten.
Zu seinem in den Laudationes angesprochenen Engagement und dem Einsatz für Demokratie sagte Beckstein: »Ich zeige Gesicht, wenn die Freiheit von Menschen in unserem Land bedroht ist!« Und weiter: »Wenn Grenzen überschritten werden, die aus unserer Geschichte heraus nicht überschritten werden dürfen, dann müssen wir Flagge zeigen.« Deshalb habe er auch – für einen Innenminister nicht gerade selbstverständlich, wie er hinzufügte – an der Demonstration gegen den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad am Tag des Spiels Iran gegen Mexiko in Nürnberg aktiv als Redner teilgenommen.
Doch nicht nur Worte beeindruckten die Festgäste. Schon zwischen den Reden hatten die drei Brüder Michael, Richard und Tommy Ruzicka, zusammen gerade mal 33 Jahre alt, mit ihrem sechshändigen Klavierspiel das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen.
Zionismus live konnten die Gäste dann in dem Programm der ZJD-Jugendlichen erleben. Filmische Szenen mit dem Alltag von gebürtigen Münchnern und von Zuwanderern zeigten das Leben der jungen Menschen zwischen Bayern und Israel auf. Der Satz von Keren R. brachte es auf den Punkt: »München ist meine Heimat, Israel ist mein Zuhause.« Die junge Frau hat gerade in Israel Abitur gemacht und wird dort jetzt auch ihr Studium aufnehmen.
Ebenso eindrucksvoll war das Rahmenspiel. Das eingeblendete Israelfoto war dem Szenenbild einer alten Dachkammer gewichen. Auf dem Dachboden entdeckten zwei junge Menschen – Yael und Pascal – eine Schatztruhe ihrer Großeltern mit Dokumenten zur Geschichte Israels. Vor dem Hintergrund von Historie und politischem Geschehen diskutierten die beiden Vortragenden die Aktualität der zionistischen Idee heute. Und daß diese von einem jungen Mann wie Pascal bejaht wurde, der nach seinem Abitur tatsächlich nach Israel geht, war über die Theorie hinaus beeindruckend.
Lieder und Tänze, präsentiert von den Jugendlichen der ZJD, beendeten den offiziellen Teil. Im Foyer ließen viele der Gäste bei einem Glas Wein den Abend noch einmal Revue passieren.

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