Rabbiner

Infusion für die Seele

von Brett Kline

Vier Rabbiner, ein Amerikaner, ein Israeli, ein Schwede und ein Pole, suchen die Gemeinde ihrer Träume. Und finden sie in Polen. Im September treten sie ihren Dienst an. Pünktlich vor den Hohen Feiertagen sollen sie in ihren neuen Gemeinden eintreffen. In Zusammenarbeit mit Oberrabbiner Michael Schudrich wird Boaz Pash aus Israel in Krakau eingesetzt, Yitzak Rapaport aus Schweden wird in Breslau (Wroclaw) seinen Dienst tun, und Matiyahu Pawlak aus Polen wird die Warschauer Gemeinde betreuen.
Die unerwartete Zuwanderung von Rabbinern solle dazu führen, daß das Judentum in Polen weiterhin zu neuem Leben erweckt wird, sagt Schudrich. »Es gibt hier so viele Menschen, die ihre jüdischen Wurzeln noch nicht entdeckt haben.« Die große Aufgabe sei, diese Menschen zu finden und ihnen zu helfen, das Judentum zu entdecken. Allein in Warschau habe sich die jüdische Gemeinde in den letzten drei Jahren verdoppelt, sie zählt heute rund 500 Mitglieder. Das Durchschnittsalter sei von 70 auf 45 Jahre gesunken. »Wenn man die älteren Mitglieder, die in den vergangenen Jahren verstorben sind, mit in Betracht zieht, dann kann man wirklich sehen, wie sehr wir gewachsen sind«, sagt der Oberrabbiner.
In Warschau an der Nozyk-Synagoge wird Schudrich von Pawlak, der aus Stettin
(Szczecin) kommt, unterstützt werden. Pawlak ist der erste Pole, der die rabbinische Schule absolviert hat. Er wird ebenfalls der erste in Polen geborene Direktor der jüdischen Schule »Lauder Morascha« sein, als Nachfolger der amerikanischen Co-Gründerin der Schule, Helise Lieberman.
»Pawlak habe ich als 15jährigen mit langen Haaren und Bierflasche in der Hand getroffen«, erinnert sich Schudrich. Der 29jährige Vater eines kleinen Sohnes und Absolvent der Yeshiva Universität in New York bestreitet Schudrichs Beschreibung nicht. »Als ich Rabbiner Schudrich vor 14 Jahren traf, war es mir nicht klar, was jüdisch zu sein überhaupt bedeutet. Deshalb bin ich der Meinung, daß ich Menschen, die das erste Mal in eine Synagoge kommen, helfen kann, weil ich aus eigener Erfahrung ganz genau weiß, wie sie sich fühlen.«
Ein anderer Rabbiner mit polnischen Wurzeln, der auch fließend polnisch spricht, ist Yitzak Rapaport. Er wuchs in Schweden auf, seine Mutter hatte Polen 1968 verlassen. »Ich empfinde es als eine spirituelle Erneuerung, daß ich hierher komme« sagt Rapaport, der vor kurzem noch in Oslo arbeitete. Rapaport, Ende 20, kommt mit seiner Frau und zwei Kindernnach Polen. »Noch nie so sehr wie jetzt begreife ich, daß ich hierher gehöre.«
Wenn es jedoch ums Weltenbummeln geht, kommt keiner von der Gruppe an Pash heran. Er ist Vater von fünf Jungen und hat sein Amt in Gemeinden in Portugal, Brasilien, der Ukraine und Indien ausgeübt. Er spricht jegliche Sprache von den Orten, an denen er war, und ist überzeugt, daß er sich mit Polnisch innerhalb eines Jahres vertraut machen kann. »Sich an Orten aufzuhalten, wo alles organisiert ist, empfinde ich als Zeitverschwendung. Demzufolge suche ich nach der Gemeinde, in der man mich braucht«, sagt der neue Krakauer Rabbiner. Pashs Humor, seine Warmherzigkeit und lockere Anschauung kommen besonders bei den jungen Leuten in Krakau gut an.

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