Homosexuelle

Im Namen der Demokratie

Im Namen der Demokratie

Homosexuelle dürfen
in Jerusalem feiern –
trotz heftiger Proteste

Straßenblockaden, lodernde Mülltonnen, Verletzte. Seit Wochen bereits toben aufgebrachte ultraorthodoxe Männer auf den Straßen Jerusalems, um zu verhindern, daß die Gay-Pride-Parade durch ihre Stadt zieht. Am vergangenen Wochenende breiteten sich die Unruhen bis in die strengreligiöse Ortschaft Bnei Brak bei Tel Aviv aus. Brennende Autoreifen blockierten eine der wichtigsten Schnellstraßen des Landes, sechs Polizisten wurden verletzt, 60 Randalierer festgenommen.
In ihrem Unmut über die »lasterhaften und gotteslästernden Gestalten« waren sich Gruppen von Juden, Moslems und Christen einmal einig. Gemeinsam arbeiteten hohe Geistliche der drei Religionen mit Abertausenden von Flugblättern und Petitionen daran, die »Ungläubigen aus der Heiligen Stadt fernzuhalten«. Nach den gewalttätigen Eskalationen der letzten Tage und einer Vielzahl von Todesdrohungen gegen die Umzugsteilnehmer bat die Jerusalemer Polizei Generalbundesanwalt Menachem Mazuz am Sonntag, die Parade endgültig zu untersagen. Zu wahrscheinlich sei die Gefahr des Blutvergießens. Im letzten Jahr hatte ein jüdischer Extremist drei Demonstranten niedergestochen.
Der Generalbundesanwalt jedoch traf eine andere Entscheidung: Trotz aller Widerstände wird der Umzug am Freitag durch Jerusalem ziehen dürfen. »Die Parade steht für die freie Meinungsäußerung und das Recht homosexueller Menschen zu demonstrieren«, begründete er seinen Entschluß. Bereits vor Monaten hatte der Oberste Gerichtshof verfügt, daß die Gay-Pride-Parade stattfinden darf. Mazuz verlegte jedoch den Verlauf der Route, um religiöse Viertel zu umgehen, und bat Polizei sowie Homosexuellen-Aktivisten, gemeinsam an einer »Veranstaltung mit anständigem Charakter zu arbeiten«.
Der Organisator, das Jerusalemer »Offene Haus für Stolz und Toleranz«, feierte die Entscheidung als »starkes Zeichens der Demokratie in Israel«. Die Vorsitzende Noa Satat erklärte, daß »Mazuz die Demokratie verteidigt und nicht vor Gewalt und Terror kapituliert hat«. Yitzchak Levi von der Vereinten Nationalen Religionspartei sagte, daß Mazuz besser seine Meinung ändern solle, bevor es zu spät sei.
Ob Pro oder Kontra – alle Seiten befürchten eine Welle der Gewalt, wenn die Feiernden auf die Fanatiker treffen. Um dieses Szenario nicht Wirklichkeit werden zu lassen, sind am Freitag 12.000 Polizisten im Einsatz. Sabine Brandes

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